Keule Kurzarbeit: falsch abgebogen

Wenn Medien an mehr als einem Staatstropf hängen, wird’s ganz düster.

Mit lautem Gejammer und Gequengel, mit der Verwandlung in sehr obrigkeitshörige Verlautbarungsorgane kassieren die Schweizer Medien immer mehr Staatsknete. In Form von Subventionierung – und in Form von Kurzarbeitsunterstützung.

Wieso beispielsweise der Gebührenfunk SRG nebst obligatorischen Abgaben auch noch Kurzarbeitsgelder erhält, gehört zu den befremdlicheren Massnahmen im Kampf gegen die Pandemie. Natürlich bekommen auch die grossen privaten Medienkonzerne Kurzarbeitsgelder.

So mutig sie sonst immer für Transparenz in allen Lebenslagen sind; ausser ZACKBUM hat sich kein anderes Medium gross dafür interessiert, wer wie viel und warum abkassiert. Bei aller Konkurrenz zwischen den überlebenden Vier, weder das Wanner-Imperium, noch Tamedia, weder Ringier noch NZZ haben grosse Lust, auf diesem Gebiet dem anderen an den Karren zu fahren.

Wie geht das mit Kurzarbeit im Journalismus?

Denn gerade im Journalismus ist Kurzarbeit so eine Sache. Das Prinzip ist zwar klar. Wenn ein mit einem Pensum von 40 Wochenstunden angestellter Redaktor auf 80 Prozent Kurzarbeit runtergestuhlt wird, muss er nach 5 Arbeitsstunden den Griffel fallen lassen und nach Hause gehen.

Das mag in der Erbsenzählerei und anderen eher eintönigen Berufen kein Problem darstellen. Wobei natürlich überall die latente Gefahr lauert, dass der Arbeitgeber mit seinem Mitarbeiter eine bilaterale Vereinbarung trifft. Offiziell ist nach 5 Stunden Schluss, inoffiziell wird ganz normal weitergearbeitet. Das ist reiner Beschiss und strafbar. Aber wie nachweisbar?

Im Journalismus kommt noch erschwerend hinzu, dass normalerweise kein Stückgut abgeliefert wird. Es ist vielfach unvorhersehbar, wann eine Recherche zum Abschluss kommt. Es ist kaum vorstellbar, dass der Redaktor fast am Ziel ist, auf die Uhr schaut und sagt: oh, blöd, bin schon fünf Minuten über meinem Pensum, da geht’s dann erst nächste Woche weiter.

Andererseits ist es in der so klatschsüchtigen Branche fast unmöglich, flächendeckend solche Betrugsmodelle durchzuziehen. Wie genau allerdings die Abgrenzung zwischen erlaubter Arbeitszeit und zumindest einer Grauzone funktioniert, nun ja. Deshalb sind auch die Fälle eher selten, dass ein Medium einem anderen in die Suppe spucken will und es die Konkurrenz mit Missbrauchsvorwürfen attackiert.

Wenn es einen Flop zu landen gilt, ist die «Republik» zur Stelle

Die Ausnahme von der Regel ist natürlich die «Republik». Die pinkelte in einer ihrer grossen «Recherchen» das Newsportal nau.ch an. Das war im Juli 2020, das Verleumdungsportal unterstellte dem ganz nach vorne vorstossenden neuen News-Portal, es habe zu «mutmasslich unerlaubte Handlungen motiviert». Was man halt so schreibt, damit der Hausanwalt zwar mit dem Kopf wackelt, die – Überraschung – nur durch anonyme Denunzianten belegte Behauptung aber durchwinkt. Die «Republik» warf nau.ch vor, dass es seine Mitarbeiter dazu «motivierte», als Komplizen bei einem Beschiss bezüglich Kurzarbeit mitzumachen. Aber, sonst wär’s ja nicht die «Republik», auch dieser «Skandal» implodierte. Verröchelte. Wie immer erwiesen sich die Behauptungen ehemaliger Mitarbeiter, die nicht friedlich geschieden waren, als völlig haltlos. Wieso es den Verlegern der «Republik» noch nicht aufgefallen ist, dass bis heute alle, ausnahmslos alle dieser «Skandale» implodierten? Niemals mehr als ein weiterer verzweifelter Versuch waren, nach Aufmerksamkeit zu gieren, um dann auf das schnelle Vergessen zu hoffen?

Jetzt auch noch «Inside Paradeplatz»?

Überraschenderweise macht neuerdings auch «Inside Paradeplatz» bei diesem Dreckwerfen mit. Ein noch nie in Erscheinung getretener Lukas Elser, Redaktor bei den «Zürcher Oberland Medien», packt den Zweihänder gegen «20 Minuten» aus:

«Die Medienriesen machen gerne die Hand auf, wenn es um staatliche Subventionen geht. Dabei ist zweifelhaft, ob man sich in Sachen Kurzarbeit korrekt verhält.»

Eher peinlich ist dann, dass Elser nicht so sicher ist, mit welcher Prozentzahl da Aktionariat wann einer Dividendenausschüttung zugestimmt habe. Schon kurz nach Publikation dieses Sammelsuriums von Behauptungen, Unterstellungen und Andeutungen musste IP nach kräftigem Räuspern des Geschäftsführeres von «20 Minuten» recht Federn lassen und die meisten der Behauptungen abtemperieren, korrigieren oder windelweich umformulieren.

In schlechtester «Republik»-Manier arbeitet auch Elser mit einem «Insider»: «Die erlaubte Arbeitszeit wurde regelmässig überschritten. Zahlreiche Teams arbeiteten deutlich mehr, teilweise 100 Prozent oder sogar darüber, weil Corona Stoff zuhauf lieferte», behauptet der. Was halt eine anonyme Quelle so plappert. Nicht nachprüfbar, aber mal rufschädigend. In solchen Fällen könnte es ungemein helfen, einen Verantwortlichen um Stellung zu bitten. Das unterlässt der wohl noch die Grundlagen des Artikelschreibens üben müssende Redaktor wohlweisslich. Er gibt Marcel Kohler zwar Gelegenheit, ein dem in den Mund gelegtes Quote zu bestreiten.

Thesenjournalismus mit Scheuklappen

Aber der Geschäftsführer von «20 Minuten» hätte sicher auch gerne einiges Weitere richtiggestellt – wenn das dem Thesenjournalismus von Elser nicht um Wege gestanden wäre. Deshalb geben wir Kohler hier gerne Gelegenheit, auf unsere Fragen zu replizieren.

«Der Artikel, der heute auf Inside Paradeplatz publiziert wurde, enthält offensichtliche Fehler.

Im Jahr 2020 (April bis Dezember) hat das Unternehmen insgesamt, also Verlag und Redaktion zusammen, rund 20 Prozent Kurzarbeitsentschädigung bezogen. Die Redaktion lag durchschnittlich deutlich tiefer, weil es aufgrund von Corona ein hohes Informationsbedürfnis bei unseren Nutzer*innen gab. Die Kurzarbeit wurde gestaffelt organisiert, dh. es gab einen prozentual höheren Anteil Kurzarbeit im Verlag sowie bei den Ressorts, bei denen es aufgrund der Corona-Massnahmen weniger zu berichten gab, wie beispielsweise den Lokalressorts oder bei der Eventberichterstattung. Während der ganzen Phase der Kurzarbeit hat 20 Minuten den Lohn aller Mitarbeitenden auf 100 Prozent ausgeglichen.»

Damit wäre der Mist geführt. Es kommt noch hinzu, dass es sicherlich nicht gelungen wäre, flächendeckend bei der Kurzarbeit zu bescheissen. Der nächste im Unfrieden gegangene Redaktor würde dann das Gleiche herumtrompeten wie dieser anonyme Denunziant. Nur wäre das dann auch belegbar.

Richtig schmutzig wird aber das Geschäft von Elser mit dieser Fiesigkeit: «Als die «Republik» im Sommer über Kurzarbeits-Verletzungen beim Nachrichtenportal Nau.ch berichtet habe, sei bei den Verantwortlichen von 20 Minuten Nervosität ausgebrochen», soll der «Insider» behauptet haben.

Mit Scheuklappen und Untergriffen

Wenn Elser ihn nicht erfunden hat, mag das so sein. Allerdings wäre es redlich gewesen, wenn Elser darauf hingewiesen hätte, dass die «Republik» damals, genau wie Elser, lediglich anonyme Denunziationen kolportiert hatte, keinesfalls über laut Elser «Kurzarbeits-Verletzungen berichtete». Denn es gab sie nicht.

Aber Elser will nicht lockerlassen: «Der Fall von Nau.ch soll derweil vom Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) untersucht worden sein.» Das ist nun wieder echter Schweinejournalismus, leider ausserhalb der «Republik» und auf IP. Der widerliche Gebrauch des Modalverbs «soll», die Behauptung einer Untersuchung, die als Indiz für unrechtmässiges Verhalten dienen soll. Ob sie stattgefunden hat oder nicht, ist nicht bekannt.

Bekannt wäre aber geworden, wenn das Seco tatsächlich auf Missstände gestossen wäre. In einem anständigen Journalismus ginge so etwas nicht. Das ist Schmiere; das ist wie: Ein «Insider» wirft Lukas Hässig vor, dass der beschissen haben soll. Anscheinend habe sogar das Seco eine Untersuchung durchgeführt. Resultat noch offen, aber wo Rauch ist, ist sicher auch Feuer.

Was Elser dazu motiviert hat, diese unbelegten Verleumdungen rauszupusten, der Gerechtigkeit halber noch ergänzt mit einem ähnlichen Anwurf Richtung Ringier? Man weiss es nicht, man will es angesichts dieser kläglichen Leistung auch gar nicht wissen.

Aber lieber Lukas Hässig, lass dir von solchen Tieffliegern nicht das Renommee deiner Plattform beschädigen. Dafür hast du zu lange und zu hart gearbeitet.

 

 

7 Kommentare
  1. Hans von Atzigen
    Hans von Atzigen sagte:

    Das mit den vom Staat abhängigen Medien und der sich daraus ergebenden Abhängigkeit ist aktuell im Fokus.
    Kaum beachtet auch in der anderen Richtung kann und wird gefahren.
    Die Corona-Geschichte liefert dafür ein Beispiel. Da haben eindeutig die grossen Medien und nur bedingt der Bundesrat und das Parlament den Takt vorgegeben.
    Die „Macht“ der Medien wird zu oft unterschätzt, die Medien können durchaus oder praktizieren das oft kaum übersehbar‚ bis zur subtilen ,,Quasi-Erpressung» der Politik.
    Oft auffällig ist, das die grossen Medien gar nicht sooooo selten, sicher mit kleinen Variationen mit geballter Ladung in die gleiche Richtung drücken.
    Die Medien (sog. 4 Gewalt) sollte für Meinungsvieilfalt und unabhängige Berichterstattung stehen. Wenn Medien EINSEITIG Politik zb.im Interesse von bestimmten Gruppierungen und Interessen machen dann wird das allenfalls Fragwürdig.
    Gegen solche kleinen oder grossen Entgleisungen kann es nur eine zulässige„Regulierung“ geben die bedingungslose Meinungsfreiheit und deren Bedingungsioser Schutz. Das ist und bleibt die beste „ Waffe» gegen Extremismus und Entgleisungen. Im Zweifelsfall sollen, sollten entweder die Fakten oder die besseren rationalern Argumente und Meinungen den Ausschlag geben. Mit dieser Maxime, disqualifiziert sich extremes und Entgleisungen selbst.

    Antworten
  2. Simon Ronner
    Simon Ronner sagte:

    Diesen Quatschartikel von Lukas Elser auf «Inside Paradeplatz» sollte man sich in der vollen Länge geben. Verzerrt und stellenweise wirr wie das Gedröhne wie aus dem Megaphon eines aufgekratzten Gewerkschafts-Aktivisten an einer Demo. Einzig schade, ging in der Hitze der Emotionen der sonst so beliebte Kinderschreck «Neoliberalismus» offenbar vergessen.

    Elser scheint sich mit dem Artikel für eine zukünftige Anstellung bei der «Republik» empfehlen zu wollen. Optisch würde es passen, ideologisch sowieso.

    Nein, ein solcher Journalismus braucht niemand!

    Antworten
  3. .Victor Brunner
    .Victor Brunner sagte:

    Kurzarbeit ist doch in den meisten Medien Tagesgeschäft: kurz nachdenken, schnell schreiben, oder abschreiben! Wenn da noch der Staat mitfinanziert nur gut!

    Das Peinliche ist doch das gemeinsame Stürmern der Medien,»mänätscher», (Wappler TV geht es besser die hat ihren ehemaligen Angestellten SP Aebischer direkt bei Sommaruga platziert), um mehr Steuergeld. Nachdem sie eingestehen mussten, wir schaffen das nicht, wir sind unfähig, wir wissen nicht wirklich wie Zeitung, Print oder online, geht wäre eine Fusion des VSM mit dem Schweizerischen Bauernverband angebracht. Der SBV ist Weltmeister im jammern und BürgerInnen abzocken, der VSM könnte vom Know How profitieren!

    Lukas Elser ist Beispiel von Journalist in Kurzarbeit, abschreiben, nicht prüfen, pinkeln weil die geistige Blase seinen Brunz nicht mehr halten kann. Er muss die Freihheiten noch geniessen, Tamedia rückt immer näher und ob dann da noch Frempublizieren auf IP möglich ist, eine andere Frage. Immerhin ist er bei IP in erlauchter Gesellschaft, Klaus Stöhlker, Isabel Villalon und andere sind Beispiele dass auch viele Worte mit kurzem oder keinem Denken möglich sind. Dass der alte Marcel Kohler, immerhin schon 63, grau und verbissen, für 20 Minuten noch auf die Barrikaden geht erstaunt, scheinbar ist er mit dem Projekt «Coopzeitung Weekend», (wie können wir noch mehr Werbung in unsere Artikel packen) nicht ausgelastet, oder kommt nicht vorwärts!

    Antworten
    • Doris Bruggmann
      Doris Bruggmann sagte:

      Werter Herr Brunner: Ihnen als Kommentar-Allzweckwaffe sei nachgesehen, dass sie nicht zwischen Engagement und Verbissenheit unterscheiden können. Und es ist selbstverständlich auch zu entschuldigen, dass sie beim Alter von Marcel Kohler falsch liegen.Ganz offensichtlich kennen sie ihn ja nicht. Schliesslich soll bitte niemand erwarten, dass Kommentarschreiber sich für Fakten interessieren.

      Antworten
      • Peter Roos
        Peter Roos sagte:

        Danke Frau Bruggmann für ihre verdienstvolle Intervention. Auch Männer sollte man nicht älter machen, als sie sind.

        „Ende 2021 werde ich 62 Jahre alt sein und ich möchte dann mein Leben etwas ruhiger gestalten“ meinte der engagierte Geschäftsleiter von 20 Minuten zu „Persönlich“.

        Antworten
      • Petra Hörler
        Petra Hörler sagte:

        Der verbissene Vielschreiber Brunner hat ein Problem mit Altersangaben.

        Kürzlich betitelte er in einem Kommentar die Janine Hosp vom Tagesanzeiger als „Nesthäkchen“. Lese soeben in „Persönlich“, dass sie 55 Jahre jung ist……..

        Antworten

Dein Kommentar

An Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns Deinen Kommentar!

Schreiben Sie einen Kommentar zu Peter Roos Antworten abbrechen

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert