Der Sprachverbrecher; erste Lieferung

Wir fangen mit der neuen Kolumne oben an. Erste Figur am Pranger: der Duden.

Fast jede Sprache hat eine oberste Instanz. Mit Energie, Lust an Fitzelkram und philologischem Eifer kümmert man sich um das Korrekte in der Sprache. Kaum wo ist das so wichtig wie auf Deutsch. Denn der Deutsche mag’s korrekt, ordentlich, aufgeräumt. Gerne lässt er sich auch von Autoritäten führen, belehren, anleiten.

Auch wenn es andere Sprachgremien gibt, behält der Duden seinen Stellenwert als «im Zweifel sagt er, wie’s korrekt ist». Das Argument «so steht’s im Duden» beendete lange Jahre jede Debatte. Seit der Duden aber einigen Idiotien der sogenannten neuen Rechtschreibung nachlebte, ist seine einstmals unangefochtene Autorität angeknackst.

Immerhin ruderte er bei den schlimmsten Auswüchsen wieder zurück. Nun aber kommt auch er in den Genderwahnsinn hinein und vergisst darüber die Verteidigung sprachlicher Regeln, als wäre Deutsch etwas für zügellosen Wildwest.

Natürlich macht es einen Sprachteilhaber nicht unbedingt zum Deppen, wenn er «nähmlich» schreibt. Natürlich gäbe es sogar Gründe dafür, es so zu schreiben. Aber dagegen steht das Normative in der Sprache, das Regelhafte, die Übereinkunft zwecks besserer Kommunikation.

Dagegen steht auch die freie Debatte, Logik, Argument, eine ganze Wissenschaft, die sich darum bemüht, die deutsche Sprache weder in ein Korsett des «sagte Goethe schon so, dabei bleibt’s» zu zwängen, noch ein «hey Monn, was guckst du»-Kanakendeutsch abgleiten zu lassen. Wer nun schon aufheult und Kanake bemängelt, ist zwar im neuen Geist des Duden unterwegs, hat aber keine Ahnung.

Denn auch der Duden will dem schwachen Geschlecht durch sprachliche Schwachheiten unter die Arme greifen. Nur sprachlich, versteht sich. Neben viel Geschwurbel über und gegen das generische Maskulin hat das Munterlexikon der Muttersprache (ist das vielleicht ein diskriminierender Ausdruck, aber da meckert keiner) neue Wörter für erlaubt erklärt.

Nur zwei Beispiele, dafür bekommt der Duden von uns die erste Auszeichnung als Sprachverbrecher:

Die Gästin, die Bösewichtin

Wie schreibt Michael Hierholzer in der FAZ so richtig:

«Nach 1945 erlitt die deutsche Philologie einen immensen Bedeutungsverlust, von dem sie sich erst wieder erholte, als sie jahrelang an der Rechtschreibung herumpfuschen durfte. Das Ergebnis blieb nach vielen Pleiten und Pannen dürftig.»

Aber keiner zu klein, diskriminierungsfrei zu sein. Mit Sternchen, Binnen-I, Verdoppeltem, Knacklaut, Pause in der Aussprache, schriftliche Anschläge auf die deutsche Sprache.

Statt sich um dringend nötige Verbesserung der Sprachbeherrschung zu kümmern …

Dass die meisten Schweizer Journalisten ziemlich nah am Abgrund stünden, wenn es kein Korrekturprogramm in jeder besseren Textverarbeitung geben würde, ist so bedauerlich wie bekannt. Obwohl alle jüngsten Meinungsumfragen zeigen, dass selbst in linksgrünen Kreisen das zwanghafte Gendern der Sprache inzwischen nervt, klappert der Duden nun hinterher. Hat sich in den Kopf gesetzt, der weiblichen Unterdrückung in der Sprache, der Ausgrenzung so vieler, dem alltäglichen und dem feiertäglichen Sexismus in der Sprache dem Kampf anzusagen.

Wer Wörter wie Gästin in die ehemals heiligen Hallen des Duden lässt, hat sich den Titel «Sprachverbrecher der Woche» unredlich verdient. Das gibt’s auch in konkret:

Ilka Peschek, Kathrin Kunkel-Razun, Laura Neuhaus fingern am Duden rum.

Dieses «Kernteam», dieses Trio Infernale der deutschen Sprache muss sich hoffentlich wenn nicht in diesem Leben, dann im nächsten vor dem zürnenden Sprachgott verantworten. Der möge sie dazu verurteilen, sich Jahr lang (Hölderlin; Nora Zukker, das war ein deutscher Dichter, der, aber nun ja) mit gendergerechten Texten zudecken zu müssen.

Haltet ein, kehret um, bitte. Bedenkt das Dichterwort aus Hyperions Schicksalslied:

 

Doch uns ist gegeben,
Auf keiner Stätte zu ruhn,
Es schwinden, es fallen
Die leidenden Menschen
Blindlings von einer
Stunde zur andern,
Wie Wasser von Klippe
Zu Klippe geworfen,
Jahr lang ins Ungewisse hinab.

Das, hochverehrte vom Genderwahn umnachtete Männer und Frauen, das ist Dichtkunst. Danach sollte man streben, nicht nach einer Massenvergewaltigung der deutschen Sprache.

5 Kommentare
  1. Markus
    Markus sagte:

    Kann mir jemand die gendergerechte männliche Form von «die Fachkraft» sagen? Und wie kann man effizient die weibliche Mehrzahl («die») wegbringen, die Männer pausenlos diskriminiert?

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        • René Zeyer
          René Zeyer sagte:

          Red. Nein, nein. Kraftmeier ist ja nur der männliche Teil von Kraftmeierin. So wie Müller und Müllerin. Damit zeigen Sie eindeutig ein unreflektiert-sexistisches Verhältnis zur Sprache. Sie schreiben jetzt zur Strafe 100 mal irgendwo auf den Social Media: Ich schäme mich, ein Mann, also ein Schwein zu sein.

          Antworten

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