Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan …

Zürich soll mohrenfrei werden. Und das sei gut so, findet der Tagi. Immerhin mal kein Genderthema.

Thomas Morus hätte das nicht lustig gefunden. Hä? Nein, ein kleiner Scherz. Denn die Sache ist ernst. Etwa nicht gewusst? Im Zürcher Stadtbild tobt weiterhin der Rassismus. Es kann doch nicht sein, dass es gelungen ist, endlich den Mohrenkopf zu vertilgen (also den Namen, wobei, es gibt da noch Widerstandsnester). Aber dass andererseits noch Inschriften an Zürcher Häusern prangen wie «Zum Mohrentanz» oder gar schlichtweg «Mohr», das geht natürlich nicht.

Das ist zwar eine dumpfbackige Meinung, aber immerhin eine klare. Edgar Schuler vom «Tages-Anzeiger» muss sich mit Salome Müller den Dienst am Tagi-Newsletter teilen. Das entschuldigt aber nicht alles. Denn er mäandert sich durch dieses Minenfeld, als wäre er eine Schlange, die plötzlich ihren eigenen Schwanz vor sich sieht.

Er finde es gut, dass es harsche Reaktionen auf den Beschluss des Stadtrats gebe, solche Schweinereien zumindest an städtischen Liegenschaften nicht mehr zu tolerieren. Aber: «Gut, hat sich die Stadt zu diesem Schritt entschlossen». Es ist zwar nur ein Trippelschritt für Zürich, aber ein grosser Schritt für alle, die sich tatsächlich vom Wort Mohr diskriminiert fühlen.

Es wird wieder einmal ein Zeichen gegen Rassismus gesetzt

Deshalb schreibt der Tagi, Überraschung, mal wieder von einem «Zeichen», das hier gesetzt werde. Ein Zeichen gegen und ein Zeichen für, logo. Der Sprachforscher Schuler weiss in seinem Kommentar:

«Aber der «Mohr» ist auch nicht mehr das unschuldige Wort, das es in den Ohren vieler einmal war. Der Begriff ist schlicht und einfach aus der Zeit gefallen. Er gilt heute zu Recht als rassistisch. Es gibt Betroffene, die sich zu Recht daran stören.»

Das war’s für dich, will Schuler gerne der sardischen Flagge sagen.

Allerdings: Mehr Unsinn kann man nicht in einen kurzen Absatz packen. Was soll am Wort «Mohr» jemals unschuldig gewesen sein? Es ist ein uraltes Wort, schon im Althochdeutschen, ja im Griechischen nachweisbar. Einfach für einen Bewohner Mauretaniens, Marokkos oder Äthiopiens.

Also für Mauren, wie die lateinisierte Form lautet. Für Spanier sind «los moros» die arabischen Eroberer Spaniens, unter deren Herrschaft ein gewaltiger kultureller Aufschwung erfolgte, bis sich das Leichentuch der christlichen Inquisition nach der Rückeroberung über das Land legte.

Auch die Sarden empfinden den Mohrenkopf in ihrem Wappen weder als aus der Zeit gefallen, noch rassistisch. So gelte er auch nur, schreibt Schuler vorsichtig, denn er hat wohl etwas gegoogelt und musste feststellen, dass diese heutzutage tödliche Anschuldigung keineswegs allgemein akzeptiert wird. Auch ausserhalb von rassistischen Kreisen nicht. Aber dieser Unsicherheit begegnet er mit einem doppelten «zu Recht». Die dümmste Leerformel einer Verstärkung.

Die einen stören sich an diesem, die anderen an jenem

Und wenn es Betroffene geben sollte, die sich daran stören: Wie steht es dann mit den Betroffenen, die sich daran stören, wenn dieser schöne, alte Begriff verschwindet? Es geht ja nicht darum, ein «Heil Hitler» von der Mauer zu kratzen. Oder sollte nicht auch die Plakette am Haus, in dem Lenin wohnte, ergänzt werden durch einige Hinweise auf die Auswirkungen seiner Revolution?

Noch übler treiben’s die Korsen mit ihrer Flagge.

Das ständige Umschreiben und Reinigen der Geschichte ist ein typisches Merkmal für totalitäre Staaten. Oder die Kirche. Nur solche Gebilde wollen nicht nur die Gegenwart und die Zukunft beherrschen, sondern auch die Vergangenheit. Die ist zwar leider vergangen, aber wie sie gesehen wird, das lässt sich doch wohl ändern.

Normalerweise tut das der Herrscher, der Diktator, die Partei, die Führungsspitze, unterstützt von den üblichen nützlichen Idioten, die selbst die absurdesten Begründungen erfinden, wieso ein Sieg plötzlich eine Niederlage war, ein wichtiger, aber in Ungnade gefallener Führer einfach aufhört zu existieren.

Das ist keine Geschichtsklitterung; so wurde der Mohrenkopf auch verwendet.

Hier in der Schweiz ist der Mohrenkopf zu einem Jekami geworden. Basler Gugge wie «Negro-Rhygass» oder alle, die irgendwie ein an Mohren erinnernde Sujets verwenden, wurden als ausgemachte Rassisten enttarnt. Von all den Lokalen, Orten, Gebäuden, die aus irgendwelchen teilweise längst vergessenen Gründen das Wort Mohr verwenden, ganz zu schweigen.

Mit «Rassismus!» erobert man locker die Meinungshoheit

In Zürich soll das «Kollektiv Vo Da» eine wichtige Rolle bei der «Sensibilisierung» gespielt haben: «Wir sind ein Kollektiv von Menschen vo da, die eines Tages beschlossen haben, sich zusammen zu tun,

um die Themen Diskriminierung und Rassismus gemeinsam öffentlich anzusprechen.»

Das ist lobenswert. Aber, mit Verlaub, soll man von solchen Meinungsträgern eines «Kollektivs», von einer völlig ahistorischen Stadtpräsidentin solche Eingriffe, Übergriffe einfach akzeptieren? Meinungsbildung durch öffentlichen Druck und unfundiertes Geschrei ohne geschichtliche Kenntnisse? Dem Zeitgeist geschuldet; wer weiss denn, welche Begriffe in 100 Jahren getilgt werden müssen?

Ich bin ein Berliner. Aber nicht so einer

Echt jetzt? Darf ich mich als gebürtiger Berliner nun auch dafür einsetzen, dass die Verwendung dieses stolzen Namens für eine zuckrige, mit Marmelade gefüllte, in Fett ausgebackene Kalorienbombe verboten werden muss?

Müsste klappen, denn wenn ich mich davon diskriminiert fühle, gilt das etwa weniger, nur weil ich ein älterer, weisser Mann bin? Es gibt schliesslich Ersatz; Krapfen zum Beispiel. Da ich keinen Zusammenhang zwischen mir und einem Krapfen sehe, kann man das mal machen. Vorläufig. Frau Stadtpräsidentin, kümmern Sie sich drum! Ich bin auch vo da und Stadtzürcher Bürger.

4 Kommentare
  1. Markus
    Markus sagte:

    Die Linken sind bekannt dafür, linke Symbolpolitik zu betreiben. Und genau diese Politik treibt die Wähler in Scharen von der Linken weg. Die Probleme der Leute sind immer noch Arbeit, Miete, Rente, soziale Gerechtigkeit usw. Doch die universitären, privilegierten und meistens wohlhabende Linken, verstehen die echten Probleme der Menschen nicht mehr. Und wie wenn das nicht genug wäre, wird verächtlich auf die Arbeiter heruntergeschaut, die früher eigentlich die Hauptwählerschaft war. Heute sind die Arbeiter dumme Prols für die Linke (ein wenig überspitzt formuliert).
    Wenn die Linke so weiter macht und nicht vorhandene Probleme bewirtschaftet, ist das der Schnellzug in die Bedeutungslosigkeit.

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  2. Simon Ronner
    Simon Ronner sagte:

    Was man gegen diese Unvernunft machen kann:

    1. Parteien wählen, die sich diesem Irrsinn entgegen stellen
    2. Keine dieser linken Medienerzeugnisse kaufen, nicht darin inserieren
    3. In Diskussionen den eigenen Standpunkten und Prinzipien treu bleiben, auch wenn man dafür mit Nachteilen jedwelcher Art rechnen muss

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  3. .Victor Brunner
    .Victor Brunner sagte:

    Schuler:
    «Der Begriff ist schlicht und einfach aus der Zeit gefallen. Er gilt heute zu Recht als rassistisch. Es gibt Betroffene, die sich zu Recht daran stören.»

    Es gibt keine Betroffenen, es gibt nur Betroffenheitsbewirtschafter die nicht differenziert denken können. Edgar Schuler peinlich, Mohr zurecht rassistisch? Wo doch Mohr sich eher von den Mauren ableitet als von den unterdrückten Schwarzen. Schuler der sich Germanist, Publizist und Philosoph schimpft biedert sich bei den pubertären, diktatorischen Linken an, die das Stadtbild und die Geschichte nach ihrem Gutdünken diktieren wollen. Zeyer hat recht, typisches Handeln von diktatorischen Regimes. Der «Philosoph» als Geschichtsmanipulator? Dass die opportunistische SP Stadtpräsidentin Mauch sich dem Druck von Wenigen beugt ist verständlich, ihr geht es um Wählerstimmen. Im Gegenzug macht es ihr nicht aus am Sechseläuten in den «frauenfeindlichen» Zünften, mit Blumenstimmensträussen überladen, strahlend mitzulaufen!

    Schuler sollte den TA Artikel von Helene Arnet lesen, «Wie die «Mohren» nach Zürich kamen», der bringt etwas Licht in die absurde Diskussion. Schuler prägt den Begriff «Bildungsferne» neu. Bildung genossen, aber nicht verstanden!

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  4. Jürg Streuli
    Jürg Streuli sagte:

    Diese Kampagne ist billiger linker Populismus. Eine gekünstelte PR-Hysterie der sogenannten Gutmenschen, die zwar keine guten Menschen, dafür umso grössere Heuchler sind. Dass die Kindersoldaten des Tagi mitjubeln, kann gar nicht anders sein. Links zu sein, bedeutet heute verblödet zu sein. Das war nicht immer so.

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