Das lange Ende von Sieber

Verleger klärte ihn schon vor einem halben Jahr auf.

Natürlich gibt es ein Branchenblatt für Pöstler oder für Eisenbähnler. Wer berührende Reportagen über die letzte Briefzustellung des pensionierten Postbeamten lesen will und sich für den maximalen Neigungswinkel auf der Gotthardbahn interessiert, bitteschön.

Als Kurt W. Zimmermann den «Schweizer Journalisten» kuratierte, war das Blatt mehr als ein Stelldichein von Schreiberlingen. Im Revolverblatt wurde geschossen, gestänkert, gelobt, aber vor allem neue Geschichten ausgegraben. Vor Zimmermann war Markus Wiegand am Hebel, der den «Schweizer Journalisten» überhaupt zur Instanz formte.

Mit David Sieber verlor das Blatt an Erotik und Brisanz. Viele Inserenten liefen davon. Wenigstens dafür trägt Sieber wenig Schuld. Die Verlage schalteten einfach kaum mehr Anzeigen.

Verleger Johann Oberauer musste schliesslich die Handbremse ziehen und das Angebot stark reduzieren. In den zurückliegenden Jahren kompensierte er die SJ-Verluste mit den Erträgen aus dem Online-Stellenmarkt in Deutschland, wie er gegenüber ZACKBUM sagt. 2020 war auch damit Schluss. Dass Oberauer trotzdem am Projekt «Schweizer Journalist» festhalten will, hat viel mit dem Prinzip Hoffnung zu tun. Erst ab 2023, so der passionierte Kletterer, soll es auf dem schwierigen Schweizer Werbemarkt wieder so etwas wie aufwärts gehen.

Über Sieber lässt er kein schlechtes Wort fallen. Sieber habe die Auflage deutlich gesteigert und neue Leserschichten erschlossen, schreibt er in der Mitteilung.  «Ich bedauere diesen Schritt und wünsche David Sieber alles Gute». Oberauer bot Sieber die Stelle als Redaktionsleiter. Sieber wollte allerdings nicht. Überraschend kam das Aus für den Basler nicht. Bereits vor einem halben Jahr teilte ihm Oberauer das Ende mit.

Packungsbeilage: Der Autor hat zu Zeiten von Zimmermann im SJ publiziert.

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