Rassismus in seiner reinsten Form
Jung, hübsch angezogen, attraktiv: a star ist born. Die Dichterin Amanda Gorman.
Da bekommt die Journaille mal wieder Wallungen. Herausragend wie immer die «Süddeutsche». Es schmachtet ein «Journalist und Schriftsteller»: «Niemand verkörperte das amerikanische Zeitgefühl so perfekt wie die Dichterin Amanda Gorman.» – «Symbol für den amerikanischen Traum», blubber, blubber.
Da will Tamedia, sowieso eine Glaskugel voller Backfische, auch nicht hintan stehen: «Star von Bidens Amtseinführung stürmt die Bestsellerliste». Im «Kurzbriefing» der «Republik» (15’791 A, man möchte nicht wissen, wie lang ein normales Briefing ist) werden alle, die sich die Inauguration der neuen Lichtgestalt nicht antaten, darauf aufmerksam gemacht: «Sie haben die wunderbare Amanda Gorman verpasst.»
Da kann auch die NZZ nicht abseits stehen: «Junge Poetin stielt allen die Show». Selbst in die Innerschweiz ist der Ruhm der Poetin gedrungen: «Sie strahlte dabei eine Ruhe aus, die mehr Hoffnung schenkte als jede laut vorgesungene Hymne», kommentiert die «Urner Zeitung».
Die «Kulturredaktorin des Jahres» auf «watson» darf nicht fehlen. «Glasklar, erhaben, kritisch und doch ermutigend», sei das gewesen himmelt Simone Meier die «Poetin» an.
Andere vergeigen es oder suchen nach Zusatzinfos
Wie in letzter Zeit nicht unüblich vergeigt der «Blick» die einmalige Chance, seinen Lesern ans Herz zu fassen. Er übernimmt einfach eine trockene Agenturmeldung: «Junge Dichterin Amanda Gorman».
«20 Minuten» widmet sich hingegen hingebungsvoll dem steinigen Weg der Poetin, die zu allem zu wie Präsident Biden als Kind stotterte, das R nicht richtig aussprechen konnte, aber bei der Amtseinführung mit klarer Sprache glänzte.
Nur, wieso schliesst «20 Minuten» seinen Artikel mit diesem Hinweis ab: «Bist du oder jemand, den du kennst, von Rassismus betroffen?», samt einer Liste von Hilfsorganisationen?
Da wird einiges klarer: Die Poetin ist schwarz
Ach so, die junge Dichterin ist schwarz. Was sie mit einer roten Schärpe um das geflochtene Haar und einem sonnengelben Mantel sehr schön präsentiert. Also ein Traum zum Anschauen, dieses Lächeln, diese Glockenstimme, diese sparsamen, aber poetischen Handbewegungen, dieses Schicksal. Tochter einer alleinerziehenden Mutter, dann sich nach Harvard gekämpft, ein wahrer amerikanischer Traum.
Amanda Gorman trägt vor.
Das ist alles wunderbar und Anlass für viele Kitschpostkarten, für anhimmel, stammel, schwärm. Wie sagt da selbst der abgebrühteste Journalist: Gänsehaut-Feeling, schade, dass es nicht dunkel war, sonst hätte man das Feuerzeug schwenken können (oder das Handy leuchten lassen). Ihre Gedichtbände, was auch erwähnt werden muss, stehen auf den ersten zwei Plätzen bei Amazon. Lyrik erobert die Welt; wie sagte Hölderlin so richtig: «Was bleibet aber, stiften die Dichter.» Hölderlin, «Andenken», wahre Dichtkunst? Okay, lassen wir das.
Sondern wenden uns einer ganz banalen Frage zu. Was trug die Wunderpoetin denn in fast sechs Minuten vor? Ein Wundergedicht, ein Wurf, war es mal wieder «ein historischer Moment», stürmte hier eine neue Hoffnung in den Olymp der Dichter? Wie meist haben offensichtlich die meisten Schwärmer das Gedicht nicht durchgehört – oder nicht verstanden, obwohl es auf vielen TV-Stationen mit deutschen Untertiteln versehen wurde.
Welche lyrische Qualität hat «The Hill We Climb»?
Wie auch immer, es gibt auch eine gespiegelte Form von Rassismus, der eigentlich noch widerlicher ist als sein Bruder im Geist. Der einfache Rassismus besteht darin, sich selbst aufgrund äusserlicher Unterscheidungsmerkmale generell für überlegen zu halten. Hautfarbe ist dabei das wichtigste Kriterium. Die umgekehrte Form besteht darin, vor allem gegenüber Schwarzen die weisse Erbschuld einzugestehen, als verzogenes, weisses Oberschichtenkind in der Schweiz hinzuknien und «Black Lives Matter» zu grölen.
Oder jede Äusserung, vor allem kultureller Art, vor allem von einer attraktiven Schwarzen vorgetragen, ganz wunderbar zu finden. Jeglichen Verstand und Massstab dabei zu verlieren. Denn die Wahrheit ist: Das Gedicht «The Hill We Climb» ist triefender Kitsch. Schrott. Es bedient die amerikanische Sehnsucht nach Pathos; umso dicker aufgetragen, desto besser. Können wir manchmal auch, aber wenn Schiller die Ode an die Freude aufs Papier schmettert und Beethoven sie kongenial vertont, dann ist das schon ein wenig gehaltvoller. Auch wenn beide, zugegeben, ältere weisse Männer waren. Dagegen das hier:
«Wenn der Tag kommt, fragen wir uns, wo wir Licht finden in diesem nicht endenden Schatten.» – «Wir werden uns von den goldenen Hügeln des Westens erheben.» – Die Apotheose am Schluss im Original: «The new dawn blooms as we free it. For there is always light, if only we’re brave enough to see it. If only we’re brave enough to be it.»
Wem das nicht reicht, kann’s in voller Länge geniessen. Aber ich versichere: Selten kommen einem 6 Minuten so sehr wie 60 vor. Natürlich wurde Gorman dann durch die TV-Sender geschleift und angehimmelt. So sind die Amis halt. Aber wenn die deutsche Sprache wirklich für Dichter und Denker gemacht ist, dann sollte man schon alleine aus Respekt vor Hölderlin (und Legionen mehr) nicht gerade ausflippen, wenn eine junge Frau Selbstgemachtes vorträgt, was normalerweise Mädchen in der Pubertät dem lieben Tagebuch anvertrauen.
Wer solch triefenden, seichten Kitsch toll findet, ist schlichtweg ein Rassist. Nur ein gespiegelter.
«Die leuchtenden Berge der Schweiz
Gewinnen im Abendrot an grossem Reiz.»
Dieses tiefgründige Gedicht, dieses Meisterwerk der letzten hundert Jahre, stelle ich Frau Harris gerne zur Verfügung so sie eines Tages eine Antrittsrede halten sollte.
Alternative: «Trittst im Morgenrot daher….» geschrieben 1841 von Alberich Zwyssig, Zisterziensermönch. Nicht für die Vizepräsidentin sondern für die Journis* die vor lauter Begeisteung Tränen in den Augen hatten als sie die Übersetzung lasen. Sie haben nicht begriffen dass das Gedicht «Hollywood pur» ist!
Sehr faszinierend fand ich bei Amanda Gorman ihre umwerfend gute Stimme. Offenbar nennt man diesen Singsang „Glockenstimme“.
Gorman wäre eine Bereicherung für jede Radiostation mit ihrer schönen Stimme.
Impliziert vom Mainstream wird die Unterprivilegierung und Diskrimierung sämtlicher Schwarzen, mit Schuldzuweisung an die Weissen. Das ist natürlich völliger Quatsch, denn es gab schon lange vor Obama eine sehr wohlhabende schwarze Oberschicht, dies dank ihrem Erfolg im Geschäftsleben. Hinzu kommen all die superreichen Sport- und Showgrössen. Die leben mindestens so gut in ihren Gated Communities wie die weisse Oberschicht und sind weit weg von den Suburbs von Chicago oder L.A.
Dass schwarze Kinder ohne Vater aufwachsen, ist nicht ganz unüblich, um es mal zurückhaltend auszudrücken. Aber auch dies muss vom Mainstream als Zeichen der Diskriminierung immer herausgestrichen werden, natürlich ohne Erwähnung des Grundes (es gibt nur einen).
Krassestes Beispiel von umgekehrtem Rassismus ist der Freispruch von O.J. Simpson trotz erdrückender Indizien im Strafprozess. Auch wenn er im Zivilprozess unterlag – aber da gings ja nur noch um Geld, und an dem fehlte es ihm nicht.
Published by Statista Research Department, Jan 20, 2021
In 2019, there were about 4.15 million Black families in the United States with a single mother. This is an increase from 1990 levels, when there were about 3.4 million Black families with a single mother.
Einmal mehr vortrefflich auf den Punkt gebracht. Aber mit solchen seichten Schultheatervorführungen funktioniert unsere von Moral triefende Welt. Wir sind doch die Guten, darum haben wir Recht.