Die CS im Elend

Die Credit Suisse steht wohl nur noch aus Gewohnheit aufrecht. Was sagen die Medien?

Die einstmals stolze Bank, gegründet vom Wirtschaftspionier Alfred Escher, hängt schon länger in den Seilen. Sie hatte das einmalige Kunststück geschafft, gleich zweimal Milliardenverluste mit Geschäften einzufahren, die jedes funktionierende Controlling unterbunden hätte.

Aber es kommt weiterhin knüppeldick. Die Schweizer Bankenaufsicht FINMA, aus Gewohnheit umso sanfter und umgänglicher, desto grösser die Bank, hat für ihre Verhältnisse gleich zwei scharfe Communiqués herausgelassen. Zur «Beschattungsaffäre»: «Schwere Aufsichtsrechtverletzungen», «mangelhafte Corporate Governance», «organisatorische Mängel und Verfehlungen», Rüge an zwei Personen und ein «Enforcement-Verfahren», FINMAs schärfste Waffe, gegen drei weitere CS-Nasen.

Dann wäre da noch die Beteiligung der CS am Staatsbankrott von Mosambik: «Die Credit Suisse hat im Zusammenhang mit Kreditgeschäften aus dem Jahr 2013 mit Staatsunternehmen aus Mosambik schwer gegen das Organisationserfordernis und die geldwäschereirechtliche Meldepflicht verstossen.»

Alles gewählte Ausdrücke anstelle von: Saftladen. Plus Bezeichnungen, gegen die das leider immer noch existierende Legal Department der Bank wohl ein paar Einwände hätte.

Wie reagieren nun die Schweizer Medien auf diese Doppelklatsche? Zurückhaltend, muss man sagen, zurückhaltend.

Der «Blick» riecht Verdauungsprobleme an einem «schwarzen Tag».

Die NZZ blickt etwas bang in die Zukunft der Bank.

Tamedia bleibt gerne neutral.

CH Media sieht Drohendes am Horizont.

Die Lektüre der Original-Medienmitteilungen der FINMA lohnt sich durchaus.

Neben diesem eher sanften Gesäusel gibt es einen, der kein Blatt vor den Mund nimmt und damit erfrischend aus diesem Einheitsbrei herausragt. Natürlich, es ist Lukas Hässig auf seinem Finanzblog «Inside Paradeplatz»*.

Die Lektüre der bislang zwei Artikel von Hässig lohnt sich ebenfalls.

Obwohl es langsam schwierig wird, das Grauen in Worte zu fassen, ohne sofort in der Todeszone der Rufschädigung finanziell zu verröcheln, schreibt er Klartext:

«Die Credit Suisse ist auf einem neuen Tiefpunkt angelangt. Moralisch, beim Ruf, im Volk. Die Bank ist morsch, eine Firma, die weder Recht noch Ethik kennt, die Menschen jagt, beschattet, einschüchtert.»

«Die Kontroll-Behörde zeichnet das Bild eines Konzerns, der von einem Zirkel von durchgeknallten Leaders geführt wurde, die sich als Geheimdienstler und Verschwörer gebärdeten.»

«Nicht nur der moralische Kompass, also das Gespür dafür, was geht und was definitiv weg von allem liegt, ist der obersten Führung komplett abhanden gekommen. Deren ruchlose Aktionen führten zu unvorstellbarem Leid.»

«Der damalige VRP Urs Rohner legte «am 1. Oktober 2019 an einer frühmorgendlichen Pressekonferenz das Resultat seiner Untersuchung offen. Wir tolerieren kein Spionieren, warf sich Rohner in Pose. Nebenbei bedauerte er den am Vorabend bekannt gewordenen Suizid des Sicherheitsmanns.

Nun ist Rohner seit einigen Monaten weg. Und jetzt kommt eine CS zum Vorschein, die unter dem einstigen Spitzen-Hürdenläufer von einem Vorzeige-Betrieb zu einer Spelunke wie aus einem Groschenroman verkommen ist.»

Die Gesamtlektüre lohnt sich durchaus.

Das war der erste Streich, der zweite folgt sogleich

Das ist aber nur ein Teil der neuerlichen Doppelklatsche. Der andere heisst Milliardenkredit an Mosambik. Der Wirtschaftsdienst Bloomberg meldet, dass die CS sich mit insgesamt 475 Millionen US-Dollar von diversern Untersuchungen in den USA, England und der Schweiz loskauft.

Während die FINMA säuselt, spricht die US-Börsenaufsicht Klartext: «Die fehlbaren Bankdirektoren konnten den Plan auszuführen, weil die internen Buchhaltungskontrollen der Credit Suisse mangelhaft waren, weil sie sich bei der Strukturierung des Geschäfts in unangemessener Weise auf die CS Banker verliessen und weil die Reputations-, Kreditrisiko- und Compliance-Gruppen der Bank die Bestechungsrisiken nicht ausreichend erkannten.»

Mosambik ist ein Skandal für sich; wir verweisen hierzu auf unseren letzten Artikel in der BaZ, bevor Tamedia vollständig die Kontrolle übernahm und seither nur weichgespülter Einheitsbrei aus Zürich abgefüllt wird. Mit dieser Busse sind natürlich allfällige Haftbarkeitsklagen, die von sich über den Tisch gezogen fühlenden Aufkäufern dieser Kreditpapiere angestrengt wurden, noch längst nicht erledigt.

*Packungsbeilage: René Zeyer publiziert gelegentlich auf «Inside Paradeplatz».

Siehe auch «Tut das eine seriöse Bank?» in der Folge.

 

2 Kommentare
  1. morgenpost
    morgenpost sagte:

    Ich kaufe Aktien der Credit Suisse. Je mehr negative Schlagzeilen über und von der Bank um so besser weil der Aktienkurs dann meistens mal kurz nach unten geht. Diese Chance nutze ich gnadenlos. Credit Suisse bringt mir noch Supergewinne. So ab 2023 wenn mal alles Problematische geräumt ist.

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  2. René Küng
    René Küng sagte:

    «Die Bank ist morsch, eine Firma, die weder Recht noch Ethik kennt, die Menschen jagt, beschattet, einschüchtert.»
    Fragen Sie mal Schweizer Ärzte die sagen, dass die Impfungen gefährlich sind (Verbrechen müssen die nicht mal in den Mund nehmen),
    Lehrer, die sich weigern, Kinder hinter Masken (nicht gut zur Belüftung von ‹Hirnschmalz›) zu verdonnern,
    Polizisten die nicht auf friedlich demonstrierende Bürger einprügeln wollen

    dann können Sie ‹Bank› auch durch ‹Staat› ersetzen. Oder ‹Medien› oder ‹Justiz›, alles was uns eigentlich lieb und teuer sein sollte.
    Nicht nur hier in der Schweiz.

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