Leichenfledderei
War Robespierre Masochist? Nahm Nietzsche wirklich die Peitsche mit zum Weibe? Oder war Foucault pädophil?
Wenn eine Ideologie totalitär durchdreht, dann will sie nicht nur feste Regeln für richtiges Verhalten in Gegenwart und Zukunft aufstellen. Sondern auch die Vergangenheit säubern. Geradezu pervers wird das, wenn Verstorbenen aus heiterem Himmel sexuelle Abartigkeiten vorgeworfen werden.
Solche posthume Anschuldigungen gehen gerne viral. Sie brauchen nur drei Bestandteile. Ein toter, aber berühmter oder nachwirkender Mensch. Ein «neuer» Vorwurf, gerne auf sexuellem Gebiet, der aber jahrzehntelang stumm geblieben war. Und dann die Exegese durch Journalisten, die dann das tun, was auch Geier lieben: Leichenfledderei.
Das jüngste Beispiel ist der französische Philosoph Michel Foucault. Es ist eigentlich erstaunlich, dass nicht schon viel früher solche Vorwürfe gegen einen der bedeutendsten Denker des 20. Jahrhunderts erhoben wurden.
«Wahnsinn und Gesellschaft», «Die Archäologie des Wissen», «Die Ordnung der Dinge», «Überwachen und Strafen» und schliesslich «Sexualität und Wahrheit», alle seine Werke schlugen wie Bomben in den Wissenschaftsbetrieb, in die Philosophie ein.
Wie zeigt sich Macht in der Gesellschaft?
Seine Forschungen drehten sich immer um eins: um die Ausformungen von Macht. Strukturalistisch in der Methode, spürte er den verschiedensten Machtstrukturen nach; durch Unterscheidung zwischen Vernünftigen und Wahnsinnigen, durch alle Formen der Ausgrenzungen in Gefängnissen, in anderen Institutionen der Gesellschaft.
Vornehmlich auch im Bereich der Sexualität, eine der wichtigsten Kampfplätze der Machtausübung, durch Ausgrenzung, durch Definitionen von Perversion, durch das Einpflanzen moralischer Imperative, die mit sexuellen Wünschen in Konflikt geraten.
Foucault war ein radikaler Denker, der enzyklopädische Streifzüge durch die Geschichte, die Kunst, durch Strukturen der Machtausübung unternahm. Er lebte genauso radikal; nahm Drogen, war homosexuell und starb 1984 an Aids. Die Beschäftigung mit seinen Werken lohnt sich bis heute.
Aber für Flachepigonen wie Andreas Tobler ist eine andere Frage viel wichtiger: «War der Starphilosoph pädophil?» Im typischen Spekulationston stellt Tobler in den Raum: «Michel Foucault soll Buben missbraucht haben.» Wenn das so wäre, wäre das widerlich. Aber: was tut das fast 40 Jahre nach Foucaults Tod zur Sache? Welche Belege gibt es dafür?
Ein mässig erfolgreicher Publizist macht damit in der «Sunday Times» Ende März 2021 auf sich aufmerksam. Er berichtet von einem Besuch bei Foucault, der damals in Tunesien lebte. Er will gesehen haben, dass acht-, neunjährige Kinder Foucault hinterhergerannt seien und «nimm mich» gerufen hätten. Der Denker habe ihnen Geld zugeworfen und gesagt, man treffe sich um zehn Uhr nachts am «üblichen Ort». Das sei der Friedhof gewesen, wo Foucault auf Grabsteinen Sex mit den Buben gehabt habe, will Guy Sorman wissen.
Erinnerung nach über 50 Jahren
Das soll sich an Ostern – 1969 abgespielt haben. Wieso Sorman diese Anekdote über 50 Jahre für sich behielt, erklärt er nicht. Der damalige Lebensgefährte von Foucault erklärt kategorisch, dass diese Vorwürfe «chronologisch und objektiv falsch» seien. An Ostern 1969 sei Foucault gar nicht in Tunesien gewesen, zudem sei zu dieser Zeit offene Pädophilie in diesem arabischen Land höchst gefährlich und geradezu selbstmörderisch gewesen.
Auch sonst mag sich eigentlich niemand an dieses Ereignis oder an pädophile Verhaltensweisen von Foucault erinnern. Ausser einer ehemaligen Lebensgefährtin von Sorman, der es plötzlich auch wieder eingefallen sei.
Es ist ein Leichtes, selbst für philosophische Leichtmatrosen wie Tobler, damalige Manifeste heranzuziehen, die sich für eine Entkriminalisierung sexueller Praktiken, beispielsweise, aber nicht nur, von Homosexuellen einsetzten. Das war damals Zeitgeist, zusammen mit der Stundentenrevolte 1968 ging der Ruf nach sexueller Befreiung, Enttabuisierung. Nicht nur in Frankreich, auch die deutschen Grünen veröffentlichten noch Jahre später Positionen zur «Befreiung» sexueller Beziehungen zwischen Erwachsenen und Kindern, solange diese «im gegenseitigen Einverständnis» stattfinden sollten.
Selbst der grosse Pädagoge Jürg Jegge («Dummheit ist lernbar») wurde Jahrzehnte später von damaligen Handlungen eingeholt und damit in seiner Reputation schwer beschädigt, obwohl er sich offen erklärte und keinesfalls Fehlverhalten bestreiten oder beschönigen wollte.
Nun also Foucault. Der Rundruf von Tobler bei Foucault-Kennern, ein Gespräch mit Foucaults Lebensgefährten, ergibt keine brauchbaren zusätzlichen Indizien. Der Verursacher der ganzen Aufregung weigert sich, weitere Belege anzuführen, zum Beispiel eine Kopie des damaligen Einreisevisums in seinem Pass.
Typischer Fall einer Null-Story
Als Tamedia noch Wert auf Qualität legte, wäre das ein typischer Fall einer zu Tode recherchierten Geschichte gewesen. War nix, aber war den Versuch wert, macht nix. Das geht heutzutage natürlich nicht mehr, also muss Tobler über 13’000 Anschläge absondern, als hätte er den Auftrag gefasst, für die «Republik» ein ganz kurzes Stück zu schreiben.
Im Wesentlichen darüber, dass da nichts ist. Das erinnert an die vernichtende und völlig richtige Kritik meines Freundes Hugo Loetscher an einer meiner ersten Reportagen über Kuba. «Nimm’s mir nicht übel», sagte er, «aber das liest sich wie eine Beschreibung, wie jemand nicht an irgendwas rangekommen ist und sich furchtbar darüber beklagt.»
Ich war einen Moment tief beleidigt, musste ihm aber uneingeschränkt Recht geben. Gut, dass er mich davor bewahrte, mich öffentlich lächerlich zu machen. Aber solche Skrupel hat Tobler schon lange nicht mehr.
Nur fällt selbst ihm auf, dass er versuchen muss, eine Begründung für diesen Sermon von «da ist wohl nichts» zu geben. Aber woher nehmen, und nicht stehlen?
Man merkt den abschliessenden Zeilen überdeutlich an, dass sie nach ausführlichem Kopfkratzen und einem länger anhaltenden Schreibstau entstanden sind. «Man» (wer ist man?) halte es «doch für ratsam, Foucaults Theorien mit der Möglichkeit eines Missbrauchs zu konfrontieren – also auszutesten, ob diese Texte nicht etwas zuarbeiten, was abzulehnen wäre.
Und Foucaults Theorien allenfalls zu modifizieren, sowie durch eine Ethik zu ergänzen, an der Foucault in seinen letzten Lebensjahren zu arbeiten begann».
Man kann Foucault nur wünschen, dass ihm diese Leichenfledderei an seinem philosophischen Monument erspart bleibt. Seine Theorien «modifizieren»? Durch Tobler? Himmel, alle Postrukturalisten der Welt, alle, die Kant von Hegel unterscheiden können: eilt Foucault zu Hilfe, beschützt ihn. Das hat er wirklich nicht verdient.
Ich könnte eigentlich auch einen Artikel schreiben – nämlich über Andreas Tobler. Der Artikel würde dann den Titel haben «Ist Andreas Tobler überhaupt ein Kulturjournalist?» Ich hätte Belege dafür, dass er es nicht ist. Zum Beispiel wären da die seltsamen Verteidigungen hasserfüllter Politiker wie des SVP-Nationalrats Andreas Glarner und des AfD-Ideologen Marc Jongen zu nennen. Dann würde auch das SRF-Bashing herausstechen, das sich zuletzt an der Sendung «Deville» festgenagelt hat. Es kommt dabei heraus, dass es Toblers Artikeln offensichtlich nicht um Inhalte der Kultur geht, sondern darum, politische Meinungsmache zu betreiben. Es passt dazu, dass er bei Somms BaZ gross geworden ist. Dort muss man es beim «Journalismus» auch nicht so genau nehmen, wenn man nicht zwischen Kinderschändern und Pädophilen unterscheiden will.
Die Einleitung in diesem Beitrag, die ersten drei Sätze sagen meines Erachtens das Wesentliche. Die Raserei, der Blutrausch dieser durchgeknallten linken «Woke»-Ideologen muss zwangsweise immer extremer, immer radikaler werden.
Mit wirren Verschwurbelungen oder in krankhaft paranoidem Wahn wird ein Feindbild geschaffen, werden angebliche Hexen identifiziert. Die Hexe wird gejagt, eingefangen, auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Dann folgt die nächste. Und die nächste. Man stachelt sich gegenseitig an, kreischt im Rudel, verliert die letzten Hemmungen. Es muss ein immer höher dosierter Kick her. Denn der rauschartige Zustand, den dieses Ritual auslöst, verkommt zur Sucht. Wir haben noch längst nicht alles gesehen aus dieser Ecke!
Ob Foucault die abnormale sexuelle Präferenz https://de.wikipedia.org/wiki/P%C3%A4dophilie oder https://de.wikipedia.org/wiki/Hebephilie aufgewiesen hat, ist absolut irrelevant, da die Neigung selbst, straffrei ist. So viel man weiss gab es diesbezüglich keine Verurteilung. Somit sind die Anschuldigungen pietätlos und nicht gerechtfertigt.
Fakt ist jedoch, dass Foucault im 1977 die Petition zur „Entkriminalisierung“ unterzeichnete. In Pädo-hebe Kreisen wird er bis heute dafür geehrt.
Siehe:
26. Januar 1977 in „Le Monde“ erscheint eine Petition mit 69 Unterschriften einflussreicher, französischer Intellektueller, Prominenter und Aktivisten, darunter Jean-Paul Sartre, Simon der Beauvoir und Guy Hocquenghem, die die Freilassung von Bernard Dejager, Jean-Claude Gallien und Jean Burckhardt, sowie indirekt die Entkriminalisierung aller Beziehungen zwischen Erwachsenen und Minderjährigen fordert
4. April 1978 Michel Foucault, Jean Danet und Guy Hocquenghem (alle drei haben die Petition vom 26. Januar 1977 unterschrieben) diskutieren im Radio „France Culture“, im Programm „Dialogues“ über das Schutzalter, Kindheit, das Recht des Kindes auf Sexualität und Selbstbestimmung, sowie Pädophilie, Vorurteile und Verurteilung
https://www.girlloverforum.net/forum/viewtopic.php?t=8979
Seine Texte wie zum Beispiel «Freiheit und Selbstsorge» finden sich in einschlägig bekannten Pädoforen.
Siehe
https://webcache.googleusercontent.com/search?q=cache:LefYNovfPlMJ:https://www.jungsforum.net/anthologie/wissenschaft.html+&cd=1&hl=de&ct=clnk&gl=ch&client=firefox-b-d
Sie machen es sich zu einfach. Wenn Richard Dawkins mit seinem egoistischen Gen in rechtsextremen Kreisen zitiert wird, heisst das noch lange nicht, dass Richard Dawkins ein Rechtsextremist ist. Dann erwähnen Sie noch die Petition zur Entkriminalisierung der Beziehungen zu Minderjährigen. Auch das müssen Sie einordnen in einen Zeitgeist, der etwa mit Pädagogen wie Alexander S. Neill versucht hat, bereits Kinder als mündige Wesen zu begreifen. Der Philosoph Hans Saner hat sogar das Wahlalter Null gefordert. Das Schutzalter war damals hoch angesetzt und für homosexuelle Beziehungen teilweise ungleich geregelt. Man kann hier also nicht immer auf die Interessen pädosexueller Kreise zeigen, wenn auch die Rechte der Heranwachsenden ein Motiv für die Petition waren.
Warum Sorman diese Geschichte 50 Jahre für sich behalten hat? Fragen wir mal andersrum. Was für einen Vorteil hat er wenn er jetzt diese Geschichte erzählt? Wohl gar keinen, sondern nur Anfeindungen und Ärger. Trotzdem erzählt er sie. Wahrscheinlich weil ihn die Diskrepanz zwischen dem öffentlich gezeichneten Bild über einen angeblichen „Säulenheiligen“ der Philosophie und seinem persönlich erlebten Foucault-Bild plagt. Der angebliche Säulenheilige war nämlich nicht nur ein sado-maso Schwuler der wissentliche noch viele ander Schwule in Darkrooms mit Aids angesteckt hat (wie manch anderer Schwuler in der 80iger auch), sondern offenbar im damaligen Schwulenparadies Nordafrika seine Vorliebe für sehr junge Boys und vielleicht auch Kinder gegen Geld befriedigte. Drittwelt-Ausbeutung vom feinsten. Wenn sein damaliger Lebenspartner erzählt dass sowas in Nordafrika lebensgefährlich war lügt er offensichtlich um Foucault zu schützen. Tanger etc. waren bis in die 80/90er Jahre ein Paradies für europäische Homosexuelle die auf Jugendliche standen die sich gegen Geld Missbrauchen liessen. Truman Capote Tennesse Williams, Paul Bowls, Ives Saint Laurent etc. waren nur die bekanntesten Schwulen die dort auf die Jagd gingen. Auch ich kannte Schwule die ihre Ferien bevorzugt in Nordafrika verbrachten weil viele junge Männer denen der Islam den vorhehlichen Verkehr untersagte, gegen Geld sich reichen Westlern hingaben. Von Leichenfledderei also keine Spur sondern eine – wenn auch für Faucoult-Jünger unangenehme- längst notwendige Korrektur eines skrupellosen und triebgesteuerten „Starpilosophen“.
Red. Wir sind im Prinzip für Meinungsfreiheit. Das gilt auch für falsche Ansichten. Diese hier ist so falsch, dass sie korrigiert gehört. Der Vorteil nach 50 Jahren ist, dass der drittrangige Urheber endlich ins Gespräch kommt. Woher dieser Autor wissen will, wie es vor 50 Jahren in Nordafrika zu und her ging, ist schleierhaft. Zwischen Tanger und Tunis liegen rund 2000 km und zwei Landesgrenzen, so viel zu Ihren Kenntnissen.
Es kommt erschwerend hinzu, dass der Kommentator den Ansatz meiner Kritik nicht verstanden hat. Ich bezweifle die Bedeutung des Ausgraben eines über 50 Jahre zurückliegenden Verhaltens. Ich schreibe glasklar, dass – sollte es zutreffen – das widerlich war. Ich schreibe aber vor allem, dass die Brücke zu Foucaults Werken und ihre allfällige «Modifikation» brandgefährlich wäre. Ausdruck einer retroaktiven Vermischung, Verwechslung zwischen Mensch und Werk. Da bedarf es keiner «längst notwendigen Korrektur», auch von Ihnen nicht.
Man mag es Andreas Tobler nachsehen dass er an einer Story arbeitet die ihn überfordert. Wahrscheinlich hat er am Anfang Foucault mit Renault verwechselt. Seine Zeit kommt wieder, spätestens wenn ein Bundesrat ein neues Dienstauto bekommt. Über Technik, Leistung, Masse, Ausstattung kann er sich dann auf der Homepage der Marke informieren.