Schweizer, macht Ferien in der Schweiz!
Umso näher die Sommerferien rücken, desto schriller werden die Warnungen.
Nachdem Leichenberge und zusammenbrechende Gesundheitssysteme zurzeit nicht mehr so Thema sind, braucht die Medienmeute ein neues Spielfeld, wo richtig die Blutgrätsche zum Einsatz gebracht werden kann.
Da drängen sich natürlich die Sommerferien auf. Genauer: Sommerferien im Ausland. Man kann zusammenfassend sagen: sollte man lassen. Sollte man vergessen. Schweizer, kauft Schweizer Hotels und Restaurants ihre überteuerten Angebote ab! Das ist die Devise, auf die sich viele Medien geeinigt haben.
Natürlich wird das nicht so plump propagiert. Sondern mit Horrormeldungen insiniuiert. Horrormeldungen über mögliche Probleme, die der kühne Wunsch, Ferien im Ausland verbringen zu wollen, fast zwangsläufig nach sich zieht. Mal eine Auslegeordnung.
Zunächst muss ja gereist werden, um ins Ausland zu gelangen. Per Flugzeug: möglich. Aber: ist der Rückflug auch garantiert? Was passiert, wenn das Ziel während des Aufenthalts von «harmlos» zu «Hochrisikogebiet» hochgestuft wird? Selbst, wenn der Tourist wieder wegkommt, muss er dann 14 Tage in Quarantäne in der Schweiz? Wenn ja, was hält wohl der Arbeitgeber davon?
Neue Marotte: Spielregeln während des Spiels ändern
Spielregeln während des Spiels ändern, das ist tödlich auf jedem Gebiet und überall. Besonders aber im Tourismus, denn der durchschnittliche Pauschaltourist ist ein ängstliches und scheues Wesen. Unter Abenteuerferien stellt es sich höchstens vor, dass am Anfang der Reise noch nicht klar ist, wo am letzten Abend gegessen wird.
Aber nun noch mögliche Tests, Hürden, Quarantäne, gefährdete Rückflüge? Vielleicht doch lieber nicht. Aber, wozu hat man denn ein Auto? Damit kann man zwar nicht unbedingt an die Billigstrände der Türkei oder Griechenlands fahren. Aber das nähere Umfeld sollte doch möglich sein. Also Italien, Frankreich, vielleicht auch Österreich oder Deutschland.
Vorsicht, kräht da Tamdia gerade, «an den Grenzen drohen Corona-Staus». Stau, das Wort hört der Automobilist höchstens dann ohne gleich Pickel zu kriegen, wenn es sich um den Stau vor dem Gotthard handelt. Denn das ist dann wenigstens ein ordentlicher Schweizer Stau. Aber an den Grenzen? Da ist man dann doch der reinen Willkür ausländischer Grenzer ausgesetzt. Weiss man denn, was die alles von einem wollen? Tests? Aber welche? Und die dürfen dann auch nicht älter als 48 Stunden sein. Oder 72? Gibt es noch weitere Hindernisse?
Was passiert, wenn der Grenzbeamte es ganz genau nimmt, bei jedem Automobilisten? Das kann dann doch Stunden dauern. Vielleicht sogar Tage. Aber dann ist man erst mal im Ferienland angekommen, wie steht es hier mit der Rückreise? Schweizer Grenzbeamte können auch ganz schön streng gucken und es auch sein. Da nützt dann das Winken mit dem Schweizerpass eher wenig. Quarantäne, Busse, Scherereien?
Positiver Test vor Reiseantritt: und dann?
Wo soll denn da die Erholung bleiben? Oder nehmen wir an, der erst kurz vor der Reise durchgeführte Test (wenn es dann überhaupt noch Testkapazitäten hat, anderes Problem!) ergibt überraschenderweise ein positives Resultat. Der Betroffene ist zwar symptomlos und fühlt sich pudelwohl. Fühlte sich, denn bedeutet das nun, dass die gebuchten Ferien gestrichen werden müssen?
Und was heisst das für die Buchungen? Ist das Geld weg? Kriegt man Anzahlungen wieder zurück? Und wohin soll man im letzten Moment umdisponieren? Ist doch schon alles voll in der Schweiz, und «last minute» heisst heutzutage: sauteuer, nicht schweinebillig. Selbst wenn man all diese Hürden überwunden hat, wie sieht es dann am Zielort aus? Laufen da alle Angestellten mit Masken rum? Oder, noch schlimmer, ohne?
Wie fühlt man sich in einem fast leeren Hotel? Oder ist es voll mit lärmenden Einheimischen, wo man sich doch heimeligen Umgang mit Schweizer Touristen erhofft hatte? Kommt man so in Ferienlaune? Geht so Erholung? Oder ist das alles wieder mal schwer übertrieben, so wie mit den Leichenbergen und zusammenbrechenden Gesundheitssystemen?
Wem kann man noch trauen? Welchen Experten, welchen Medien? Wichtiger noch: bezahlt Schweiz Tourismus wenigstens etwas dafür? Oder machen das die Medien einfach aus Patriotismus oder weil sie vom Zahlvater Bund einen Wink bekommen haben, dass man sich für die Steuerbatzeli satt dann schon etwas erkenntlich zeigen sollte, indem man die einheimische Tourismusindustrie unterstützt?
Der Aargau: wie immer vorbildlich …
Oder nein, noch besser: es ist Seelenverwandtschaft. Der Schweizer Tourismus leidet seit Jahren unter zu hohen Preisen für zu miese Angebote und jammert darüber, dass immer mehr Landsleute lieber die Gastfreundschaft Österreichs oder anderer Ländern geniessen. Kräht zudem nach Staatshilfe, statt einzusehen, dass es so etwas wie Angebot und Nachfrage gibt. Teuer und schlecht war noch nie ein gutes Angebot.
Den privaten Medienhäusern geht es ganz ähnlich. Sie verlangen seit Jahren zu hohe Preise für immer miesere Angebote. Wundern sich, dass ihnen die zahlenden Konsumenten wegbrechen. Und krähen nach Staatshilfe.
Auch das kann in den Fernferien passieren …
Wer von zu hohen Preisen und miesen Angeboten im Schweizer Tourismus plappert, ist in seiner Wahrnehmung vor gut zehn Jahren hoffnungslos stehen geblieben.