Hilfe, mein Papagei onaniert I

Hier sammeln wir bescheuerte, nachplappernde und ewig die gleiche Leier wiederholende Duftmarken aus Schweizer Medien. Subjektiv, aber völlig unparteiisch.

Wir beginnen die neue Reihe mit einem etwas, nun ja, speziellen Thema. So für uns Männer:

Schon länger verfolgt Magdalena Pulz aus München für Tamedia einen «bahnbrechenden Schritt für die Gleichstellung». Vor ziemlich genau einem Jahr jubilierte die SZ-Autorin im Tagi plus Kopfblätter: «Gratis-Tampons und -Binden für alle». Zumindest bei den sparsamen Schotten. Kampf der «Period Poverty», wie das alliterierend heisst, also der Periodenarmut.

Denn es gäbe viele Frauen, die zwar menstruieren, aber kein Geld dafür haben, die dadurch entstehende Sauerei mit geeigneten Mitteln aufzufangen. Allerdings, schon Kurt Tucholsky, der alte Macho, wusste: Frauen menstruieren. Wir Männer aber müssen uns rasieren. Und da schenkt uns ja auch keiner eine Rasierklinge; und mit einem Gratis-Tampon, ehrlich gesagt, wüsste ich nichts anzufangen.

Ein weiterer Sieg der Gleichberechtigung

Aber, Tamedia vermeldet einen weiteren Sieg im Kampf um Gleichberechtigung: «Studentinnen in Frankreich erhalten Gratis-Binden». Offenbar soll es auch im Land von «oh la, la» so sein, dass sich viele arme Studentinnen zwischen einer warmen Mahlzeit oder einer hygienischen Regel entscheiden müssten. Von Anstrengungen, auch etwas für arme Männer zu tun, beispielsweise Gratis-Abgabe von Viagra, ist aber keine Rede.

Der Boulevard hält immer den Nutzwert hoch

«So einfach ist shoppen per Video», bemüht sich der «Blick» um hohen Nutzwert für seine Leser. Nun ja, eigentlich ist «Blick» hier nur der Papagei, der nachplappert, was «präsentiert von den Migros Fachmärkten» vorgesagt wird. Ganze «7 Vorteile» hat hier die Ringier-Voliere, Pardon, das «Ringier Brand Studio» eifrig «im Auftrag eines Kunden» herausgefunden.

Die nächste News des «Blick» entspringt leider auch nicht eigener Recherche, sondern purem Nachplappern. Immerhin, ein Papagei würde da die Federn spreizen, der «Blick» rührt die «top secret»-Trommel: «Palast lüftet Geheimnis. Deshalb liegt Prinz Philip im Spital». Hm, vielleicht, weil er mit 99 nicht mehr ganz der Jüngste ist? Weil er über einen seiner geschmacklosen Scherze gestolpert ist? Weil ihm beim Anblick seiner Enkelkinder ganz anders wurde? Nein, «er wird wegen einer Infektion medizinisch versorgt», teilt der Palast mit. Ist halt auch immer so verdammt zugig in diesen Schlössern, und dann erst noch schlecht beheizt.

Das wäre selbst dem schärfsten Papagei zu viel

Kreischend abwenden würde sich hingegen jeder Papagei, der zwar Lust, aber auch Anstand im Leib hat, wenn er diese Schlagzeile sähe: «History Porn Teil LXX: Geschichte in 33 Wahnsinnsbildern». Blöde Frage, das ist natürlich aus «watson». Die Leser fragen sich hingegen ahnungslos: Ist LXX irgend eine scharfe Stellung? Da kann auch ein Papagei nicht weiterhelfen.

CH Media hingegen spielt den Papagei für Ringier, «digitalswitzerland» und alle, die an der E-ID gerne verdienen wollen. «Mehr Chancen als Risiken», wärmt der Konzern in einem «Leitartikel» pro E-ID einen Titel auf, bei dem es selbst dem konservativsten und traditionsbewusstesten NZZ-Produzenten die Schirmmütze lupfen und die Ärmelschoner hochrollen würde. So uralt, verstaubt und verschnarcht ist der.

3 Kommentare
  1. Tim Meier
    Tim Meier sagte:

    Ein Fall mehr von unpräziser und politisch unkorrekter Ausdrucksweise. Das sollte korrekt wohl «Menstruierende Studierende in Frankreich» heissen. Die «Nicht-mehr-menstruierenden Studierenden» benötigen sicher keine Binden mehr.

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  2. Victor Brunner
    Victor Brunner sagte:

    Was im Artikel über den onanierenden Papgei gefehlt hat ist der Hinweis ob die Krallen geschnitten wurden, Verletzungsgefahr am Papageienschnäbeli, wichtig für zukünftige Papageienfreaks. Da sollte Martina Frei noch etwas in die Tiefe gehen.

    Obwohl meterologisch der Frühling erst am 1.März beginnt sind entsprechende Gefühle schon seit Tagen an der Werdstrasse ausgebrochen.

    Frau Binswanger hat auf den Billigstboulevard umgesattelt und berichtete über Laura Wasser, die
    Scheidungsanwältin von Kim Kardashian. KK die vor allem durch ihren Reichtum und gespritzten Hintern aufmerksam machte und normal denkenden Leuten total am A…. vorbeigeht. Um einen langweiligen Artikel aufzupeppen wählt sie für den Titel einen Satz von Wasser: «Habt Sex! Redet miteinander! Hört zu!». Natürlich ist der «gewagte» Titel so nur auf TAonline. In der Print-Version geht es etwas prüder zu, da ist der gleiche Artikel unter dem Titel «Die Anwältin, der die Promis vertrauen» zu lesen. Aber immerhin, Frau Binswanger kann Englisch, hat dank KK Frau Wasser entdeckt, sich im Internet informiert und einen Artikel gemacht!

    Auch Andreas Tobler will nicht abseits stehen mit seinen versteckten Frühlingsgefühlen und schreibt einen Artikel über die Comedian Sarah Silverman, Titel «Beste Freundin für alle, die gerne Sex haben oder mit ihrem Leben hadern». Mittelmässiger Artikel, reisserischer Titel. Aber Sex haben doch die meisten gern, auch Tobler.

    «Du bist was Du liest», TA 2021, im Vorfrühling.

    Etwas konstruktiver ist BLICK und bietet 7 Lebenshilfen von Immer-gut-drauf-schlagersternchen Beatrice Egli an: 1. Fokus auf das, was geht, als ob in Corona-Zeiten nicht Tausende ihren Fokus erweitern müssen, 2. Das Kleine schätzen (machen die onanierenden Papageien auch), 3. Sich stets verbessern, 4. Zeit mit Familie und Freunden, 5. Aufschreiben, wofür man dankbar ist, 6. Lachen, 7. Neue Projekte in Angriff nehmen. Artikel natürlich mit dem Hinweis: Beatrice Egli, ab 3. März in «Sing meinen Song – Das Schweizer Tauschkonzert» auf TV 24. Geschrieben von Michel Imhof der schon von der halbleeren Insel Mallorca berichtet hat. «Halbleer» scheind sein publizistisches Motto zu sein!

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    • Marcella Kunz
      Marcella Kunz sagte:

      Jetzt kann Herr Zeyer endlich in die wohlverdienten Ferien. Victor Brunner übernimmt temporär. Nicht bös gemeint, lieber Victor, ist ja ganz amüsant und zeigt uns, dass wir unsere Zeit weder mit Tagi noch Blick vergeuden müssen.

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