Bli-blö-blü-Bli-ck
Es soll unter den Lesern zu unkontrollierbaren Lachanfällen gekommen sein. Lachen ist gesund, weiss auch unser Bundesrat. Also ein Nachschlag.
Wir weisen zunächst alle bösartigen Vermutungen zurück, dass das neue l im «Blick»-Logo einen Penis symbolisieren könnte. Das ist anatomisch schwer vorstellbar.
Es ist nun wirklich so, dass es sich um ein Regenabflussrohr handelt. Sein Symbolgehalt: oben kommen die Ereignisse rein, unten kommen die News raus. Hat mir Frank Bodin persönlich bestätigt.
Das ist das Original-Vorbild. Ob es Michael Ringier
in seine Kunstsammlung aufnimmt?
Nein, Fake News, lassen Sie sich nicht so schnell aufs Glatteis führen. Auch auf die Gefahr hin, als Nostalgiker beschimpft zu werden, wollen wir eine Frage in den Raum stellen:
Das war’s. Unbrauchbar?
Ist hier wirklich das gröbste (und teuerste) Problem der Boulevard-Zeitung, dass diese Logo so «80er-Jahre» sei, wie Bodin behauptet, nachdem er aus dem Geldberg hervorgekrochen ist, mit dem ihn Ringier überschüttete?
Das Problem mit dem l
Gut, wir sind auch für Feinheiten empfänglich; als sich der «Markenspezialist» entschieden hatte, dass ein eckiger i-Punkt so was von out ist, war es klar, dass er es bei dessen Rundung nicht belassen konnte.
Der alte «Blick»: Man erkennt’s am kantigen i-Punkt.
Und so zieht bei einem begabten Logo-Schnitzer eine Veränderung die andere nach sich. Das B verfügt diskussionslos über genügend Rundungen. Das i mit einem kugelrunden Punkt auch. Das c sowieso. Das k lassen wir mal beiseite, man kann sich ja nicht um alles gleichzeitig kümmern.
Also bleibt noch das l. Eckig, kantig, länglich. Eindimensional. Stört. Muss weg, kann aber nicht weg. Kleinere Geister würden verzweifeln. Auf der anderen Seite gibt es ja ein ganzes Meer von typografischen Varianten, wie ein l aussehen könnte.
Bis zum Lallen: so viele l gibt es auf der Welt – und noch viel mehr.
Nun muss man sich vorstellen, dass der begabte Logoschnitzer durch dieses Meer schwimmen musste, um schliesslich zum Regenabflussrohr zu kommen. Gigantisch.
Zum Regenrohr kommt auch noch ein neuer Slogan!
Aber das ist ja nicht alles, wir haben noch gar nicht über den neuen Slogan geredet. Denn ein Logo braucht einen Slogan, logisch. Das ist normalerweise auch im Preis inbegriffen. Nun hatte der «Blick» bekanntlich einen Slogan, der über Jahrzehnte eigentlich ziemlich gut funktionierte. «Blick ist dabei», das ist auch der abgewandelte Untertitel des Sammelbands «Boulevardfotografie von 1959 bis 2019».
Hoppla: Beim Buchtitel ist der Punkt schon rund.
Hat Bodin seine Idee von hier?Mal Strich beiseite und auch das Regenrohr: Wer erkennt die Unterschiede?
Der i-Punkt ist ein Mü höher, das c ein Mü offener. Aber sonst?
Was heisst das nun für den guten, alten «Blick»-Slogan? Nun, hier ist Bodin allerdings, Lob muss auch sein, ein Geniestreich gelungen.
Ein wahres Wort, ein toller, neuer Slogan. Das eckige k ist beim nächsten Mal fällig.
Warum? Ganz einfach. «Ich bin dabei» nimmt genialisch den alten Slogan auf, ersetzt ihn aber durch die modernen Zeiten des Sparjournalismus. «Blick»-Journalisten sollen im Newsroom in Käfigtierhaltung arbeiten. Da halten sich die Spesen im überschaubaren Rahmen, es kann leicht geputzt werden, und Maulaffen feilhalten statt Buchstaben oder Bilder sortieren, das geht auch nicht. Vollkontrolle.
Daher werden Wünsche nach Ausseneinsätzen misstrauisch beäugt und nur widerwillig gestattet. Also war «Blick» im wahrsten Sinne des Wortes dabei, diese Aufgabe übernimmt nun der Leserreporter. Und das wird doch ideal im neuen Slogan reflektiert: «Ich bin dabei.» Die Zeitung wird nicht nur für mich gemacht. Ich mache sie auch.
Aber wo Licht ist, da ist auch Schatten:
Kann doch mal passieren. Auch ständig, na und?
Aber dafür kann der hinzugezogene Experte nichts. Hierfür aber schon. Neben dem neuen «Blick» gibt es ja auch die misslungenen Ableger «SonntagsBlick» und «Blick tv». Aber was ist damit:
Weg damit? Sparmassnahme? Keine Idee dafür gehabt?
Was soll uns das sagen, dass das Print- und Online-Logo neu identisch sind? Wird eins von beiden wegfallen? Und wenn ja, wir sind gespannt, Print oder online?
Und wenn das so ist, wer schenkt uns dann noch solche grossartigen Titelblätter?
Oder anders gefragt: wie lange wird es wohl dauern, bis es Ringier nicht mehr peinlich ist, einen Fehler einzugestehen und aufs Bewährte zurückzukommen? Michael Ringier, übernehmen Sie! Die Situation ist kritisch, es braucht eine mutige Unternehmerentscheidung. Nein, nicht, ob’s der alte Aston Martin noch tut oder der neue hermuss. Es geht um das vergewaltigte, missbrauchte rundgeschliffene Kernlogo des Kernprodukts.
Apropos Inspirationsquellen; man erinnert sich doch noch:
Zwei Klötzchen, Streifen dazwischen. Zwei Klötzchen, Streifen dazwischen.
Immerhin gleich gross. Längst passé. Nicht gleich gross. Daher zweiter Streifen.
Pragmatischer Vorschlag: kleine Meinungsumfrage (aber repräsentativ, bitte), dann dürfte alles klar sein. Das dämliche Gendersternchen wollen auch nur 5 Prozent der Tagi-Leser. Was meinen Sie, wie viele «Blick»-Leser unbedingt das neue Logo haben wollen?
Der neue l (kleiner L) ist in dieser eher holperigen Typografie ein Fremdkörper und Stopper, gleicht eher einem Schuhlöffel und erzeugt Bl und ick.
Der Stopper war im hervorragenden «Buchtitel-Logo» das c, welches zwar breit wirkte, aber den Blick (!) des Betrachters auf sich zog und was erblickte? Ja, eine Iris, also ein zweites Auge, das zum Betrachter Kontakt aufnimmt.
Für mich ein wirklich hervorragendes Logo – und in der damaligen Zeit genau das, wofür der Blick stehen wollte. Aber wie allzuhäufig in der Stadt an der Limit: Es muss ein guter Freund und bekannter Werber (gibts das heute noch? mit einer gewissen Würfelausbeute und mindestens einem «Werber des Jahres» sein. Warum eigentlich, wenn man dieses Resultat sieht? Anders wäre es wohl zu billig.
Ausseinsätze gibt es schon bei Blick, sind aber in erster Linie dem Chefpraktikanten von Blick, Christian D., vorbehalten. Der durfte FDP BR Cassis in den Oman, in den Irak und den Libanon begleiten. Deal: Christian D.liefert eine gute Presse für den Looser, dafür darf er als «eingebetteter Journalist» auf der Maschine der Swiss Air Force mitfliegen. Kann unter Presseförderung verbucht werden.
Neben kurzen Videos liefert Christian D. auch Texte die jeden Praktikanten der Blick Redaktion aufmuntern weil sie es besser können.
Aus dem Oman:
«Am Ostermontag um 12.30 Uhr ist Aussenminister Ignazio Cassis (59) auf seiner Reise durch den Nahen und Mittleren Osten in Omans Hauptstadt Muscat eingetroffen – bei 38 Grad im Schatten!»
Salbungsvolle Worte aus Bagdad:
««Im Irak sagt man, die Schweiz sei das Paradies auf Erden, deshalb ist das Interesse so gross», erklärt der Journalist Mahmood Shakir (62)».
Aus Beirut:
«Bewegt ruft Cassis seine Delegation zu einer Schweigeminute auf im Gedenken an die Toten und sagt zu Blick: «Ich fühle tiefe Solidarität mit den Opfern. Nach….».
Was fehlt ist ein Bild von Christian D. wie er einen Blick mit neuem Logo schwenkend hinter Cassis herhechelt um eine Unterschrift zu ergattern. Wahrscheinlich hat er keine Ahnung vom «Relaunch».
Busfahrer Christian Dorer hätte doch in Bagdad einen Stadtbus fahren können.
Solch tollkühne Geschichten braucht die BLICK-Leserin.
Aber mit dem blauen L. Seine Schüleraufsätze sollten auch mit dem L versehen werden!