Quellenstudium à la Tagi
Wer war gewalttätig? Erregte Massnahmengegner oder Agents Provocateurs? Tamedia probiert eine neue Methode der Wahrheitsfindung.
Auch Tage nach der Demo vom Donnerstag in Bern gehen die Wogen noch hoch. Wer war gewaltbereit, wer hat am Zaun gerüttelt, wer hat wen provoziert, wer hat eskaliert?
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Während sich der SoBli darum kümmert, alles in einen Topf zu schmeissen, von den «Freiheitstrychlern» über Ueli Maurer bis zum Referendumskomitee, das erfolgreich 50’000 Unterschriften gegen das Milliarden-Subventionsgesetz für Medien gesammelt hat, geht Tamedia investigativ auf Spurensuche.
Im ganzen Schlamassel vom Donnerstagabend gibt es zwei Vorfälle und eine Behauptung, die besonders kontrovers dargestellt werden. Haben Gegendemonstranten der sogenannten Antifa-Bewegung gewalttätig versucht, den Demonstrationszug aufzuhalten und dabei einen Sicherheitsmann der Freiheitstrychler «mittelschwer» verletzt, wie die behaupten?
Waren es Demonstrationsteilnehmer oder Provokateure, die solange am Absperrgitter vor dem Bundeshaus rüttelten, bis die Polizei Wasserwerfer einsetzte? Wurde dabei vom Ordnungsdienst der Demonstration deeskalierend eingegriffen oder weggeschaut?
Trifft es schliesslich zu, dass ein «Sturm aufs Bundeshaus» gerade so abgewehrt werden konnte?
Zusammenfassend: Kann man aus all diesen Ereignissen schliessen, dass die «Gewaltbereitschaft» der Massnahmen-Kritiker zunimmt?
Heutzutage wird alles aufgezeichnet und ist digital vorhanden
Angesichts der heutigen Handyvideo-Kultur sollte es doch möglich sein, all die kontrovers dargestellten Vorfälle zu dokumentieren und mit Zeugenaussagen den Ablauf zu rekonstruieren. Eigentlich eine klassische Aufgabe für ein Qualitätsmedium wie die «Berner Zeitung». Oder den «Bund». Oder den «Tages-Anzeiger». Oh, das ist ja alles das Gleiche.
Nein, das war nicht am Donnerstag letzter Woche.
Macht ja nix, die Aufgabe ist klar und lösbar. Wäre. Im Titel des Tamedia-Kurzartikels wird immerhin das Problem adressiert, wie man so schön sagt:
«Nach der eskalierten Corona-Demo in Bern geben prominente Massnahmengegner linken Gegendemonstranten die Schuld für die Gewalt. Daran gibt es jedoch Zweifel.»
Lassen wir die Definition der Begriffe «eskaliert» und «Gewalt» beiseite. Also, wie spielte sich die Auseinandersetzung zwischen Gegendemonstranten der Antifa und den Manifestanten ab? Da kommt nun sicher eine Zusammenfassung der Recherche-Ergebnisse einer Zentralredaktion plus der Doppelpower von immer noch existierenden zwei Lokalredaktionen zu Bern.
So sieht es in Bern aus, wenn Gewalt eskaliert.
Zunächst schildert Christoph Albrecht ausführlich, wie die Massnahmengegner versuchten, «den Spiess umzudrehen» und anderen die Schuld für Eskalationen in die Schuhe zu schieben. Vielleicht etwas länglich, aber gut, wieso nicht. Schliesslich steigert das die Spannung auf die Ergebnisse seiner Eigenrecherche.
Leider wird die Spannung grausam enttäuscht: ««Das «Megafon» lässt an der Darstellung der Massnahmengegner jedenfalls deutliche Zweifel aufkommen. Auf Twitter hat die Zeitung aus der Berner Reitschule die Vorkommnisse vom Donnerstagabend akribisch aufgearbeitet.»
- Wie bitte?
Lobeshymne im «Schweizer Journalist».
Kann Albrecht (29) noch für sich in Anspruch nehmen, als Kindersoldat im Lokalressort der «Berner Zeitung» mildernde Umstände einzufordern? Das höchsten journalistischen Standards und der Objektivität verpflichtete «Megafon», das Gewaltexzesse jeglicher Art und vor allem um die Reitschule herum immer klar und deutlich verurteilt hat, soll Tamedia die Recherche abgenommen haben? Auf Twitter? «Akribisch»?
Faulpelz Albrecht stört sich nicht einmal daran, dass auf dem «Megafon»-Twitterkanal die Videos über die Auseinandersetzungen zwischen schwarzem Block und Demonstranten bis fast zur Unkenntlichkeit weichgezeichnet oder verpixelt sind. Erkenntniswert, wie auch die Interpretation anderer Aufnahmen: null.
800 Abos, weitgehend anonyme Redaktion.
Man könnte fairerweise sagen, dass es weder für die Behauptung Provokateure noch für den genauen Hergang, der zur Verletzung eines Sicherheitsmannes führte, sachdienliche Hinweise gibt. Auch nicht zur Frage, ob das Sicherheitspersonal wegschaute oder Schlimmeres verhindern wollte.
Das Material ist weder akribisch zusammengestellt, noch aussagekräftig
Klar erwiesen scheint mit diesem Material nur, dass von einem drohenden «Sturm» auf das Bundeshaus nicht im Ansatz die Rede sein kann. Eine Handvoll Chaoten rüttelt am Absperrgitter, wird abgeduscht und verzieht sich. Als Höhepunkt der Gewalteskalation tritt einer sogar dreimal ans Gitter. Mit Anlauf, aber ohne Erfolg.
Ist das alles ein Beleg dafür, dass die «Gewaltbereitschaft» der Demonstranten zugenommen habe? Im Gegenteil, auf der Tonspur hört man immer wieder Rufe, sich ja nicht provozieren zu lassen. Dafür, dass sich eher konservative Manifestanten Aug in Aug mit Schwarzvermummten gegenüberstanden, ging es eigentlich wie bei der Kappeler Milchsuppe zu. Hätte nur noch ein grosser Topf gefehlt.
Aber all das wird überstrahlt von einer Bankrotterklärung des grössten Medienkonzerns der Schweiz. Echt jetzt, das ist alles, was Tamedia zur Aufklärung der Vorfälle beitragen kann? Und das soll eine Steuermilliarde an Zusatzsubventionen wert sein?
Das kann ja wohl nicht Euer Ernst sein, lieber Arthur Rutishauser, lieber Herr Supino.
Demos von Diktatur schreienden Impfgegner sind doch von gestern, auch wenn vorne die «Freiheitstrychlern» laufen, den Krummet auf den Schultern mit Kuhglocken links und rechts. Früher wurden den Ochsen die Krummet umgehängt damit sie den Pflug oder den Karren ziehen konnten, heute machen Innerschwyzer Folkloristen die Ochsen.
Dabei ist schon wieder eine neue Gefahr in Sicht, Iwan Städler von TAmedia weiss:
«Diesen Winter kehrt wohl die Grippe zurück».
Die Intensivstationen sind schon stark beansprucht – umso gravierender wäre eine grosse Grippewelle. Daher sollen sich nun besonders viele impfen lassen.
Der Tages-Anzeiger als Hilfsochse der Pharmaindustrie, immerhin weisst «Grippenbote Städler» auf die Stellungnahme des BAG hin: «Das BAG sieht dies entspannter. Dort erwartet man «keine aussergewöhnlich starke Grippewelle», weil auch nach einem Jahr Pause «noch eine robuste Teilimmunität in der Bevölkerung vorhanden» sei».
Was unterscheidet die Trychler von Journalisten? Wenig, beide brauchen Menschen die hinterherlaufen, die einen schreien Diktatur, beweisen wie wenig wissen, die anderen werden schreien «Grippe, Grippe!». Der sichtbare Unterschied, die Trychler rauchen Villigers Krumme. Noch ein Unterschied: die Trychler sind nahe am Geschehen, die Journalisten sitzen in den klimatisierten Büros, schreiben ab, ergänzen und interpretieren nach Gutdünken, nicht Wissen.
Die Verzweiflung hinter den Bildschirmen muss gross sein. Da wird nach jedem Strohhalm gegriffen um die eigene «These» zu untermauern.
«Qualitätsmedien» und «4. Gewalt» sind Begriffe aus der Vergangenheit. Das war mal und kommt nicht mehr. Aus und vorbei.