Die Pfusch-Force sollte weg

Jeder Journalist weiss inzwischen: willst du einen Aufreger, nur die Corona-Task-Force fragen.

Dass sich die «Swiss National COVID-19 Science Task Force» so ziemlich in jeder Beziehung lächerlich gemacht hat, ist kein Geheimnis. Kakophonie, immer neue Horrorszenarien, Warnungen, Befürchtungen.

Gar mit eigener Pressekonferenz, in der die Entscheidungen des Bundesrats und der Kantone beäugt, selten gelobt, häufig kritisiert wurden. Ab und an trat ein Mitglied aus, unter Protest, oder weil die öffentliche Präsenz für einen besseren Job gesorgt hatte.

Diese Task Force hatte sich kurzerhand selbst ins Leben gerufen und dann an den Bundesrat rangeschmissen. Kostenlose Beratung durch die wirklichen Cracks der Virologie und Epidemiologie; erst noch gratis. Da konnte der Bundesrat nicht nein sagen. Obwohl es doch seit Jahren eine «Eidgenössische Kommission für Pandemievorbereitung und -bewältigung» gibt. Genau für solche Fälle; repräsentativ gewählt, kompetent – und ins Abseits gedrängt.

Immer ein Szenario zur Hand, in düsteren Farben

Die Glitzer-Task-Force, die entweder in corpore wichtig in die Kameras unkte, oder aber Solo-Auftritte hinlegte, wenn ein Mitglied unter mangelnder Aufmerksamkeit litt, pustete ein «Szenario» nach dem anderen raus. Die alle zwei Dinge gemeinsam haben, kann man überprüfen: sie waren viel zu pessimistisch. Und sie trafen nie ein. Was speziell merkwürdig ist, weil normalerweise die Eintrittswahrscheinlichket bei binären Prognosen steigt, wenn man immer die gleiche wiederholt.

Morgen regnet’s. Ausserhalb der Wüste Gobi wird und muss das einmal zutreffen. Die Prognosen der Task-Force lagen aber immer daneben. Glücklicherweise hört man auch immer weniger auf sie. Nun könnte es durchaus ein wissenschaftlich interessanter Ansatz sein, sich zu fragen, wieso eigentlich diese Task Force so konsequent sogar ausserhalb der Wahrscheinlichkeit falsch liegt.

Da stellte sich der Task-Force-Chef Martin Ackermann den bohrenden Fragen der NZZaS. Wenn das ein Ausdruck der Befähigung zu Selbstreflexion, Ursachenüberprüfung oder der Fehlerkultur in der Wissenschaft sein sollte, dann gute Nacht.

  • Frechheit eins: «Es gibt einen Unterschied zwischen Alarmschlagen und Alarmismus.» Worin besteht der genau, wenn Ackermann bis zu 20’000 Neuinfektionen täglich in diesem Frühling vorhersagte, es zurzeit aber nur 2000 sind?
  • Und überhaupt, Frechheit Nummer zwei: «Das war das schlimmste von mehreren Szenarien.» Na, das ändert alles, dann war’s nicht um den Faktor 10 daneben, sondern halt ein «schlimmes Szenario». Also keinerlei Fehler gemacht?
  • Ackermann räumt ein: «Ich gehe vor allem von drei möglichen Punkten aus, die wir falsch eingeschätzt haben könnten.» Also der gedoppelte Konjunktiv. Aber in jeder falschen Prognose steckt ein Stückchen Trost: «So gesehen haben die nun kritisierten Modelle vielleicht mitgeholfen, die Pandemie zu bremsen.» Frechheit drei.
  • Das ist eine astreine wissenschaftliche Analyse. Wir haben «buhu» gesagt, immer noch viele Schweizer sind darauf reingefallen und haben Schiss gekriegt.

Das Bananenschalen-Szenario

Das ist ein Erkenntnismodell, das noch etwas ausgearbeitet werden muss. «Die Leute schmeissen immer mehr Bananenschalen auf die Strasse, das wird zu einem deutlichen Anstieg der Oberschenkelhalsbrüche führen, was wiederum die Intensivstationen an den Rand des Zusammenruchs bringt.» – «Oh ist nicht eingetroffen. Na wunderbar, hat unsere wissenschaftliche Prognose doch gewirkt.»

So ungefähr hört es sich an, wenn man den Bereich der wissenschaftlichen Seriosität endgültig verlassen hat. Der immer noch nicht gewonnene Kampf gegen die Pandemie ist aber zu ernst, um eine solche Blödeltruppe weiterhin Zugang zu öffentlichen Plattformen zu erlauben.

Da sie ja, vielleicht abgesehen von ein paar Insidergeschäften, nichts verdient, sollte das doch niemanden kratzen. Selber konstituiert, selber sich abgeschafft, das wäre endlich ein Beitrag zur Versachlichung der Debatte.

Pech für die Journalisten; aber es gibt ja noch genügend Einzelkämpfer-Unken, die man jederzeit in Stellung bringen kann.

Erinnert sich noch jemand?

4 Kommentare
  1. Ulrich Weilenmann
    Ulrich Weilenmann sagte:

    Lieber Herr Zeyer, grossartig, vielen Dank, dass sich auch einmal jemand kritisch mit dieser TF auseinandersetzt. Schade, dass ihr Kommentar nicht neben das Ackermann Interview gesetzt worden ist. Leider ist die NZZaS inzwischen ebenfalls so «woke», will sagen weichgespült, dass man sich fragen muss, wie lange man sich dieser Langeweile noch aussetzen will. Ob der Wechsel auf dem Chefposten genügt? Ohne Retouschen auch beim Personal wird es wohl nicht gehen. Seit ich Zackbum entdeckt habe, kontrolliere ich täglich ihre Website. Nochmals vielen Dank!

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    • Simon Ronner
      Simon Ronner sagte:

      Der linke «Woke»-Aktivismus der NZZaS hat spätestens mit der kritiklosen, euphorischen Berichterstattung zur Flüchtlingskrise 2015/2016 begonnen. Ähnlich dem später von der UNO initiierten Migrationspakt wurde eine ausnahmslos rein positive Sicht auf Zuwanderung gepredigt, beziehungsweise angemahnt.

      Auch bei der Debatte zum Klimawandel, der Feminismus- und Gender-Agenda, dem Verhältnis Schweiz-EU ist die «NZZaS» stets bei den «Guten», den linksliberalprogressivintellektuellen.

      Was der «Tages-Anlüger» von Montag bis Samstag, das ist die «NZZaS» – am Sonntag.

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  2. Beat Reichen
    Beat Reichen sagte:

    Anzufügen gilt noch, dass diese Pfeifen an der Universität lehren. Kein Wunder, dass dort die Qualität im Keller ist.

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  3. Tim Meier
    Tim Meier sagte:

    Einen Vorteil haben die PKs dieser ziemlich selbstdarstellerischen Taskforce eben doch: man kriegt was von der Denke dieser «Blödeltruppe» mit. Und fragt sich schnell mal, wie brauchbar denn die Modelle von Klima-Knutti und Kollegen sind.

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