Das Tier im Menschen

Es gibt einen Bodensatz von hemmungslosen Halsern, Berserkern und Verzweifelten. Na und?

Das Blatt für empfindsamen Umgang mit Mensch und Welt berichtet Schreckliches: Der «Arena»-Moderator Sandro Brotz «wurde bedroht». Fassungslos konstatiert «Blick»:

«Die Fronten in der Corona-Diskussion verhärten sich immer weiter.»

Schlimm. Es soll ja Schmierfinken geben, die den Massnahmen-Skeptilern unterstellen, sie stünden in der Tradition von Adolf Hitler oder Stalin. Selbst Bundesräte sollen angeblich «gleich noch den Unsinn» verbreiten, «die Covid-Impfung mache Frauen unfruchtbar.

Mit derlei Darbietungen bestätigt dieser Meister der Doppelzüngigkeit die radikalen Impfgegner in ihrer Haltung und er befeuert sie in ihrem Tun.»

Da müsse die «Gesamtregierung Haltung zeigen und den Brandstifter in die Schranken weisen. Sonst riskiert sie ihre eigene Glaubwürdigkeit – und den Frieden im Land», donnert der «Tages-Anzeiger» gegen solche Brandstifter.

Wer ist Schmierfink, wer Brandstifter, wer Hetzer?

Ähm, da ist jetzt was durcheinandergeraten. Der Schmierfink ist der SoBli-Chefredaktor Gieri Cavelty, und der brandstriftende Tagi teilt nicht gegen ihn, sondern gegen diesen Bundesrat aus.

Gieri Cavelty mitsamt Filterbrille.

Aber zurück zum bedrohten TV-Schaffenden. Brotz ist selbst kein Kind von Traurigkeit und keilt bei fast jeder Gelegenheit gegen «Corona-Leugner». So beschimpfte er Manifestanten in Liestal schon mal als «Flacherdler». Als er sich damit überrschungsfrei einen Shitstorm einhandelte, zog er sich beleidigt aus den asozialen Medien zurück und heulte sich in der TV-Sendung «Journalisten therapieren Journalisten» aus.

Auch die 100 Seiten starken «publizistischen Leitlinien», wo es heisst, «wir stehen für die Werte und die Haltung von SRF» auch «in unseren privaten Posts auf Social Media ein»,  hielten ihn nicht davon ab. Scheiss drauf, sagt Brotz zu diesem Wertediktat. Als Brotz es einmal wagte, in einem «Club» auch «Corona-Kritiker» zu Wort kommen zu lassen, stiess ihn Tamedia gleich zurecht:

«Club wird zum Gugus-Spreader Event».

Glücklicherweise verstand kaum einer diesen Gugus-Titel eines Gaga-Kommentars, aber im Text wurde dann ohne Maske geholzt: «Brotz und Lüthi liessen Nonsense unwidersprochen passieren.»

Nach diesem Ausrutscher wieder auf Linie eingespurt

Seither ist Brotz wieder auf Linie, also beschimpft er die Demonstraten von Bern, insbesondere die «Freiheitstrychler», als «undemokratisch», «unwürdig», gar «unschweizerisch». In einer Live-Schalte in der «Arena» entblödete sich Brotz sogar nicht, einen Vertreter der Treichler zu fragen, ob der denn «ein Patriot» sei.

Unschweizerisch, unpatriotisch, das schallte früher Gesinnungsgenossen von Brotz entgegen, inklusive «Moskau einfach». So ändern sich die Zeiten und die Verwendung von Worten.

Schon immer gab es aber einen Bodensatz in der Gesellschaft, der hässig herumkrakeelt. Stammtischkapitäne, die mit zunehmenden Alkoholkonsum immer lautstärker die Welt neu regeln und ordnen, überzeugt von ihrer eigenen Mission.

«Da sollte man mal, da müsste man, die da oben haben doch keine Ahnung, endlich Saustall ausmisten, Gelump muss weg, verdammte Ausländer, Andersdenkende, Abweichler. Alle unpatriotisch, unschweizerisch.»

So etwa lärmte es früher durch dichter werdendne Stumpenrauch, nach solchen Ausbrüchen kam ein beruhigendes «Vreni, noch ein Halbeli für alle», und man wankte befriedigt heim: mal wieder allen alles gezeigt. Nur blöd, dass keiner auf einen hört.

Es gibt dann Zeitgenossen, die das Tier im Menschen so angefüttert haben, dass sie sich hinhocken müssen und schriftlich üble Drohungen ausstossen. Meistens im Wir-Format, «wir wissen, wo du lebst», «wir werden dir» dies und das antun.

Jeder, der sich in der Öffentlichkeit exponiert, bekommt ab und an Drohungen. Übler und übelster Art. In unserer Sammlung sind ebenfalls Drohbriefe, Mails, als hübsches Exponat eine Pistolenkugel, vor Jahren wurde einmal in unserem Wohnquartier ein Plakat an viele Hauswände gekleistert, das mit Foto vor diesem üblen «Nachbarn» warnte.

Kläffer und Androher von Mord und Totschlag sind Maulhelden

Hunde, die belfern, beissen nicht. Normalerweise; der Amokläufer von Zug ist das traurige Schweizer Beispiel des Gegenteils. Man kann das einfach ignorieren (wie wir das tun), oder man kann versuchen, den Absender zu eruieren und gegen ihn vorzugehen. Wie das viele tun. Denn die meisten dieser Deppen, wenn sie es vermeintlich anonym per Mail tun, sind zu blöd um zu wissen, dass es Methoden gibt, ihre Identität zu enthüllen.

Nun will der «Blick» keine Gelegenheit auslassen, über die zunehmende Hetze, die Verhärtung, die Gewaltbereitschaft in der Schweiz zu lamentieren. Die natürlich ausschliesslich von Massnahmen-Skeptikern, Impf-Gegnern, Corona-Leugnern ausgeht.

Maulheld. Anonym oder Redaktor?

Nun hat sich Brotz auf Instagram für die Reaktionen zu seiner letzten Sendung bedankt und erwähnt: «abgesehen von den Drohungen (die übrigens von mir konsequent zur Anzeige gebracht werden).»

Story mit Hilfe der Luftpumpe

Das stellt das Analyseorgan «Blick» in einen grösseren Zusammenhang: «Es ist nicht das erste Mal, dass sich Brotz im Laufe seiner SRF-Karriere mit dieser Thematik konfrontiert sieht. Bereits 2016, als er noch durch die «Rundschau» führte, sprach er davon, Drohungen gegen «Leib und Leben» zu erhalten.»

Furchtbar, nun versuchte «Blick», vom bedrohten TV-Mann eine Stellungnahme zu erhalten. Um was für eine Drohung handelt es sich denn genau, braucht er Polizeischutz, geht es auch gegen seine Familie? Wie konkret ist die Drohung, ist schon bekannt, ob sie von einem «Freiheitstrychler» oder gar aus dem Umfeld der SVP stammt? Vielleicht aus dem Vorzimmer eines Bundesrats?

Blöd aber auch:

«Auf Nachfrage von Blick wollte sich Brotz nicht weiter dazu äussern. Darauf angesprochen, wie das SRF als Arbeitgeber mit der Thematik umgehe, heisst es, dass man intern aufgrund des mittlerweile raueren Umgangston, Unterstützungsangebote wie Kurse und Coachings anbieten.»

Als Journalismus noch etwas mit Anstand und Augenmass zu tun hatte, hätte spätestens hier ein Qualitätskontrollstelle gesagt: schade, das war dann der Todesstoss für die Story. Nullnummer, heisse Luft, kein Platz dafür im Blatt. Aber das war gestern. Heute wird nicht nur heisse Luft publiziert; auch Fürze verpesten die Medien.

3 Kommentare
  1. Hans von Atzigen
    Hans von Atzigen sagte:

    Nix neues, nix überraschendes‚ wenn es um massloses überdrehen geht, stand und steht der Blick schon immer in der ersten Reihe.
    Aluhut und dergleichen mehr „kuscheliges» wer hat es erfunden,resp. breit hinausposaunt der Blick und 20 Min.
    Na ja 20 Min. hat etwas moderater „draufgehauen».
    Feuer legen und danach die Feuerwehr der Brandstiftung bezichtgen.
    Logo geht auch so, ob das klug und zielführend ist, ist eine andere Sache.

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  2. Simon Ronner
    Simon Ronner sagte:

    Richtig so. Der Saustall SRF gehört tatsächlich ausgemistet.

    Genauso wie die «Blick»-Knallerschlagzeile «Polizei-Sondereinheit Skorpion muss Berset schützen» dient auch das plakative Gejammer von Brotz einzig und allein dazu, die Gegenseite zu diskreditieren, in die extremistische Ecke zu stellen. Ein billiges Tricklein, welches schlussendlich bloss die Trennung verschärft, die Gehässigkeiten noch mehr anheizt.

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  3. Tim Meier
    Tim Meier sagte:

    Das Mitleid mit Broz hält sich in Grenzen. SF zahlt sicher höhere «Anseichprämien» als Gemeinden ihren Gemeinderäten.

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