#Netzambulanz als Notfall

Im Imperium von Jolanda Spiess-Hegglin brennt’s lichterloh.

Seit der feuchtfröhlichen Zuger Feier kämpft die Netzaktivistin darum, dass man sie und ihr Privatleben endlich in Ruhe lässt. Vergeblich, aber so erfolgreich, dass sie daraus ein Geschäftsmodell gemacht hat.

Als sie diesen Frühling freudig bekannt gab, dass das Eidgenössische Departement des Inneren ihrer Organisation «#Netzambulanz2021» eine Finanzhilfe von fast 200’000 Franken zugesprochen hatte, gab es ziemlich Aufregung in der Öffentlichkeit.

Nicht nur die SVP fragte, wie sich das erklären oder rechtfertigen liesse, wie eine solche Unterstützung mit dem Verhalten von Spiess-Hegglin vereinbar sei, die immer wieder durch grobe Ausfälligkeiten auffiel, obwohl sie sich eigentlich dem Kampf gegen Hass und Hetze im Internet verschrieben hatte.

In aller Eile musste der Vorstand ihres Vereins zwischen der Geschäftsführerin und der Privatperson Spiess-Hegglin unterscheiden, und zähneknirschend einräumen, dass man diverse Auflagen der Behörde erfüllen werde. Eher ranzig reagierte man auf einen klarer Rüffel an die Adresse der Geschäftsführung.

Links der Rücktritt, daneben der unterzeichnete Zwischenbericht.

Für sie in die Bresche geworfen hatten sich die beiden Nationalrätinnen Tamara Funiciello (SP) und Greta Gysin (Grüne). Sie amtieren seit November letzten Jahres als Co-Präsidentinnen des Vereins «Netzcourage».

Tschakata: Rücktritt per sofort

Amtierten. Am Freitag letzter Woche dann der Paukenschlag. In einer dürren Medienmitteilung gab der Verein bekannt, dass die beiden Co-Präsidentinnen «in Übereinkunft mit der Geschäftsführerin Jolanda Spiess-Hegglin ihr Amt per sofort» niederlegen. Gerade hatten sie ihre Geschäftsführerin noch öffentlich verteidigt, den geforderten Halbjahresbericht unterzeichnet, und nun das.

Warum bloss?

«Ihre Vorstellungen über die Ausrichtung des Vereins decken sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht mit den Vorstellungen der Geschäftsführerin.»

Echt jetzt? Das haben die beiden sozusagen von einem Tag auf den anderen entdeckt? Und wieso wird betont, dass das in «Übereinkunft» mit Spiess-Hegglin erfolgte? Die braucht es doch gar nicht, wenn ihre Vorgesetzten sich entschliessen, nicht mehr mitzumachen.

Mit Verlaub, sofortiger Rücktritt nach kräftiger Unterstützung und Abnicken eines Halbjahresberichts, wo doch alles laut den gleichen Co-Präsidentinnen super unterwegs ist, alle Zielsetzungen erreicht wurden, die Arbeit nötiger denn je sei?

Offensichtlich: es hat gekracht, aber gewaltig. Nur um die Fassade zu wahren, hat man sich auf ein solches, zudem sackschwaches Wording verständigt. Die Spiess-Hegglin wohlgesonnenen Medien (oder diejenigen, die die ewigen Zickenkriege leid sind) berichten neutral-wohlwollend über den Abtritt, zitieren einfach die Mitteilung und enthalten sich jeglicher kritischer Fragen.

Nur die «Republik» pfeift etwas im dunklen Wald: «Das kann natürlich passieren und wäre an sich nicht weiter schlimm.» Allerdings, bibbert das Organ der guten Lebensart, ob damit dann der Verein ein gutes Stück politischer Unterstützung verliere?

Das dürfte allem Anschein nach aber nicht sein grösstes Problem sein …

Braucht «Netzambulanz» selber eine Ambulanz?

Bezeichnend für das Elend aller tapferen Kämpfer gegen Hass und Hetze im Netz und für Fairness und Transparenz: Auf Fragenkataloge antworten, das gehört nicht zum Angebot. Vor allem, wenn sie präzise sind und eigentlich genügend Frist vorhanden wäre. Da verstummen die beiden Nationalrätinnen. Auch das Eidg. Büro für Gleichstellung  hat plötzlich Sendepause. Auch die Anwältin von Spiess-Hegglin; die wiederum antwortet ebenfalls nicht, stellt aber die Fragen auf ihre Social Media Kanäle, damit ihr Fanclub sich erregen kann.

«Fairmedia» rafft sich kurz nach Antwortfrist zu einem allgemeinen Geschwurbel statt der Beantwortung von 5 konkreten Fragen auf. Die Spitzenleistung kommt aber von der neuen Präsidentin des Vereins «Netzcourage»; ihre Antwort auf 5 nötige Fragen:

«Ich habe keinen Anlass, an den Verlautbarungen meiner Vorgängerinnen zu zweifeln.
Zu Ihren anderen Fragen:
Würden Sie diese auch einem Mann stellen?»

ZACKBUM hingegen beantwortet alle Fragen, die uns gestellt werden: Ja, würden wir.

12 Kommentare
  1. Victor Brunner
    Victor Brunner sagte:

    Tamara Funiciello (SP) und Greta Gysin (Grüne) beide mitverantwortlich für das Desaster sind zurück getreten weil sie befürchteten ihre Honigtöpfe im NR zu verlieren!

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    • Rolf Karrer
      Rolf Karrer sagte:

      Ziemlich berechnend und gar feige, meinte ich. Das sinkende Schiff haben die beiden Damen definitiv zu spät verlassen. Es heisst also: Mitgegangen mitgefangen.

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  2. Sam Thaier
    Sam Thaier sagte:

    Die neue interimistische Netzcourage-Präsidentin Liliane Ritzi scheint die folgerichtige Wahl zu sein. Die «Neurofeedback-Therapeutin» beschreibt sich als «nicht weichgespült» – und sie kann Brücken bauen.

    Hoppla:

    Jetzt sollte sie bloss noch verinnerlichen, Presseanfragen mit Anstand und ohne doofen Plattitüden zu beantworten. Brücken bauen in Anstand!

    https://lilianeritzi.com/ueber-mich-passia-liliane-ritzi/

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    • Eveline Maier
      Eveline Maier sagte:

      Die reiche Biographie dieser Kriseninterventionistin, Gehirntrainerin und Neurofeedback-Therapeutin ist endlos. In der satten, griesgrämigen und aufgekratzten Schweiz scheinen solche Angebote wohl stark gefragt zu sein. Insbesondere im Irrgarten gefangene Radikalfeministinnen brauchen eine einfühlsame Zuhörerin. Abhanden gekommene Zufriedenheit muss durch die Fachfrau kostspielig neu gelernt werden.

      Ich denke, dass man das Paradies im Alltagsleben suchen sollte. Sonst verpasst man das Leben.

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      • Beth Sager
        Beth Sager sagte:

        Die anspruchsvolle Hausarztmedizin stirbt in der Schweiz aus mit schlimmen folgen.

        Stattdessen hat die Anzahl von Psychotherapeuten, Kriseninterventionistinnnen, Eheberater, Mediatoren und Supervisionäre auf einem nie geglaubten Level zugenommen. Alleine in der Stadt Zürich gibt es 437 Einträge unter dem Begriff «Psychologe».

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  3. Jürg Streuli
    Jürg Streuli sagte:

    Es war vorauszusehen, dass die Zusammenarbeit der drei prominenten Frauen in die Brüche gehen würde. Denn Spiess-Hegglin ist eine Einzelkämpferin, welche im Mittelpunkt stehen möchte. Zudem hat Funiciello den Zweck erfüllt, über ihre Beziehungsnetze an Steuergelder zu kommen. Zum Abgang dürften den beiden Damen auch vertiefte Einblicke genügt haben. Nämlich das es Spiess-Hegglin in erster Linie um Kampf und Rache für sich selber geht. Gegen Michèle Binswanger, gegen weitere „Schmierfinken“ auf Redaktionen, gegen die SVP sowie andere „Faschisten“ und so weiter. Die Reputation von Spiess-Hegglin liegt durch ihre primitiven Ausfälligkeiten auf dem Boden. Das in Kürze erscheinende Enthüllungsbuch von Michèle Binswanger, welches endlich die Sicht von Markus Hürlimann einbringt, dürfte Spiess-Hegglin noch den Rest geben.

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    • Marcella Kunz
      Marcella Kunz sagte:

      Das Buch wird leider nicht «in Kürze» erscheinen. Jetzt ist Lausanne an der Reihe – und nachher vermutlich Strassburg. Es wird somit noch Jahre dauern. Irgendwann ist der Punkt erreicht, an dem M. Binswanger die Lust vergeht oder sich niemand mehr dafür interessiert. Und genau dieses Ziel verfolgt Sp.-H. mit ihrer Spielverzögerung.

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  4. Adrian Venetz
    Adrian Venetz sagte:

    Ich bin erschüttert von der Antwort von Netzcourage. Die Frage «Würden Sie diese Fragen auch einem Mann stellen?» impliziert, dass die Welt nur aus Frauen und Männern besteht. Wie wir aber endlich wissen sollten, ist das falsch – ein verkrustetes Gedankenprodukt von konservativen Geistern. Ich bitte Netzcourage, künftig auf die Abstützung auf solch althergebrachte Weltbilder zu verzichten und korrekterweise die Frage folgendermassen zu formulieren: «Würden Sie diese Fragen auch einem Menschen mit männlichen Geschlechtsteilen sowie non-binären Anhängern der LGBTQIA+-Community stellen?» Dass Sie, Herr Zeyer, hier nicht mit dem nötigen Fingerspitzengefühl agieren, sei Ihnen als altem, weissen Cis-Mann, der offensichtlich ebenfalls ein überholtes archaisches Weltbild pflegt, ausnahmsweise verziehen. Sie sind vermutlich ein hoffnungsloser Fall.

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    • Beat Reichen
      Beat Reichen sagte:

      Ein hoffnungsloser Fall vielleicht, aber zum Glück in der Mehrheit;-). Ich bin Stolz auch dazu zu gehören!
      PS: Mittlerweile erkenne ich Ihre Ironie:-)

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    • Tim Meier
      Tim Meier sagte:

      Zum Glück bin ich in der IT. Da gibt’s keine Bruchteile von Bits, sondern nur die Zustände 0 und 1. Auch können die Programmiersprachen weder gegendert noch deren Syntax vergewaltigt werden. Sonst gibt’s vom Compiler eins auf die Finger.

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