Die Staatskohle hat ihren Preis
Der Wendehals lebt. Seitdem sich auch die grossen Medienhäuser Corona-Hilfe erbettelt haben, sind sie staatstragend.
Bei Tamedia erledigt das die Frau für alle Fälle. Claudia Blumer, Mitunterzeichnerin des Protestbriefs gegen Sexismus bei Tamedia, obwohl ihr laut eigener Aussage so etwas nie widerfuhr, lobt die neuste und natürlich weise Entscheidung des Bundesrats: «Die Normalität hat ihren Preis».
Er habe «zwei Botschaften verkündet», so ähnlich, als Moses vom Berg hinunterstieg. Die eine sei Lockerungen, «sehnlich erwartet». Bundesrat, wir danken dir. Die andere sei die Drohung «mit einer Zweiklassengesellschaft». Geimpft oder nicht. Das könnten nun «manche» als Impfzwang ansehen.
Sollen die doch, meint Blumer, denn «es ist die logische Folge der bisherigen Strategie.» – «Grosse Opfer, … gratis keine Rückkehr zur Normalität, … weniger schmerzhaft», Blabla.
Wie schaut’s also aus?
«Richtig, dass der Bundesrat strategisch vorgeht und gut begründet. Das schafft Vertrauen.»
Echt jetzt? Dieses Geeier, diese Schlangenlinie, dieses multiple Versagen, zuletzt beim Impfen, das soll eine Strategie sein und zudem Vertrauen schaffen?
Wenn das «Neue Deutschland» die jüngsten Ratschlüsse des Politbüros oder Staatsrats der DDR lobte, hörte sich das genauso an.
Der Wendehals lebt; nicht nur als Vogel.
«Bersets Plan stösst auf Zustimmung», jubilieren die «Schaffhauser Nachrichten». Positiv sieht es auch CH Media und zitiert einen Flachsatz von Bundesrat Berset, als habe er gerade den Sinn des Lebens entdeckt: «Es gibt keine Abkürzung in einer Pandemie. Wir müssen den ganzen Weg gehen.» Das ist so gehaltvoll wie: Es gibt keine Abkürzung in der Zeit. Wir müssen die ganzen 24 Stunden gehen.
Alle grossen Meinungsbildner sind sich einig
«Schützen, stabilisieren, normalisieren», echot der «Blick» ehrfürchtig. Als hätte bislang ein einziger Plan des Bundesrats funktioniert. «In drei Schritten zur Normalität zurück», staunt auch die NZZ. Weil man hier für die gehobenen Stände schreibt, muss es ein wenig geschwollener sein: «Die Impfaktion erlaubt einen Paradigmenwechsel.» Aha, so sie denn klappen würde. Sonst müsste man vielleicht von einem disruptiven Moment sprechen.
Damit wären die grossen Meinungsbildner in der kargen Schweizer Medienlandschaft abgehandelt. Gibt es denn gar keine Widerworte? Im Mainstream nicht. Nur «Inside Paradeplatz», wo gerne gegen den Strom geschwommen wird, sieht man es etwas anders: «Berset kaschiert Versagen mit faktischer Impfflicht». Und auch die «Weltwoche» bewahrt kühlen Kopf: «Gesundheitsminister Alain Berset kündigt eine Impf-Apartheid an. Damit begibt er sich auf gefährliches Terrain».
Kann man so oder so sehen? Hat überhaupt nichts damit zu tun, dass Konzerne wie Tamedia Subventionen und Extrasubventionen kassieren, dazu Kurzarbeitsgeld, arschkalt gegebene Versprechen brechen und das «Berner Modell» wie erwartet beenden? Hat nichts damit zu tun, dass sich so der umfangreiche Coninx-Clan keine Sorgen machen muss, wenn mal wieder kein neuer Rolls, sondern eine neue Yacht fällig ist?
Für die gebildeten Stände unter unseren Lesern.
Wes Brot ich ess, des Lied ich sing; alte Journalistenregel. Ich erinnere mich an eine lang zurückliegende Redaktionssitzung beim «Blick». Gerade wurde mal wieder ein von Alternativen besetztes Haus samt Areal geräumt, was damals nicht ohne Rabatz abging. Die Mehrheit der am Tisch Sitzenden war links bis linksalternativ eingestellt, dazu «einerseits, andererseits»-Sozialdemokraten. Also hirnte man an der Schlagzeile auf Seite eins herum.
Wie üblich schwirrten Vorschläge über den Tisch, so in Richtung: Musste das sein? Der Chefredaktor begann, mit den Füssen zu scharren, immer ein Signal, dass er sich langsam erhitzte. Also griff er ein und schnitt alle diese Barkers einfach ab. Mit seiner leisen, aber sehr bestimmten Stimme sagte er:
«Ich denke da mehr an die Schlagzeile: Danke, liebe Polizei!»
Stille sank nieder, man hörte nur Schluckgeräusche. Bis sich der erste Opportunist meldete: «Genau, so kann man das auch sehen.» Gesagt, getan. Diejenigen, die noch in WGs wohnten, wussten, was spätestens am nächsten Morgen auf sie zukommen würde. Und besorgten sich auf dem Heimweg noch Flüssiges.
Einiges hat sich seither geändert. Diese Flexibilität von Wendehälsen, die auf Fingerschnippen von oben ihre Meinung in einer Sekunde um 180 Grad drehen können, die gibt es weiterhin.
Die 4. Gewalt mutiert zur 4. Vergewaltigung der LeserInnen. Natürlich an vordester Front dabei Tamedia, mit Frau Blumer die Übergriffe die sie nicht selber erlebt hat, nicht einmal «Im Kern richtig…» beklagt. Dass Tamedia auch noch an die Honigtöpfe der SteuerzahlerInnen will ist nur noch peinlich und dokumentiert die Unfähigkeit des Hauses am Markt zu bestehen.
Der «Verleger» Supino sollte seine Aufgabe wahrnehmen und für guten Journalismus sorgen, er der immer von «Qualitätsjournalismus» gelabbert hat. Die Berichterstattung über Maisano, Lonza, die Frau von Schaffhausen, die unterdrückte Berichterstattung über die Vorkommnisse am Opernhaus lassen grüssen!
Schön dargestellt. Was sich im Grossen bei den Medienhäusern in deren Verhältnis zum Geldgeber Staat zeigt, das wird, auf kleinerer Ebene, anschaulich bei der Story von der Blick-Redaktionssitzung dieser linken Feiglinge: Totale Meinungsflexibilität, null Courage, keine Prinzipien. Nichts als schleimiges, verlogenes Anpassertum an die Macht. Eben typisch links.
Hat sich seither wirklich einiges geändert?
Genau wie diese lächerlichen deutschen Staatsschauspieler von #wirmachenauf. Gehts um Kohle und Image, kippen sie sofort um: #wirmachendicht.
Ein Teil der 4. Gewalt – der Mainstream – kastriert sich gerade selbst. Aus der Hofberichterstattungs-Falle kommt der nicht mehr raus.
Paradigmenwechsel ist, wenn die Taskforce nicht mehr den Bad Cop und Berset nur noch den Good Cop spielen darf?