Es ist reiner Hass

Schon immer wurden unbotmässige Proteste von Jugendlichen verurteilt. Aber meistens von unbelehrbaren, alten Säcken.

Die aktuell tätigen Kindersoldaten im Journalismus haben keine Ahnung, was die 68er-Bewegung war. Sie haben auch keine Ahnung, was Anfang der 80er-Jahre als Jugendbewegung in die Annalen der Schweizer Geschichte einging.

Damals ging es um etwas, zum Beispiel ein Jugendhaus.

Sie haben null Ahnung, dass man damals seinen Lehrauftrag verlieren konnte, wenn man die Thesen der Eidgenössischen Kommission für Jugendfragen im Unterricht behandeln wollte. Sie haben eigentlich überhaupt keine Ahnung, aber immer eine sichere Meinung.

Wenn der bekennende Tagi-Amok Marc Brupacher nicht den Bundesrat für verrückt erklärt oder den Stab über BR Berset bricht, tobt er gegen randalierende Jugendliche. Nicht, ohne zunächst zu beklagen, was den meisten anderen als segensreich erscheint: nach dermassen vielen Fehlprognosen und kakophonischen Äusserungen tritt die Taskforce to the Bundesrat etwas leiser auf. Das alarmiert aber sofort Brupacher:

Zwei Verlierer jammern.

Nach dieser Dummheit muss er seine intellektuelle Überlegenheit anders beweisen:

Wer ist hier «ziemlich dumm»?

Wo es gilt, masslos und dumm aufzuschäumen, ist natürlich Réda el Arbi, vulgo Réda Stocker, nicht weit:

Der Darmpfeifen-Spieler.


Diese Frage kann el Arbi in seinem Fall klar beantworten: nein.

Auch ein Martin Söhnlein möchte sich als Chorsänger unsterblich machen:

Söhnlein aus dem Darknet des Denkens.

Wieso er allerdings ein Bild von van Gogh als Avatar wählt, bleibt unerfindlich. Der hatte sich bekanntlich nur ein Ohr abgeschnitten; Söhnlein muss da viel radikaler vorgegangen sein.

Endlich die Analyse von Tamedia gesammelter Denkkraft

Es dauerte ein wenig, aber he, es ist Ostern. Aber nun ergreift der Leiter der Bundeshausredaktion von Tamedia das Wort und versucht sich an einer «Analyse zu St. Gallen». Fabian Renz wählt, das ist er seinem Amt schuldig, gemessenere Worte als sein Amok-Kollege Brupacher. Bei ihm heisst es deswegen gelahrt: «Das Narrativ, das Junge zu den Hauptopfern der Pandemie erklärt, ist falsch.»

Nehmt das, ihr Krawallbrüder, ihr seid gar keine Hauptopfer. Vielleicht Nebenopfer, Kleinopfer, Öpferchen. Das ist nun aber noch lange kein Grund, einfach Radau zu machen: «Zunächst einmal sind die Krawallbrüder von St. Gallen nicht als «die Jugend» anzusehen, als Megafone ihrer Generation. Dasselbe gilt für Aktivisten wie die nahe am Verschwörungsmilieu operierende Gruppierung «Mass voll!», die namens der Jugend neuerdings überall Proteste organisiert.»

Nein, donnert Renz vom Katheder der überlegenen Rechthaberei:

«Reisst Euch am Riemen, liebe Junge.»

Und haltet ein, denn wenn schon seid ihr Opfer einer «nahe am Verschwörungsmillieu operierenden Gruppierung». Behauptet Renz so beleg- wie beweisfrei. Wir wünschen das dem Karrieristen Renz nicht, aber es könnte natürlich sein, dass solche «Krawallbrüder« Renz mal zeigen könnten, was sie von seinen Ratschlägen und Abqualifizierungen halten.

Wir hingegen geben der heutigen Jugend, ob randalierend, friedlich oder schlichtweg leidend, mit auf den Weg: Werdet ja nicht so wie Renz. Nehmt Euch vor, jede Anwandlung eines Renz in Euch zu bekämpfen. Dann kommt’s sicher gut mit Eurem Leben.

Was sagt denn das St. Galler «Tagblatt»?

Endlich mal eine Gelegenheit für den Westentaschenchefredaktor der einstmals stolzen Zeitung, seinen Kommentar zu etwas abzugeben, das auch ausserhalb von St. Gallen aufmerksam beobachtet wird. Nun ist aber Stefan Schmid auf das Wohlwollen der St. Galler Behörden angewiesen. Also entscheidet er sich für einen klassischen Zickzack. Damit startet er schon im Titel:

«Gut, hat die Polizei durchgegriffen – doch jetzt brauchen die Jungen eine Perspektive»

So mäandert er sich dann durch eine Spitzenklöppelei. Durchgreifen gegen die «Krawallbrüder» war richtig. 500 Wegweisungen, das runzelt er bedenklich die Stirne. Aber jeder Kommentar, jede Analyse muss doch einen Ratschlag enthalten, was jetzt passieren müsse. Voilà: «Die Schweiz braucht jetzt mehr denn je ein Ausstiegsszenario.» Genau, die Schweiz braucht auch viel Sonnenschein, ich brauche mehr Geld, die Jugendlichen brauchen eine Alternative zum Krawallmachen, die Welt braucht mehr Frieden, das Klima braucht Abkühlung.

Gibt es noch Ergänzungen zu dieser Twitter-Geisterbahn?

Fehlt noch jemand in diesem Panoptikum, in diesem Horrorkabinett, in dieser Geisterbahn, wenn das Licht der Vernunft erloschen ist? Daniel Binswanger? Richtig, aber der scheint Ostereier zu suchen. Wer dann? Wieder richtig, da kann es nur eine geben:

Zweitbester Platz im Denunziations-Büro.

Welch neuerlicher Ausdruck von schwesterlichem Humanismus, von Toleranz, Menschenfreundlichkeit. Halt so, wie die Denunzierungsmaschine netzpigcock.ch. Spätestens seit dieser gefährlichen Geschmacklosigkeit gibt es für niemanden mehr eine Entschuldigung, der auch nur im Umfeld von Jolanda Spiess-Hegglin auftaucht. Von den Protest-Frauen bei Tamedia ganz zu schweigen. Bis heute traut sich keine einzige, sich von der Weitergabe des Protestscheibens an Spiess-Hegglin zu distanzieren.

Obwohl die, als Ausdruck geschwisterlicher Solidarität und weiblichem Anstands, das Schreiben sofort an die Öffentlichkeit raushaute. Ohne sich die Mühe zu machen, alle Unterzeichner um ihr Einverständnis zu bitten. Was ansonsten von allen Protest-Frauen als Ausdruck typisch männlicher Arroganz und Diskriminierung denunziert würde.

10 Kommentare
  1. Hans von Atzigen
    Hans von Atzigen sagte:

    Die Jungjornalisten zu kritisieren ist etwas billig.
    Ob das nicht eher an der einschlägigen Ausbildung liegt?
    http://www.ringierjournalistenschule.ch
    Ohne diese Expertenschmiede gibt es denn innzwischen wohl
    kaum eine entsprechende Anstellung oder die Chance auf Publikation.
    Seit diese wie sie sich selber rümt ,erste Journalistenschule der Welt
    fachlich ,,hochstehende» Ausbildung betreibt geht es mit
    den CH-Medien kontinuirlich steil nach unten.
    Möglicherweise leigt es daran, das dort offenbar auf verblödung gedrillt wird.

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  2. .Victor Brunner
    .Victor Brunner sagte:

    Die TA Leuchten haben wieder zugeschlagen. Renz aus dem klimatisierten Büro, weitab von St.Gallen, ganz altväterisch: ««Reisst Euch am Riemen, liebe Junge.» Wo sollen sich weibliche Teilnehmer reissen die auch dabei waren? Einmal mehr ist die TA Reaktion und Renz dem Versuch erlegen einen knackigen Titel zu einem Mahnfingerartikel schreiben und sind krachend gescheitert. BLICK und Nau als Benchmark für die Werdstrasse!

    Marc Brupbacher vermisst in der Schweiz im Gegensatz zu D und Ö Statements der Taskforce, der Intensivmediziner, der Chefärzte. Bei ihm gilt Quantität vor Qualität, Hype vor Sachlichkeit. Er sollte doch mal in die Medien von D und Ö schauen, viele melden sich täglich zu Wort trotzdem ist der Wissenstand in der Bevölkerung nicht besser. Im Gegenteil, die Verunsicherung dürfte grösser sein als in der Schweiz. Aber für Brupbacher ist es schwierig über den Tellerrand nach D und Ö zu schauen. Quatsch als journalistische Grundkomponente.

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  3. Jürg Streuli
    Jürg Streuli sagte:

    Jolanda Spiess-Hegglin bemüht sich um das Image einer linken Rebellin. Doch ist ihre Wirklichkeit eine ganz Andere. Im idyllischen Zug Oberwil lebt die wohlhabende Gesellschaft von Zug in privilegierter Umgebung. In diesem konservativen bünzligen Milieu leben die Leute völlig abgehoben von urbanen Problemen wie Ausländerkriminalität und Drogenhandel. Das ist ihr auch zu gönnen.

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    • .Victor Brunner
      .Victor Brunner sagte:

      JSH ist eine pure Opportunistin, nach der Landammann-Feier und einem ungeklärten Techtelmechtel, sie natürlich Opfer, mit einem Rechten peinlich in die Medien gekommen. Heute Plakat gegen die «Rechten» mit Stinkefinger. Anstelle von differenzieren, purer, spätpubertärer Hass! Diese Frau ist an Peinlickeit nicht zu toppen!

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      • Jürg Streuli
        Jürg Streuli sagte:

        Zu einseitige Darstellung. Sie ist durch die mediale Hölle gegangen. Das ist trotz eigener Fehler nicht zu rechtfertigen. Jetzt aber hat sie den Kompass verloren.

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  4. Hans
    Hans sagte:

    Danke Herr Zeyer, dass Sie unermüdlich für guten, kritischen und sorgfältigen Journalismus kämpfen. Ich lese Ihre Analysen sehr gerne. Schlimm finde ich, dass Brupbacher & Co. genauso arbeiten, wie sie ihren Feindbildern vorwerfen: Sie zitieren nur Studien, die zu ihren Thesen passen, und verschweigen den Rest. Sie zimmern ihre eigenen «Verschwörungstheorien» zusammen – sehen überall Nazis und bürgerliche Machenschaften. Hinzu kommt, dass sie das Elementare des journalistischen Handwerks auch nicht ansatzweise beherrschen (wollen?): Sie hocken vor dem PC und hauen ihre Meinungen in die Tasten, packen aber nie Kamera und Aufnahmegerät ein, machen sich kein Bild vor Ort und sprechen nicht mit ihren «Gegnern». Traurig!

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  5. Adrian Venetz
    Adrian Venetz sagte:

    Gegen Hate Speech im Internet kämpfen und gleichzeitig Hate Speech auf Twitter praktizieren. Grossartig. Wie Feuerwehrleute zu Brandstiftern werden…

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  6. Tim Meier
    Tim Meier sagte:

    Die Generation Game-Boy war halt 1980 noch in den Windeln, wenn überhaupt. Die haben einfach nichts mitgekriegt, nichts selber erlebt und nichts zustande gekriegt. Alles, aber auch wirklich alles wurde denen auf dem silbernen Tablett serviert. Nun versuchen sie sich ein Bisschen auf Framen mit ‹dumm›, ‹VT›, ‹Antisemiten› und Fäkalsprache. Echt beeindruckend. Ohne all die Gadgets, die ihnen ihr Lieblingshassobjekt – der alte weisse Mann – überlassen hat, müssten sie ihre Ergüsse auf einer Hermes Baby im Zweifingersystem abklopfen, damit Schnapskopien erstellen und als Flyer absondern. Die Hermes hat keine Undo-Funktion. Editieren ist nicht. Also ist vor dem Tippen Selberdenken angesagt. Daran happert’s, und zwar gewaltig.

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  7. Mathias Wyss
    Mathias Wyss sagte:

    Stimmt schon, dass die jugendlichen Massnahmen-Gegner nicht die «CH-Jugend» sind. Aber dann sollten die links-grünen Meinungsmacher auch endlich aufhören, von der «Klimajugend» zu fantasieren. Oder gehören etwa die 20-Jährigen mit ihren hochgezüchteten, geleasten Boliden in der Preisklasse ab 100’000 auch dazu? Oder die vom «Blick» gehypten «Nati-Stars» mit ihren Lambos, Masis, Ferris und Bentlis?

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