Bajour sammelt wieder einmal Geld
Für was? Für «journalistische Recherchen».
Bajour will es wissen: «Wem gehören eigentlich all diese Häuser in Basel?» Besorgt fragt das Teenie-Portal: «Was haben die Eigentümer*Innen mit unserer Stadt vor?» Vielleicht die Errichtung von Klein-Gomorrha? Einen Blaumilchkanal? Den Bau eines neuen Roche-Turms, diesmal aber horizontal? Wen ruft man für solche Fälle?
Natürlich, Hansi Voigt. Er und seine Band haben darum eine Crowdsourcing-Aktion ins Leben gerufen. Die Redaktion sammelt Geld, um über alle Häuser Basels in Erfahrung zu bringen, wer darin schläft. Eigentlich ist das in Basel einfacher als in anderen Kantonen. Pro IP-Adresse sind täglich 20 Eigentumsauskünfte möglich. Gratis, via Computer und unbürokratisch. In Zürich muss man das am Telefon machen und nach einer halben Stunde legt der zuständige Notar freundlich wieder auf.
Die Bajour-Redaktion müsste eigentlich auch noch ein Crowdfunding für einen neuen Taschenrechner starten. Denn: «Würde die zehnköpfige Bajour-Redaktion alleine auf Spurensuche gehen, bräuchten wir 1,5 Jahre, um sämtliche Besitzverhältnisse auszulesen.»
Nicht doch, Kinder, falsch gerechnet. Der Gebäudebestand für den Kanton Basel-Stadt belief sich 2020 auf 23’462. In vier Monaten sollte die Redaktion mit sämtlichen Anfragen durch sein. Dafür muss man kein Geld sammeln. Zumal der Hintergrund der Aktion nicht ganz durchschaubar ist.
Die gesammelten Daten sollen gemäss Homepage «einzig für journalistische Recherchen verwendet» werden. Beispiele aber fehlen. Das Problem bei solchen journalistischen Aktionen ist immer das gleiche: Wer keine Story im Kopf hat, liefert auch mit zwei Bananenschachteln voll mit Daten keine brauchbare Geschichte ab. Das habe ich auf vielen Redaktionen erleben müssen.
Das Bau- und Verkehrsdepartement schränkt die Spiellust mit den sensiblen Daten etwas ein. Es antwortete auf Anfrage von Zackbum:
Wer die gesammelten Daten koordiniert und aufbewahrt, unterliegt gesetzlichen Regelungen über den Datenschutz und ist gegebenenfalls den betroffenen Personen (deren Daten sie gesammelt haben) gegenüber auskunftspflichtig.
Ob Voigt & Co. das wissen? Wir wollen aber keine Spielverderber sein. Es gäbe da noch eine andere Datengeschichte für Journalisten mit viel Freizeit: Beim Zürcher Strassenverkehrsamt darf man jeden Tag 5 Anfragen über Kontrollschildnummern tätigen. Es gibt über eine Million Autos, Schiffe, Töffs und Traktore im Kanton Zürich. Mit etwas Aufbauschen lassen sich schöne Geschichte machen: Wem gehören zum Beispiel die Traktoren mit den Kontrollschildnummern 12-120??? Falls die 10-köpfige Abenteuergruppe noch heute startet, werden sie im 21. Jahrhundert mit allen Nummern fertig.
Wenn ihr Crowdsourcing mal googeln würdet, könntet ihr möglicherweise feststellen, dass ihr euch grad komplett zum Affen gemacht habt und die Grundlage zu diesem Artikel (einmal mehr) komplett fehlt.
Falsch: https://wemgehoertbasel.ch/ –>
„Auch unterstützen“ (= Crowdfunding). Beim Aufruf geht es in erster Linie um Crowdsourcing (wo*manpower).
Oder vielleicht bloss um Crowdfinding? He jo man findet Bajour eben schlecht. Oder geht es Frau Meier auch um eine Gendermanifestation bei der Crowd?
Auf solchen Schwachsinn muss kann nur ein fremdfinanziertes Medium kommen. Wahrscheinlich darf man noch mit Subventionen dank Genossin Simonetta rechnen.
Jedes Medium ist fremdfinanziert. Auch solche, die sich mit Werbung finanzieren. Oder mit Abos. Oder mit Crowdfunding.
Dann nennen wir Crowdfunding Vorfinanzierung oder Sponsoring. Das ist nicht dasselbe wie Abos oder Werbung.