Hilfe, mein Papagei onaniert IV

Hier sammeln wir bescheuerte, nachplappernde und ewig die gleiche Leier wiederholende Duftmarken aus Schweizer Medien. Subjektiv, aber völlig unparteiisch.

Journalisten interessieren sich eigentlich nur für eins – andere Journalisten. Und sich selbst. Erst dann kommt alles andere. Berichterstattung, die Welt, Reportage, Kommentar, Recherche.

«10 vor 10» am «Tag der Frau» war ein Paradebeispiel dafür. Intro, dann schaut die Moderatorin ernst und gefasst in die Kamera. Die wichtigste Meldung des Tages: ein Brief von 78 Redaktorinnen bei Tamedia sorge «für Betroffenheit». Die Moderatorin schaut sehr betroffen und kündigt an, dass das auch der Schwerpunkt dieser Sendung sei. Dazu gibt’s noch einen Bericht über die Umsetzung des  Verhüllungsverbots und über die Comic-Verfilmung «Wonder Woman».

Diesmal zeigt der Papagei nur in eine Richtung.

Also sozusagen von Kopf bis Fuss auf Frau eingestellt. Aber die Fokus-Meldung ist natürlich der Protest von 78 Tamedianerinnen gegen unerträgliche Zustände in den Redaktionen. Fürchterlich chauvinistische Männersprüche werden zitiert und anklagend eingeblendet. Spätestens zu diesem Zeitpunkt konnte man garantiert in der Schweiz einen erhöhten Wasserverbrauch konstatieren. Pinkelpause für alle Zuschauer (ja, auch Zuschauerinnen), denen dieses Thema so etwas an allen Körperteilen vorbeigeht. Aber dafür sind Journalisten natürlich zu betriebsblind.

Auf der Welt ist nichts Wichtigeres passiert an diesem Tag

Wenn ganze 78 von ihnen ein Protestschreiben verfassen, dann müsste schon Joe Biden gerade im Weissen Haus zusammengebrochen und mit dem Kopf knapp neben dem roten Knopf aufgeschlagen sein, um dieses welterschütternde Ereignis von Platz eins zu verdrängen. Nach diesem Intro dürfen sich die zwei Urheberinnen wichtig in zwei Sessel setzen. Salome Müller und Aleksandra Hiltmann, beide unauffällige Arbeiterinnen in der Machohöhle des «Tages-Anzeigers», beschweren sich über fehlenden Anstand und Respekt (Hiltmann), Müller will nicht glauben, dass die Untervertretung von Frauen in Chefpositionen nur damit erklärbar sei, dass die Männer eben besser als Frauen seien.

Dann, muss sein, kommt der Fachmann zu Wort, natürlich die Fachfrau in diesem Fall. Die Gelegenheit für die Co-Präsidentin des «Branchenverbands «Medienfrauen Schweiz» kundzutun, dass diese Zustände leider nicht nur auf Tamedia beschränkt seien. Das hört sich natürlich sehr gewichtig an. Solange man nicht weiss, dass dieser Verband einfach ein Zusammenschluss von rund 60 Mitgliedern ist, die sich selbst vermarkten möchten: «

Anpreisung in Frauensprache, wo Sie oder du Hans was Heidi ist?

Nächste Events nach Frauenkalender? Oder endet 2020 nie?

Natürlich bekommt auch der Oberchefredaktor bei Tamedia Gelegenheit, sich der Frage zu stellen, was denn da falsch laufe. Arthur Rutishauser äussert seine Betroffenheit und verkündet, dass er eine Unterzeichnerin damit beauftragt habe, den Vorwürfen auf den Grund zu gehen. Da er das mit ernster Stimme sagt, lacht sich zumindest hörbar keiner kaputt. Eine Mitunterzeichnerin soll überprüfen, ob das von ihr Unterzeichnete auch stimmt? Grossartig.

Schonungslose Recherche, auch im eigenen Haus.

Natürlich ist sich «10 vor 10» bewusst, dass es selbst auch ein Medienunternehmen ist. Und da könnte es doch vielleicht, unter Umständen sein, dass auch in den TV-Studios blanker Chauvinismus, Sexismus, Frauenunterdrückung Urständ feiert. Wie beleuchtet man das am besten? Richtig, die Moderatorin interviewt ihre höchste Chefin, die TV-Direktorin Natalie Wappler. Die das Thema für dermassen brennend wichtig hält, dass sie dafür doch nicht ihr Homeoffice verlässt.

Ausserdem ist sich Wappler bei einem ganz, ganz sicher: mit kritischen Fragen wird sie hier niemals belästigt. Untergebene interviewt Chefin, so einen Unsinn kann sich auch nur das Schweizer Farbfernsehen leisten.

Nachdem auch Wappler, damit mit Rutishauser völlig einig, ihre «Betroffenheit» zum Ausdruck gebracht hat, beendet «10 vor 10» diese für 99 Prozent der Zuschauer lähmend langweiligen zehn Minuten zum Thema: Journalisten sprechen über sich selbst, interviewen sich selbst und thematisieren sich selbst.

5 Kommentare
  1. Victor Brunner
    Victor Brunner sagte:

    Ein Zeitdokument für Schwachsinn und Journalismus des Grauens. An vorderster Front, Bigna Silberschmidt, Salome Müller, Aleksandra Hiltmann (die Hunderttausende verhöhnen kann), Andrea Bleicher, Nathalie Wappler (Totalversagerin in Sachen Kommunikation) und der Dr.Chefredaktor von TA Media als Quotenmann.

    SRF hat einen Informationsauftrag, ausgewogen zu informieren. Was da über den Bildschirm flimmerte war tendenziös. 78 Mimösli von TA Media jammern und bekommen 10 Minuten Sendezeit. Hunderttausende von Frauen die ihren Job machen in den verschiedensten Berufen von der Frau an der Kasse über die Pflegefachfrau, die Frauen die Lastwagen, Busse und Trams pilotieren, Frauen die unterrichten, am Tag der Frau, nichts. Frauen die sich im Alltag behaupten, auch mit Männern umgehen können, sind eben nicht interessant und vernachlässigbar. Dafür die frustrierten Mimösli. Warum wechseln sie nicht ins Paradies? Sie wissen bei TA Media sind sie in der Wellnessoase wo gut verdient werden kann ohne Ansprüche zu erfüllen. Sie sollten einmal aus ihrer Blase rauskommen und den realen Alltag erleben. Aber soweit reicht die Frauensolidarität nicht. Im BLICK geht eine Journalistin unter die Putzfrauen und weiss wovon sie spricht!

    Frau Wappler sollte noch einmal nachlesen was der Auftrag von SRF ist. Dort steht nichts von Bashing, einseitiger Berichterstattung. Wappler ist Beispiel für Quotenfrau. Nicht Kompetenz war entscheidend,sondern das Geschlecht!

    Peinlich Andrea Bleicher, sie hat den Wunschjob nicht bekommen und wittert Übles und darf auch noch zur besten Sendezeit jammern! Hallo Andrea, solches passiert tausende Male, auch Männern und spekulieren soll frau nur wenn sie das spekulieren beherrscht!

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    • Rolf Karrer
      Rolf Karrer sagte:

      Dieser Beitrag im Farbfernsehen jenseits von jeglicher journalistischer Sorgfaltspflicht. In diesem sehr tendenziösen Beitrag war beispielsweise nie die Rede von «ANGEBLICHEN» Verfehlungen beim Tagesanzeiger. Äusserst verwerflicher Beitrag. Die Ombudsstelle der SRF unter dem Duo Esther Girsberger und Kurt Schöbi muss hier umgehend tätig werden.

      Interessant auch, dass sich die «Gspänli» gegenseitig interviewten. Dazu noch die ex Buchhändlerin Andrea Bleicher, die mit enormen Brüchen in ihrer Karriere gesegnet plus Absetzung beim Blick. Jetzt verdingt sie sich in einer eigenen storytelling-Agentur. Kargheit und Brotlosigkeit kein Problem, weil ihr Lebensgefährte Rolf Cavalli, Chefredaktor bei der Aargauer Zeitung, bestimmt genug Cash nach Hause bringt.

      https://pandaundpinguin.ch/ueber-uns/

      Wie wir alle wissen, ist es die Aufgabe der federführenden Patrizia Laeri, Katia Murmann Amirhosseini (Leiterin Blick Digital) und Andrea Bleicher «Frauen in Politik, Wirtschaft und Kultur sichtbarer zu machen». Jetzt schreiben sie sich gegenseitig auf Wikipedia blumige und ausschweifende Meriten fürs Wohlbefinden. Selbstvertrauen durch Wikipedia zelebriert?

      Fussnote: Von Rolf Cavalli (Brotgeber im Haushalt Bleicher), immerhin seit bald drei Jahren Chefredaktor bei der Aargauer Zeitung, gibt es auf Wikipedia keinen einzigen Eintrag. Eine solche Coolheit ist mir sehr sympathisch.

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      • Benno Derungs
        Benno Derungs sagte:

        Gute Darstellung Rolf Karrer. Mit der Umschreibung «Farbfernsehen» drücken sie den Stellenwert dieser SRF-Institution aus.

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      • Victor Brunner
        Victor Brunner sagte:

        «Ombudsstelle der SRF unter dem Duo Esther Girsberger und Kurt Schöbi muss hier umgehend tätig werden». Werden sie nicht. Besonders Frau Girsberger ist Teil des Zürcher Medienfilzes und wird sich nicht die Finger verbrennen, Wappler TV wirds freuen!

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  2. Eveline Maier
    Eveline Maier sagte:

    Unerschrocken und grossartig geschrieben René Zeyer. Unglaublich, wie er all diese nonvaleurs mit exakten Fakten vorführt.

    Seine Recherche über diesen läppischen «Branchenverbands «Medienfrauen Schweiz» mit bloss 60 Mitgliedern zeigt, wie aufgeblasen sich diese Frauen aufführen.

    In der Werbebranche tätig, wurde mir als Frau alleweil grossen Respekt zugewiesen. Wurde auch sehr gefördert von diesen als üble Monster dargestellte Männer. Kein negatives Wort, bloss Dankbarkeit.

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