Die Taliban machen Medien

Wird die Pressefreiheit am Hindukusch verteidigt?

Hohle Solidaritätsadressen, absurde Forderungen, schale Bekenntnisse zu Unterstützung, Interviews mit abgehalfterten, greifbaren, aber kenntnisfernen «Spezialisten».

Das ist eigentlich alles, was die Schweizer Qualitätsmedien zu Afghanistan gebacken kriegen. Plus natürlich das fleissige Abschreiben und Kopieren von Abgeschriebenem und Kopiertem in der angelsächsischen Presse.

Also all das, was auch ein afghanischer Windhund verbellen könnte. Sobald es etwas anspruchsvoller, komplizierter, dafür interessanter und wichtiger wird, schaffen es unsere sogenannten Qualitätsmedien nicht einmal mehr, englische Quellen abzuschreiben.

Eines nach dem anderen verstummen afghanische Newsmedien.

Greifen wir die Themenbereiche heraus, die wohl für die Zukunft Afghanistans entscheidender sind als die ewigen Berichte über die Zustände am Flughafen von Kabul. Garniert mit den wie bei Corona aus allen Löchern hervorkommenden «Experten». Irgend etwas mit Orientalistik, Islam oder einem handgeknüpften Teppich am Hut haben – schon ist man «Spezialist» für Afghanistan.

So konnte man sich täuschen …

Dabei wären doch die wichtigsten Fragen:

  1. Wie finanzieren sich die Taliban und wie stabil sind ihre zukünftigen Einkünfte?
  2. Welche Formen von Widerstand gibt es im Land?
  3. Können auch die Afghanen weiterhin die sozialen Plattformen zur Organisation des Widerstands verwenden?
  4. Wie geschlossen sind die Reihen der Taliban; wie fundamentalistisch ist der Zirkel der Entscheider?
  5. Gibt es diesmal wirklich Taliban light, Fundamentalismus mit menschlichem Antlitz?

Fünf zentrale Fragen, ihre Beantwortung müsste die Aufgabe von Journalismus sein, der noch seinen Namen verdient. Im angelsächsischen Raum ist auch nicht alles Gold, was glänzt. Aber zumindest kopieren könnten doch Schweizer Medien wesentliche Informationsfragmente, die ja durchaus vorhanden sind.

Etwas Geschick beim Quellen suchen?

Aber einmal googeln, zweimal einen «Spezialisten» anrufen und dreimal auf CNN die ewig gleichen Szenen am Flughafen anstarren, das reicht für den nächsten Artikel in CH Media, Tamedia, im «Blick» und leider auch in der NZZ.

Blick durch den Feldstecher …

Nichts gegen das Bemühen von Andreas Babst aus Delhi, aus einer Distanz von rund 1000 Kilometern die Ereignisse in Kabul im Blick zu behalten. Aber schon eine kurze Recherche in den sozialen Medien fördert eine Unzahl von Berichten, Aufrufen, Informationen zutage, von denen man in der Schweiz nichts liest.

Wohlgemerkt ist das das Ergebnis einer kursorischen Suche; ZACKBUM würde nie behaupten, als Spezialist oder Kenner von Afghanistan qualifiziert zu sein. Aber ZACKBUM hat Helfer und Sympathisanten und kann auch selbst etwas besser als die «Berner Zeitung» recherchieren.

Jordan Bryon ist ein mutiger Journalist, der in Afghanistan ausharrt.

Leider ist das kein Anlass für Stolz oder gespreizte Federn. Es ist Anlass für Besorgnis, Trauer, Beelendung. Wir verfügen über Kommunikationsmittel wie noch nie in der Geschichte der Menschheit. Wer will, kann sogar live miterleben, wie es am Flughafen von Kabul zu und hergeht. Nur: ohne Einordnung, Hintergründe, ohne wenigstens einen Choral von Stimmen aus Afghanistan könnte man auch den Wetterbericht vom Hindukusch betrachten.

Weitere interessante Beiträge …

Zentral wichtig wäre im Moment, ein Netzwerk zu erstellen von solchen Quellen, damit man sich möglichst schnell einen Überblick verschaffen kann, der leider von den zu Tode gesparten Medien in der Schweiz nicht mehr geliefert wird. Unglaublich ist in diesem Zusammenhang auch, dass die SRG trotz ihrem Milliardenbudget ebenfalls nicht in der Lage ist, oberhalb von copy/paste und «es spricht der Kenner» etwas Sinnvolles zu backen; Geld und Manpower wäre doch eigentlich vorhanden.

Way to go für eine Ferndiagnose.

Stattdessen entblödet sich die «Tagesschau» nicht, ihren SRF-Korrespondenten in Amman (!) mit strengem, investigativem Blick zu fragen: «Was hören Sie denn aktuell von der Situation am Flughafen in Kabul?» Nicht einmal die Erdkrümmung verhindert eine Antwort von Jonas Bischoff, der noch zu kurz am Gerät ist, um die einzig richtige Antwort zu geben: «Ich weiss doch auch nicht mehr als Ihr am Leutschenbach.» Aber das traut sich sowieso niemand.

Zwei weitere afghanische Quellen, die noch nicht verstummt sind …

Plus «Arena», «Club» plus Weichspüler Urs Gredig, der dem armen Ulrich Tilgner keine Chance lässt, mal einen zusammenhängen Gedanken zu entwickeln? Allah sei’s geklagt; die Einzigen, die bislang moderne Kommunikationsmittel strategisch geschickt bedienen, sind – die Taliban.

Zumindest in den deutschsprachigen Medien, in den USA und im angelsächsischen Bereich sieht’s schon etwas anders aus, wie die «New York Times» oder die «Washington Post» beweisen.

Auch aus Australien kommt Berichterstattung, die man in der Schweiz nicht mal ignoriert.

Eine der Zeitschriften, die in einer eigenen Liga spielen, lässt schon mit dem Cover alles hinter sich, was dieser Tage im deutschsprachigen Raum erscheint:

 

3 Kommentare
  1. hansrudolf hoffmann
    hansrudolf hoffmann sagte:

    auf Telegram …… intel slava abonnieren und man ist also nöd schlächt auf dem Laufenden…. Infos kriegt man heutzutage auf andere Art…. TV etc. sterben… überleben tut auch Zackbum…. weil schnell agil spannend

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  2. René Küng
    René Küng sagte:

    Zu Tode gespart und nicht können….
    vielleicht ist das einfach so gewollt.
    Dass unsere Medien mit ausgesucht durchgespülten, nicht den allerhellsten, dafür brav (Regierungs-) konform abhängig gemachten Schreiberlingen und Quoten-Ehrgeizlinginnen für die Machtzentren dieser Welt brünzeln?
    Die paar weltweit operierenden Agenturen können dann die Hirne der Menschheit easy plattwalzen.
    Das System ist durchorganisiert.

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