Aber hallo, liebe NZZ

Der neue Feuilletonchef Benedict Neff langt kräftig zu. Bravo.

Es herrscht Elend, Zähneklappern, Gewäffel und Gejammer auf dem Schweizer Medienmarkt. In einer seltsamen Volte werfen sich Linke und Alternative dafür in die Schlacht, dass schwerreiche Medienclans mit Steuermilliarden unterstützt werden.

Geschenke für Multimillionäre, was für eine Verwirrtheit, was für ein Verrutschen aller Massstäbe. Das ist bei der NZZ entschieden anders. In jeder Beziehung. Denn der NZZ-Verlag ist ausgesprochen für das verabschiedete Mediengesetz als «Kompromiss», und somit entschieden gegen das ergriffene Referendum.

Was bei Tamedia, CH Media oder Ringier völlig ausgeschlossen wäre, ist bei der NZZ offenbar gelebte Liberalität. Schon der zweite Redaktor knallt den Befürwortern der Steuermilliarde schwer eine vor den Latz.

Spitzenleistung an Klarsicht.

Der neue Feuilletonchef langt richtig zu

Diesmal ist es immerhin der frischgebackene Feuilleton-Chef Neff. «Die verlorene Glaubwürdigkeit der Schweizer Grossverleger», so lautet der Titel seines Kommentars, und in dieser Preislage geht es weiter.

Neff bringt die Schizophrenie auf den Punkt:

«Die geplante Förderung der Schweizer Medien droht an der Urne zu scheitern. Und dies zu Recht. Aus liberaler Sicht sind die Subventionen abzulehnen. Aber auch Linke dürfen sich fragen: Brauchen schwerreiche Unternehmer wirklich Staatshilfe?»

Natürlich nicht, erklärt Neff. Mehr noch; die Verlegerclans würden immer mit der Wichtigkeit ihrer Aufgabe hausieren gehen und damit, dass die Glaubwürdigkeit das grösste Kapital der Medien sei. «Umso mehr wundert man sich, dass der Verlegerpräsident und seine Verbandskollegen so fahrlässig mit der Glaubwürdigkeit des Journalismus umgehen.» Zack.

Im Gegensatz zum Gesülze von Linken und vom Verlegerverband bringt es Neff auf den Punkt:

«Bei den Familien Coninx (TX Group), Ringier (Blick) und Wanner (CH-Media) handelt es sich um reiche bis schwerreiche Familien, die über Jahrzehnte vorzüglich am Mediengeschäft verdient haben und immer noch gut verdienen.»

Neff zieht den Exponenten dieser schwerreichen Familien die Hosen stramm. Sowohl Ringier-CEO Marc Walder wie Pietro Supino von Tamedia sprächen von «primitivem Populismus» der Gegner der Mediensubventionierung, von «purer Polemik». Neff: «Mit Stilkritik reagiert oft, wer nicht in der Lage ist, die Argumente des Gegners auseinanderzunehmen.» Tschakta.

 

Clanbildung ist in Schottland gut, aber nicht in den Medien.

Neff verarbeitet die wenigen Argumente der Befürworter zu Kleinholz

Neff hat einen Lauf:  «Für die Glaubwürdigkeit privater Medienunternehmen ist die grösstmögliche Unabhängigkeit von zentraler Bedeutung.»

Der Coninx-Clan würde von der Medienförderung am stärksten profitieren, konstatiert Neff, dabei kontrolliere der Clan bereits 40 Prozent der veröffentlichten Meinung in der Deutschschweiz und 70 Prozent in der Westschweiz.

«Wer glaubt, dieses Zeitungskonglomerat habe sich in den letzten Jahren um den Journalismus besonders verdient gemacht, irrt. Obwohl sich der Verlag ein eigenes Korrespondentennetz gut leisten könnte und dies der Förderung von Schweizer Journalisten zweifellos dienen würde, stammt der Ausland-Teil bis auf wenige Artikel aus der «Süddeutschen Zeitung».» Zackbum.

Die TX Group habe dabei nach den Regeln des Kapitalismus gespielt, Marktanteile aufgekauft und die Kosten gedrückt. Alles erlaubt.

«Stossend und bigott wird es aber, wenn ein solches Unternehmen die hohle Hand macht und die Steuerzahler bittet, für die angeblich notwendigen Investitionen aufzukommen, die es selbst schon lange nicht mehr tätigen will.»

Dass hier die «Republik» und Tamedia vereint im Kampf für die Steuermilliarde seien, das ist in den Augen Neffs wirklich nur noch ironisch zu verstehen. «Die klassenkämpferische Attitüde der «Republik»-Journalisten ruht in diesem speziellen Fall aber: Gemeinsam mit Supino freut man sich auf die künftigen Millionen.»

Mit liebevoller Unterstützung der Klassenkämpfer von der «Republik».

Fazit: «Dass die Verleger nicht die Kraft haben, sich aus der Umarmung der Politik zu befreien, ist bedauernswert.» Das nennt man mal eine Breitseite, einen Blattschuss. Ein Kommentar zum Einrahmen.

Es ist auch mehr als ironisch, dass einzig die NZZ, von Linken gerne bis heute als Sprachrohr des Kapitals geschmäht, so klare Worte findet. Gegen die Interessen des Kapitals, gegen den eigenen Verlag, der sich auch auf Subventionsmillionen freut.

Die NZZ erledigt die Denkarbeit und kritisiert die Unterstützung reicher Clans mit einer Steuermilliarde. Linke Exponenten werfen sich für Multimillionäre in die Bresche. «World gone mad», so nannte der alte Weise Bob Dylan vor Jahren eine Song-Sammlung. Wie recht er doch hat.

3 Kommentare
  1. Hans von Atzigen
    Hans von Atzigen sagte:

    Die Verleger wollen offensichtlich nicht ihre eigenen Buden mit anderswo angelegtem Eigenkapital Subvenzionieren Die wissen genau, Sie haben die Entwicklung längst verschlafen das mit den in jeder Hinsicht Schrottbuden nichts mehr zu machen ist. Da läuft eine knallharte indirekte Ansage an die Politik und den Steuerzahler.Wenn ihr den zu oft Hanebüchenen Schrott weiter geniessen wollt, dann bitte schön dafür bezahlen. Wenn nicht dann lassen wir die Buden in den Konkurs treiben oder verscherbeln die Trümmer dem Meistbietenden.Der Konsument und Steuerzahler, sollte die gebotene Chance ergreifen auch wenn es dem einen und anderen das Herz bricht.Ganz viele andere kratz das sehr wenig, die sind diese zu oft einseitig Meinungstenor und weitere Untugenden Medien längst leid. Ganz einfach nein zu den Steuerfinanzierten Medien,das spart eine MengeGeld und gibt vielen neuen alternativen Anbietern eine echte Chance es besser zu machen.Die Digitalisierung macht es möglich weniger Kosten mit einem Vielfältigeren Angebot. Anstatt über die Steuern besser direkt in die Zukünftigen mit dem Besten auch Qualität, Kosten- Nutzen Verhältnis investieren auch auf zumindest. Warum nicht ? (Auch auf zum Teil) auf Abo Basis.
    (ZB. Portal 24 ist ein, unter noch anderen, guter Ansatz.)

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  2. René Küng
    René Küng sagte:

    Noch ein ‹Schreibfehler›?
    «Dass die Politiker nicht die Kraft haben, sich aus der Umarmung der Verleger zu befreien, ist bedauernswert.»
    Oder umarmed doch Klaus Schwab diese ganze wefsche Verbrüderschwesterung, trotz Abstandsregeln? Viel Spass auf diesem schlüpfrigen Tanzparkett.

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  3. Marcella Kunz
    Marcella Kunz sagte:

    Join the rich. Die Linken mit ihren Portalen profitieren eben auch von diesem staatlichen Geldregen. Deshalb ist die Allianz mit den Schwerreichen gar nicht überraschend. Diese Verbrüderung von angeblichen Klassenfeinden ist auch bei Corona, Klima, EU, Migration etc. an der Tagesordnung.

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