Schamlose SRG

Ein Elefant lässt sich nicht so schnell aus dem Tritt bringen. Die SRG ist ein Elefant.

Medienwandel, Spardruck, auch bei der SRG gibt’s Entlassungen? Das «Fallbeil vom Leutschenbach» macht ihrem Übernamen alle Ehre? Der Generaldirektor Gilles Marchand hat die Affäre beim welschen Ableger der SRG, dessen Chef er war, nur knapp überlebt?

Na und? Kein Grund, im Geschäftsbericht für 2020 keine Jubelarien anzustimmen. Schön gemacht, bunt, viele bunte Bilder, Grafiken, Illustrationen. 215 Seiten, alles wunderbar im Staate SRG.

Höchstwahrscheinlich wurde auch die Anzahl weiblicher Mitarbeiter im Foto mit den männlichen korreliert und ins Verhältnis eins zu eins gesetzt. Man könnte höchstens meckern, wieso die anderen ca. 164 offiziellen Geschlechter nicht genügend berücksichtigt wurden.

Ist jemand in einer Gesprächssituation mit anderen fotografiert und trägt keine Maske, dann wird vorsorglich darauf hingewiesen, dass diese Aufnahme vor Corona gemacht wurde. Also korrekter, transparenter und ausgewogener kann so ein GB nicht erstellt werden.

Ab Seite 114 widmet sich der SRG-GB den «Mitarbeitenden», genauer «unserer Verantwortung für die Mitarbeitenden». Frauenförderung, prozentuale Vertretung weiblicher Mitarbeiter, Lohnspanne (unter 1 zu 10!), alles transparent, alles paletti.

Irgendwann geht es um Kohle, natürlich

So robbt man sich auf Seite 130 vor; «Vergütung Verwaltungsrat SRG» und Vergütung der Geschäftsleitung. Auch hier herrscht Transparenz. Die Total Compensation wird aufgeführt, man muss nicht wie bei Banken auf den 650 Seiten noch alle versteckten Incentiv- und Bonus-Programme finden und dazuzählen.

Der VR-Präsident verdiente 2020 für ein 50-Prozent-Pensum 153’300 Franken, ein VR für ein 20-Prozent-Pensum 45’428 im Schnitt. Medienprofis wie die Leser hier können sicherlich alle Namen ohne zu stocken aufsagen, nicht wahr?

Der Generaldirektor Gilles Machand kassierte 532’857 Franken, die übrigen GL-Mitglieder rund 390’000 Franken im Schnitt. In den Geschäftsleitungen der Unternehmenseinheiten waren es rund 260’000 im Schnitt. Ist das viel, ist das wenig, ist das zu viel?

Es ist auf jeden Fall elefantös. Denn in dieser Einkommensklasse hat die Höhe des Salärs nur mehr sehr wenig mit der Leistung zu tun. Genauso wenig wie in der Führungsetage von Banken. Es geht hier auch um Statussymbol, um das Signal: wir sind das auch wert. Allerdings: wie bei Banken ist es natürlich so, dass es Gebrüll gibt, wenn das Ergebnis schlecht ausfiel, gespart und entlassen wird, während auf der Teppichetage jede Menge Flops geboren und gesäugt werden.

Wieso sollen Elefanten sensibel reagieren?

Da könnten sich Mitarbeiter, Öffentlichkeit und Politik eine etwas sensiblere Reaktion vorstellen als: Ich, Lohnverzicht? Gohts no? Schliesslich habe auch jeder Mitarbeiter grosszügig eine Extra-Geschenk von 200 Franken erhalten. Richtig, fürs grosse Engagement, und macht Euch eine schöne Woche damit. Nun ja, einen schönen Tag. Oder vielleicht halt eine schöne Stunde.

Vorbild? Selbst weisse Weste Urs Rohner verzichtete bei der Credit Suisse auf seinen Bonus? Na und, wir sind hier doch bei einem Staatsbetrieb. Pardon, bei einem gebührenfinanzierten, staatsunabhängigen Sender. Da ist der Geschäftsgang doch sowieso nicht dermassen wichtig. Gewinn, Verlust, was soll’s. Also muss doch auch bei den Gehältern ganz oben gelten: was soll’s.

Das ist letztlich so wie früher bei einer GV einer Grossbank. Die vorne anwesenden Mitglieder der GL und des VR wussten: das kann ein langer Tag werden, bis sich der letzte Kleinaktionär ausgeschimpft hat. Trotz Redezeitbeschränkung und allem. Aber: einmal im Jahr, normalerweise, es geht vorbei. Und dann kann man sich wieder darum kümmern, wie man all das viele Geld, dass man zwar nicht verdient, aber kassiert, ausgibt.

Und bei der SRG? Falsches Signal, Leistung muss sich lohnen, Sozialneid, verdient ist verdient? Mag alles sein. Nur: so als Geste 10 Prozent des dann immer noch üppigen Einkommens, ach, damit die Kaviarbüchsen nicht kleiner werden müssen, 5 Prozent des Jahreslohns in einen Solidaritäts-Irgendwas-Fonds? Nützt nix, bringt nix, Symbolpolitik? Auch das mag alles sein.

Aber es würde dem Image, Renommee, dem Vertrauen und vielen anderen positiven Dingen sehr gut tun. Aber Elefanten nehmen solche Mückenstiche nicht einmal wahr. Genauso wenig, wenn sie mit dem Hintern das wieder einreissen, was sie mit dem Rüssel aufzubauen versuchen.

Im Gegensatz zu Elefanten haben aber alle Mitglieder der obersten Führung die Befähigung zur Selbstreflexion. Sie können ihre Wirkung analysieren. Sogar, wirklich wahr, selbstkritisch werden. Einsicht zeigen (nicht heucheln). Können, könnten, sollen, sollten. Hätte, hätte, Fahradkette, wie Nathalie Wappler sicher in Deutschland gelernt hat. Und Scham gehört nicht zu den Kernkompetenzen von Menschen, die sich bis nach oben durchgeboxt haben.

 

 

2 Kommentare
  1. .Victor Brunner
    .Victor Brunner sagte:

    Korrektur Artikel:
    «Der VR-Präsident verdiente 2020 für ein 50-Prozent-Pensum 153’300 Franken».
    Der VR Präsident ist Jean-Michel Cina der Dank dem CVP Filz und der gütigen Mithilfe von CVP Sünneli Doris zu dem Schoggijob gekommen ist. Von verdienen kann natürlich keine Rede sein, er bekommt 153’300 Franken dafür dass er im Wallis tief schläft und erst aufwacht wenn die Hütte brennt! Typischer Fall eines Überflüssigen der mit Zwangsgebührengeldern gefüttert wird! Ruhegeld für Cina entspricht den Zwangsgebühren 2021 von 538 Haushalten!

    Generaldirektor, eher Frühstückdirektor, Gilles Machand kassierte 532’857 Fr. (1’870 Zwangsgebühren), die Chefin von Wappler TV 390’000 Fr. (1’368 Zwangsgebühren). Würde alles nach rechten Dingen zugehen müsste im GB 2020 stehen, Ende Jahr musste das Unternehmen Gilles Machand rausschmeissen wegen Vertuschung von Übergriffen und Führungsschwäche.

    Zu Wappler müsste im GB stehen, extrem innovativ, sie schafft es aus Jahrzehnte alten Radiosendegefässen Fernsehsendungen zu machen, «Persönlich». Die Führungs- und Kommunikationsfähigkeit wie bei ihrem Chef aber miserabel. Wappler kommt vom Pampasender MDR, wenig Ansprüche, natürlich tonnenweise deutsche Schrottware und Doofmannserien. Verschleudert jährlich rare Gebührengelder für F1 Qualifying, Volleyball regional, einem aufgblähten konzeptionslosen Wasserkopf.

    Marchand, Wappler und die anderen GL können nur bestehen dank den ZwangsgebührenzahlerInnen die für ein mittelmässiges Produkt teuer bezahlen müssen. Marktabschottung wie bei der Landwirtschaft!

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  2. Jürg Streuli
    Jürg Streuli sagte:

    Nathalie Wappler besitzt den Charme einer zentralen Figur des Märchens von Hänsel und Gretel. Das ist auch ihr selber offensichtlich klar und sie handelt konsequent danach. Dafür erhält Wappler als Quittung intern die Bezeichnung als „Fallbeil“. Jeder normale Mensch würde dafür Scham empfinden und sich selbstkritisch hinterfragen. Wappler hat sich selber gelobt, sie käme von Kreuzlingen und besitze als Folge der nahen Grenze einen weiteren gesellschaftlichen Horizont als der Normalbürger. Tatsächlich scheint dieser Horizont nur bis zum eigenen Portemonnaie zu reichen, welches sie sich auf Kosten der Gebührenzahler schamlos füllen lässt. Nathalie Wappler die Frau ohne Scham muss weg.

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