Exklusiv: Die Antworten von Eric Gujer

Achtung Satire. Zackbum beantwortet für NZZ-Chef Eric Gujer die Fragen des «Schweizer Journalisten».

Das ist ein gefundenes Fressen fürs ZACKBUM-Ressort Satire. Entscheidungsträgern Worte in den Mund legen, weil sie auf diverse Fragen nicht antworten wollten. Das Ressort haben wir schon länger eingeführt, vor Markus Somm mit seinem Nebelspalter und vor der Republik. Vielleser erinnern sich: Die Republik brachte uns in Zusammenhang mit der Recherche rund die TX Group und den ungeliebten CEO Pietro Supino darauf. Im eben erschienenen Branchenblatt «Schweizer Journalist» nun wird «NZZ»-Chefredaktor ziemlich kritisiert. Bezeichnenderweise aber von Markus Wiegand, einem Journalisten, der seine Brötchen nicht in der Schweiz verdient. Immerhin aber war Wiegand von 2005 (Gründung des Hefts) bis 2016 Chefredaktor des SJ. Trotz der Distanz wollte das Gespräch zwischen Wiegand und Gujer aber nicht ins Rollen kommen. Wir helfen nach – die Fragen sind original, die Antworten nicht.

Herr Gujer, aktuelle und ehemalige Mitarbeiter kritisieren Ihren Führungsstil als ungewöhnlich autoritär. Wie charakterisieren Sie Ihr Führungsverhalten?

Ja wäre antiautoritär besser? So wie beim Tages-Anzeiger, wo jegliche Eckpfeiler zerfallen? Für einmal halte ich es wie die SRF-Chefin Nathalie Wappler. Sie sagte kürzlich in meinem Blatt: «Jetzt bewegt sich etwas, und es ist auch nicht recht». Die Frau gefällt mir – auch als Mensch.

Aktuelle und ehemalige Mitarbeiter geben an, dass sie sich vor Ihrer teils scharfen Kritik fürchten oder gefürchtet haben. Wie erklären Sie das?

Vielleicht hat das mit der Erziehung gewisser Mitarbeiter zu tun. Berechtigte Kritik hat noch niemandem geschadet. Für mich gilt bei der Mitarbeiterführung Christoph Blochers Führungsprinzip: «Du sollst Deine Mitarbeiter lieben wie Dich selbst, dann kannst Du von diesen auch viel verlangen – so viel wie von Dir selbst.»

Ehemalige Mitarbeiter geben an, dass sie die NZZ wegen Ihres Führungsstils verlassen haben. Wie gehen Sie damit um?

Auch da halte ich mich an Christoph Blocher und seine Führungsprinzipien: «Du sollst wissen – gerade in Zeiten, in denen Teamgeist in aller Leute Mund ist -, dass Verantwortung unteilbar ist». Wer das nicht teilen kann, dem lege ich keine Steine in den Weg. Oder anders gesagt: Reisende soll, ja kann und darf man nicht aufhalten.

Sehen Sie einen Anlass, Ihr Führungsverhalten gegenüber Mitarbeitern künftig zu ändern?

Hüst und Hott in einer 241-jährigen Institution? (wechselt auf Mundart) «Das isch NZZ! Rekordmeister! Was meinsch eigentlich, wer du bisch, he? Rekordmeister! Rekordmeister! Dir isch gar nöd bewusst, um was es gaht da! Das isch Super League vom Rekordmeister! Än Institution, hey! Hey, chli Konzentration, he! Mir gähnd alles für dä Klub und du … läck du mir hey! Chli Respekt!» (beruhigt sich wieder)

Aktuelle und ehemalige Mitarbeiter geben an, dass Ihre Ehefrau Claudia Schwartz Einfluss auf die Gestaltung der NZZ nimmt, die über ihre Position als Redaktorin hinausgeht. Sie haben dies in der Vergangenheit mehrfach bestritten. Wie erklären Sie sich, dass diese Kritik von aktuellen und ehemaligen Redaktoren beständig wiederholt wird?

Ich empfinde diese Frage als frauenfeindlich und respektlos. Im übrigen verletzen Sie eine journalistische, ja zwischenmenschliche Grundregel. Nie über jemanden reden, der nicht da ist. Oder anders gesagt, fragen Sie meine Gattin doch selber.

Zum Schluss: Sie waren zwei Wochen für eine Fastenkur in Österreich. Sie haben dem Hotel ein Interview gegeben, das zu Werbezwecken auf der Website und in einem Corporate-Publishing -Magazin eingesetzt wird. Wie ist das mit den Compliance-Regeln der NZZ vereinbar?

Zuerst einmal: Saubere Recherche, vom ZACKBUM.ch. Oder von wo wissen Sie sonst davon? Aber egal. Sie haben die Sache nicht verstanden. Der Clou war, dass in meiner Samstagausgabe vom 13. Februar ein ganzseitiges Interview mit dem «Kurarzt Wolfgang Moosburger» erschien. Einigermassen stolz bin ich, dass die Interviewerin meine geliebte Gattin war. Dass sie auch die vorherige Seite füllte, war das Sahnehäubchen. Der Bericht «Viel mehr als nichts essen» hätte in jedes Weltblatt gepasst, Compliance-Regeln hin oder her.

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Fairerweise hier noch die Originalantwort der «NZZ» an den «Schweizer Journalisten»: «Von einem Interview möchten wir absehen. Es handelt sich vor allem um Fragen, die in den letzten Jahren wiederholt von der NZZ beantwortet wurden. Insofern ist dem nichts Neues hinzuzufügen. Gerne nehmen wir aber noch einmal und zusammenfassend zum Fragenkomplex wie folgt Stellung. Um unseren Nutzerinnen und Nutzern rund um die Uhr hochwertigen Qualitätsjournalismus anbieten zu können, sind seitens der Chefredaktion das Wahrnehmen der umfassenden Verantwortung und Führung mit klaren Zielsetzungen gefragt. Gefragt ist zudem eine offene Feedbackkultur in beide Richtungen. Dass diese im Unternehmen gelebt wird, bestätigt eine aktuelle Umfrage bei den Führungskräften der NZZ. Gemäss dieser Umfrage nimmt zudem ein Grossteil der Führungskräfte die Unternehmenskultur bei der NZZ als wertschätzend wahr. Als Redaktorin nimmt Frau Schwartz in der Tat Einfluss auf die Gestaltung der NZZ – so, wie das alle NZZ-Redaktorinnen und -Redaktoren im Rahmen ihrer Arbeit tun. Was das Interview betrifft, das Eric Gujer für ein Fastenkur-Hotel gegeben hat: Die Frage nach Compliance stellt sich insofern nicht, als Herr Gujer dieses Interview während seiner (selbst bezahlten) Ferien und auf Anfrage der Hotelleitung gegeben hat – dies im Rahmen einer Serie für das hauseigene Magazin, wo Persönlichkeiten, die in Jobs mit hohem Stressfaktor tätig sind, zu ihrem Umgang damit befragt werden.»

1 Antwort
  1. Simon Ronner
    Simon Ronner sagte:

    Lustige Spielerei, seichte Sonntagsunterhaltung. Aber der Vergleich mit dem Tagi triffts gut: die resultierenden Unterschiede sind ja augenscheinlich.

    Eine Unternehmensführung, die Leistung fordert? Zielsetzungen definiert? Anhand deren Resultate die Mitarbeiter qualifiziert? Ui! Das muss für narzisstische, tendenziell sich selbst überschätzende Schneeflöckchen wie eine tägliche, unaufhörliche Folter vorkommen.

    Wer, aus dem Elternhaus entlassen, Liebe, Nestwärme und Streicheleinheiten vermisst, geht besser (zurück) zum Tagi, rein in die warme Beamtenstube, oder zu einer NGO. Alternativ kann man auch versuchen, erwachsen zu werden.

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