Gurkentruppe «Fairmedia»

Theorie und Praxis. Die neue Präsidentin spuckt grosse Töne. Die Praxis ist viel kleinkarierter.

«Fairmedia» legt die Latte für sich und andere ziemlich hoch: «Wir helfen auch Journalisten dabei, sich medienrechtlich und -ethisch korrekt zu verhalten. Der unabhängige Verein versteht sich als Kompetenzzentrum in Medienrecht und Medienethik und gibt zu diesen Themen auch Kurse und Trainings an Institutionen und Schulen.»

Catherine Thommen doppelt zum Amtsantritt nach:

«Fairmedia mischt sich aktiv in die Debatte ein und setzt sich für die Einhaltung der journalistischen Grundregeln ein.»

Das ist ja alles wunderbar, volltönend, genau das, was Journalismus heutzutage braucht. In den Kursen verwendet «Fairmedia» sicherlich auch abschreckende Beispiele. Warum nicht aus eigenem Schaffen?

Auf Twitter spielten sich Jagdszenen gegen eine Flugbegleiterin ab, die von Michèle Binswanger porträtiert worden war. Durch häufige Corona-Tests ist sie erkrankt, was gravierende Auswirkungen auf ihre psychische und physische Gesundheit hat.

Zudem engagiert sie sich gegen Kinderhandel und -ausbeutung. Zweiteres hat mit dem Thema der Reportage nichts zu tun. Die Reportage selbst ist fehlerfrei, was den Sympathisantensumpf um Jolanda Spiess-Hegglin sehr frustriert hat. Denn Spiess-Hegglin ist auf Binswanger nicht gut zu sprechen, weil die es gewagt hat, die Darstellung von JSH der Zuger Affäre zu bezweifeln.

Muckrakers nennt man diese Gattung auf Englisch

Wunderbar, dass ein Anonymus eine Wortmeldung der Flugbegleiterin in den Social Media ausgrub. Hansi Voigt, der schon lange jeden Anspruch aufgegeben hat, als seriöser Journalist zu gelten, kräht sofort los, macht sich über die Flugbegleiterin und über Kinderhandel lustig und empfiehlt, solche Artikel zu canceln.

Das lässt dann einen weiteren anonymen Dreckspatz nicht ruhen, der verbreitet, die Flugbegleiterin sei Anhängerin der Verschwörungstheorien von QAnon. Wir bewegen uns hier wohlgemerkt im belegfreien Raum, in einer Jauchegruppe von Twitter, wo sich Verschwörungstheoretiker und Fanatiker gegenseitig hochschaukeln. Unter völligem Realitäts- und Luftabschluss, was einen sehr unangenehmen, fauligen Geruch auslöst, wenn man in diese Blase hineinsticht.

Die Erkrankung der Frau ist ärztlich attestiert, sie ist kein Einzelfall, auch ihr Problem, angepöbelt zu werden, weil sie durch ihre Erkrankung keine Maske tragen sollte (ärztlich attestiert). Das sind die Fakten, die absurden Verdrehungen haben wir bereits beschrieben.

So, und nun kommt «Fairmedia» und zeigt es allen, wie ethisch hochstehender, fairer, korrekter Journalismus geht, der ja scheint’s nötiger denn je sei. Wie das «Fairmedia» macht? So:

In seinem Tweet nimmt es den Schwachsinn der Berner Reitschule für bare Münze. In der ausführlicheren Beschreibung auf seiner Webseite geht «Fairmedia» noch ein paar Schritte weiter. «SonntagsZeitung» porträtiert QAnon-Sympathisantin – ohne das im Text zu erwähnen.»

Der Schmierfink von «Fairmedia» geht gleich in die Vollen. Die Frau behaupte, gravierende Folgen erlitten zu haben. Das habe ihr ein Arzt bestätigt, räumt Jeremias Schulthess ein. Aber: «Ist das medizinisch plausibel? Gibt es eine zweite Meinung dazu von anderen Ärzten? Darauf geht der Text nicht ein. Dabei gäbe es Gründe anzunehmen, dass nicht alles stimmt, was die Frau erzählt.»

Ein selbst gemachtes abschreckendes Beispiel

Die da wären? Dass sie Verschwörungstheorien der US-Sekte QAnon verbreite, zitiert Schulthess einen Text, der von einem anonymen Dreckspatz namens «Megaphon Reitschule Bern» verbreitet wird. Und folgert daraus: «Dass eine QAnon-Sympathisantin über Verletzungen bei Corona-Tests spricht, mag für eine Redaktion vielleicht sogar vertretbar sein. Es kann ja sein, dass die Kritik in der Sache stimmt. Es sollte aber in jedem Fall möglichst transparent gemacht werden, wer die Quelle ist – die Verbreitung von Verschwörungstheorien gehört da dazu.»

Die geschäftsführende Gurke Jeremias Schulthess.

ZACKBUM ist sich sicher: Dieser Text kann als abschreckendes Beispiel, wie man es ja nicht machen sollte, bei jedem Kurs oder Training von «Fairmedia» verwendet werden. Damit der Verein, der damit offenbar Mühe hat, nicht zu viel selber erarbeiten muss, eine kleine Amtshilfe:

  1. Ob diese Flugbegleiterin Anhängerin von Verschwörungstheorien ist – oder nicht, hat niemand eruiert. Also ist die Unterstellung absolut unstatthaft, widerspricht den primitivsten Regeln des Journalismus und Anstands.
  2. Wenn das anonyme Schmierfinken oder der Amok Hansi Voigt tun, ist das deren Sache. Wenn das «Fairmedia» unbesehen übernimmt, entzieht sich der Verein damit die Existenzgrundlage und sollte sich auflösen.
  3. Eine Frau ist erkrankt, belegt das mit dem Zeugnis des sie behandelnden Arztes. Das soll nicht glaubhaft sein, weil sie vielleicht merkwürdige Tweets oder Posts absetzt? Was soll diese Gesinnungsschnüffelei? Wenn der Autor des «Fairmedia»-Textes mit dem Schwarzen Block sympathisieren würde, würde das die Glaubhaftigkeit seiner belegten Aussagen über Briefmarkensammeln relativieren?
  4. Wer die Quelle ist, solle transparent gemacht werden, fordert Schulthess. Dass sie mit Foto und Name zu ihrer Geschichte steht, genügt ihm nicht. Er hätte gerne bei einem Thema, das absolut und null mit Verschwörungstheorien oder (real existierendem) Kinderhandel zu tun hat, gerne eine ideologische Unbedenklichkeitserklärung für die Quelle. Spinnt der Mann eigentlich?
  5. Braucht es von jetzt an wieder Gesinnungsprüfungen, bevor ein Opfer porträtiert werden darf? Wäre die Flugbegleiterin Mitglied von Amnesty International, der Freundschaftsgesellschaft Schweiz – Palästina oder Sympathisantin einer linksterroristischen Vereinigung, hätte das auch gestört? Im Artikel, der auch damit nichts zu tun, «transparent» gemacht werden müssen?
  6. Am schlimmsten ist aber: Warum hat wenigstens Schulthess nicht das gemacht, was der primitivste Anstand und Grundregeln des Journalismus verlangen, die jeder Anfänger beherrschen sollte? Nämlich der Flugbegleiterin Gelegenheit gegeben, zu all diesem Schlammbad Stellung zu nehmen? Dass Schlammschmeisser auf Twitter das nicht tun, okay. Aber ein Vertreter von «Fairmedia»?
  7. Im Gegensatz zu seinem haltlosen Kopieren unbelegter Behauptungen, ohne der kritisierten Person Gelegenheit für eine Reaktion einzuräumen: Natürlich hat ZACKBUM Schulhess mit ein paar Fragen konfrontiert. Darunter die nach Grundlagen von Ethik, Anstand, Gehör geben, nicht ungeprüft Behauptungen aus trüben und anonymen Quellen übernehmen.
  8. Das bewirkte einen Anruf von Schulthess, aus dem er aber nicht zitiert werden möchte. Sondern nur mit seiner schriftlichen Stellungnahme: «Den Vorwurf, wir würden Falschmeldungen verbreiten, kann ich leider nicht nachvollziehen. Alle Aussagen in unserem Beitrag werden sehr klar und transparent belegt.»
  9. Wenn «Fairmedia» zu beurteilen hätte, wie man eine solche Antwort qualifizieren sollte, zu welchem Ergebnis käme dieser Trümmelverein? Super Antwort, lässt nichts offen, macht eine Korrektur überflüssig?

Dass der Geschäftsführer «Fairmedia» Schulthess so einen Stuss zusammenwürgt, das mag ja noch angehen. Dass er aber auf keine einzige sich daraus ergebende Frage konkret antworten mag; sich zwar mündlich ausführlicher zu Wort meldet, aber die Verwendung untersagt: will sich «Fairmedia» wirklich mit aller Macht lächerlich machen?

Hat Schulthess hier, nach seiner Bruchlandung mit der «TagesWoche», wirklich eine Stelle gefunden, der er gewachsen ist?

Frau Thommen, übernehmen Sie! Handlungsbedarf! Lassen Sie Ihren gesalbten Worten Taten folgen. Nicht bei anderen, im eigenen Laden. Wir werden an der Sache dranbleiben …

 

 

 

7 Kommentare
  1. Robert Holzer
    Robert Holzer sagte:

    Catherine Thommen, die gebührenfinanzierte Verlautbarungsmaschine beim Schweizer Staatsbuntfunk. Is ja schön wenn man im Leben auch mal (gefühlt) erfolgreich ist.

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    • .Victor Brunner
      .Victor Brunner sagte:

      Erfolg ist wenn frau/mann sich bei Wappler TV an den Honigtöpfen der ZwangsgebührenzahlerInnen festkrallen kann.

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  2. Simon Ronner
    Simon Ronner sagte:

    Habe mir den Vorstand auf fairmedia.ch noch angeschaut:

    Catherine Thommen vom linken SRF; der Aktivist gegen die Somm-BaZ, linke Künstler, «Bühnenautor und Schriftsteller» (Wikipedia) Guy Krneta; Jessica King von der linksfeministischen Aktivistinnenorganisation alliance F; Roger Marquardt, der auf Twitter gerne Pöbeleien gegen alles rechts der SP retweetet; Nadja Pecinska, die sich wohl durch ihre spirituell angehauchte Lyrik für Fairmedia qualifiziert hat (www.pecinska.ch/text); und dann noch der linksaussen Aggro-Pöbler Jon Pult.

    Peinlich! Eine Lachnummer, dieser Verein.

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  3. Tim Meier
    Tim Meier sagte:

    Spiess-Hegglin, Reitschule und Fairmedia – sieht nach schlagkräftiger Truppe gegen «rechts» aus. QAnon lässt grüssen.
    Die kurze Textpassage zeigt: Schulthess ist nicht up-to-date. «Verschwörungstheorien» ist positiv konnotiert, da steckt ja ein Theorie dahinter. Neu wird von «Verschwörungsmythen» geschrieben. Und die werden von den MythBusters verifiziert. Zu finden im Trash-TV. So schliesst sich der Kreis.

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  4. Simon Ronner
    Simon Ronner sagte:

    Autsch! Und das vom Verein, der sich als «Kompetenzzentrum in Medienrecht und Medienethik» sieht. Die Postleitzahl von Absurdistan: 4056.

    Entweder sind diese Leute hoffnungslos inkompetent und überfordert. Oder aber es steht Absicht dahinter, was z.B. an die Praxis der Faktenchecks im «Tages-Anlüger» erinnert: Das Ergebnis korreliert jeweils auf wundersame Art und Weise mit der sattsam bekannten Ideologie der Zeitung.

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  5. .Victor Brunn"er
    .Victor Brunn"er sagte:

    Thommen in einem Interviewe:
    «Wir wollen den Journalismus stärken», hoppla, weiss Jeremias Schulthess davon? Weiss der Vorstand um Thommen, Krneta, King, Marquardt, Pecinska, Pult zu was Schulthess in seinem 50% Job fähig ist?

    Vermutlich geht es dem eher linken Vorstand um «guten» Journalismus von Fall zu Fall. Eine Flugbegleiterin, arbeitet für den Klassenfeind, schädigt das Klima und ist Anhängerin von QAnon. JSH kämpft für den «Feminismus, Transparenz, Intransparenz wenn es um ihre Dinge und Aufrechterhaltung des «guten» Scheins geht. Der scheinbar nicht so gut ist und nichts mehr fürchtet als das Binswanger die Vorkommnisse der Landammannfeier faktengetreu und ohne Verwedelung aufarbeitet!

    Fairmedia disqualifiziert sich mit dem Tweet selber und ist Beispiel fur unterste Schublade von Journalismus, keine eigene Recherche, Rückgriff auf dubiose Quellen, Tweets in Manier von Verschwörungstheoretikern aufsetzen. Fairmedia täte gut daran die Stelle des/der GeschäftsführerIn nur zu 25% ausschreiben mit der Bedingung dass die Person das Hirn zu 50% einsetzt und gute Arbeit liefert. Schulthess hat eine 50% Stelle, setzt das Hirn zu 10% ein und liefert doch nur Schrott. Ein Meister seines Faches, dem schlechten Journalismus!

    Eine Berichtigung des Tweets wäre der Versuch von «Fairmedia», der Vorstand könnte berichtigen, tut er das, hat er soviel Anstand und Courage?

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