Die Langweilerin des Jahres
SRF-Sendungen mit Einschaltquoten von 0,0 Prozent.
Letzten Mittwoch sackte die Einschaltquoten von SRF 1 auf den Nanobereich ein. 1000 Zuschauer (Zielgruppe 15-59 Jahre) verfolgten die langweilige Sendung «Wunderwelt Kräuter: Liebstöckel / Thymian / Salbei». Das entspricht 0,8 Prozent in der Zielgruppe.
«Im Labor», so der Einstieg in die Kräutersendung, «wollen die Forscher die unbekannten Seiten des Liebstöckels kennen lernen.» Mit dem Rasterlektronenmikroskop gab es dann schöne Bilder.
Auch am Vortag rutschte SRF 1 am Nachmittag einmal unter 1 Prozent. Und am Montagnachmittag schaffte der «G&G Flash» sogar 0,0 Prozent. Eine Stunde früher machte auf SRF 2 die Sendung «Zäme stah» gleich viele Zuschauer glücklich, nämlich null. Sogar unter dem Mikroskop sieht es nicht besser aus.
Wer die aktuellen Einschaltquoten von SRF 1 und 2 studiert, erkennt folgendes Muster: Die «Tagesschau» am Abend ist der Renner. Nach Jahren der Stagnation schafft die Sendung wieder über eine Million Zuschauer vor dem Fernseher zu versammeln. Davor und danach sieht es düster aus.
Vor allem um das Vorabendprogramm sieht es schlecht aus. In den letzten Jahren kam es zu keinen Neuerungen. Sogar das «Guetnachtgschichtlichi» hat massiv abgegeben. Am Montag guckten in der ersten Zielgruppe (3 Jahre und älter) nur 26’000 Personen zu. Das gibt eine Quote von 5,3 Prozent. Die Sendung «Kater Miro – Dracheflüge», ein billig produzierter Animationsfilm, ödet selbst Dreijährige an.
Daran schuld ist in erster Linie SRF-Direktorin Nathalie Wappler. Sie ist bald zwei Jahre Chefin. Ausser Entlassungen hat sie bisher keine Spuren hinterlassen. Welche Sendung hat sie neu eingeführt? Welche Mitarbeiter hat sie gefördert? Welche Innovationen tragen ihren Stempel?
Und ausgerechnet diese Frau hat der Ex-Chefredaktor des «Schweizer Journalist», David Sieber, zur «Medienmanagerin des Jahres» gekürt. Mit dem Argument: «Während sie auf der einen Seite alte Zöpfe abschneidet (…), investiert sie auf der anderen Seite in den Journalismus.»
Wer so einen Blödsinn schreibt, taugt nicht einmal zum Coiffeur.
Bloss noch schweizweit 26000 Zuschauerinnen für das „Guetnachtgschichtli“? Das Sendegefäss „Zäme stah“ aud SRF2 mit 0.0% Zuschauern?
Besorgniserregende Entwicklung, die man zukünftig nicht unter den Teppich kehren darf.
Bleiben sie dran Herr Frenkel. Alle Medien schlafen.
Falls die Sendung „Telesguard“ für die „la Svizra Rumantscha“ weniger Zuschauer abholen kann, so wäre dies verständlich. „Zäme stoh“ mit 0.0% Zuschauerinnen ist allerdings ein Alarmzeichen der Sonderklasse. Kinder lassen sich offenbar auch nicht mehr Ruhigstellen mit dem „Guetnachtgschichtli“. Auch die Zielgruppe 3 Jahre + ist offenbar anspruchsvoller geworden.
Um Himmelswillen, wo sollen dann all die unfähigen Hersteller solcher Ramschangebote geschützt untergebracht werden?
Ohne grundloses Bedingungseinkommen geht da überhaupt nichts – also auch nichts mit der Abschaffung der grössten Blamage der wohlsortierten Kultur- und Berufspolitikerelite: Schaffung einer neuen Hängematte, wohl eingebettet in einem weiteren «Pseudostaatsbetrieb». Im Hinblick auf die stolzen «Medienhäuser» scheint deren «Freiheit» unter dem Mantel einer ebensolchen unkritischen Staatsnähe wohl unausweichlich.
Da wir schon die Anfänge einer wirklichen Gegenwehr verschlafen haben, bleibt einmal mehr bloss das gewohnte Jammern. Und selbstverständlich auch der Coronarefrain: Hinterher ist man immer schlauer! – oder eben nicht.
0,0 % Einschaltquote? Spielt keine Rolle wenn diese geschützte Werkstatt langsam aber sicher endlich aufgelöst wird. Hoffentlich erüberigt sich dann auch die Zwangsabgabe.