Redak-Torin* Salome *Müller*In*
Rastlos und übergriffig setzt sie sich für die Sache der Frau ein. Leistet ihr dabei eine Bärinnendienstin.
Zunächst: Ich entschuldige mich Ausdrücklich für das «der» vor Frau, auch beim Genitiv hat der Sprachfeminismus noch Arbeit vor sich.
Aber fangen wir mit einer guten Nachricht an. Wie teilte mir ein aufmerksamer Leser so richtig mit: «Fortschritt. Der Stern wandert.» Natürlich, es handelt sich um einen noch nicht durchfeminisierten, männlichen Leser, der die wunderliche Marotte beobachtet, dass Salome Müller ihre Funktion als gelegentliche Tagi-NL-Autorin dafür missbraucht, vor allem die dafür auch noch bezahlenden Abonnenten (männlich) mit einem fröhlichen «Guten Morgen, liebe Leserinnen*» zu begrüssen.
Mit diesem Genderstern an ungewohntem Ort wolle sie ihren «Respekt» gegenüber all denen bezeugen, die sich nicht in das banal-binäre Raster Männlein/Weiblein pressen lassen wollen. Aber, bei Minerva, wo ist der Respekt geblieben? Die neue Variante lautet: «liebe Leser*innen». Ob das wirklich ein Fortschritt ist?
Der wandernde Stern. Aber der Dutt ist unverrückbar.
Es geht um Menschenrechte, bitte schön
Aber sprechen wir nicht länger von solchem Pipifax (der, maskulin, blöd). Inzwischen geht es der Dame mit dem komischen Wurmfortsatz auf dem Haupt um grössere Dinge. Um nichts weniger als die Menschenrechte.
Kämpferinnen für die Menschenrechte zeichnen sich oft dadurch aus, dass sie sie in weit entfernten Gegenden einfordern. Das ist auch hier der Fall. Denn gegen die Schweizer Doppelbürgerin Natallia Hersche wurde im fernen Weissrussland ein «wuchtiges Urteil» gefällt. Zweieinhalb Jahre Gefängnis, weil sie dort «für die Einhaltung der Menschenrechte auf die Strasse ging».
Allerdings wurde sie nicht deswegen, sondern wegen «gewalttätigem Widerstand gegen einen Polizisten» (Art. 363, Absatz 2, Strafgesetzbuch) verurteilt. Sie räumte das indirekt auch beim Prozess ein; sie habe Todesangst gehabt und gedacht, wenn sie dem Polizisten seine Sturmhaube vom Kopf reisst und ihm in die Augen schaue, dann würde der sicher Mitleid empfinden und sie laufenlassen.
Wurde sie zum Lächeln gezwungen? Herrsche beim Prozess. (Foto: spring96.org)
Wer sich in der Schweiz gegen eine Verhaftung wehrt, bekommt einen Orden
Da Müller – in Gegensatz zu mir – das ganze Urteil gelesen und verstanden hat, kommt sie ihrerseits zu einem klaren Verdikt: «Es ist ein politisches, ein willkürliches Urteil» gegen eine «zweifache Mutter aus St. Gallen». So unmenschlich geht’s in Lukaschenkos Reich zu und her. Eine Mutter wird von ihren Kindern getrennt, nur weil sie als Doppelbürgerin nach Weissrussland fuhr, um an Demonstrationen teilzunehmen.
Sie soll sich angeblich gegen die Verhaftung gewehrt haben, womit sie natürlich auch nur ein Menschenrecht einforderte. Wenn sich in der Schweiz jemand gegen die Verhaftung wehrt, besonders bei einer illegalen Manifestation, wird er umgehend mit einem Orden für Zivilcourage ausgezeichnet.
Denn, merke auf, die Schweiz sei – im Gegensatz zu Weissrussland – ein «sicherer Rechtsstaat», weiss Staatskundlerin Müller. Es läge mir fern, das Regime in Weissrussland als Rechtsstaat zu bezeichnen. Es ist eine der typischen post-sowjetischen Diktaturen mit einem Häuptling, der seine Halbwertszeit überschritten hat. Aber was empfiehlt denn Müller der Schweiz als rechtsstaatliche Mittel? Diplomatische Betreuung, eventuell Unterstützung, Bezahlung eines Anwalts?
Der Rechtsstaat muss Druck aufsetzen gegen einen Unrechtsstaat
Ach was, Pipifax (männlich, blöd), da muss mit massiveren rechtsstaatlichen Mitteln durchgegriffen werden. «Aussenminister Cassis kann Druck aufsetzen. Oder der Bundesrat baut mit Sanktionen Druck auf.» Welche rechtsstaatlichen Mittel hätte er denn da? «Die Regierung könnte die Konten des weissrussischen Staatsoberhaupts Alexander Lukaschenko und seiner Familie einfrieren und Visa-Beschränkungen erlassen.» Habe die EU schon lange getan, worauf wartet die Schweiz?
Nehmen wir mal spasseshalber an, ein Weissrussin nähme in der Schweiz an einem Plausch des Schwarzen Blocks teil. Ein wenig Sachschaden, ein paar verletzte Bullen, das Übliche halt. Nehmen wir an, sie würde im Rechtsstaat Schweiz dafür verurteilt. Nehmen wir weiter an, Lukaschenko würde deswegen toben, seinen Botschafter einbestellen, mit Sanktionen gegen die Schweiz drohen, Einreiseverbote aussprechen.
Da würde man sicherlich auch bei Müller das Halszäpfchen sehen, so erregt würde sie diese Einmischung, dieses Verhalten eines Unrechtsstaats, diesen eklatanten Verstoss gegen die heilige Gewaltenteilung – und die Menschenrechte – verurteilen.
Was wäre, wenn sich Lukaschenko das trauen würde?
Was masst sich der an, unsere Urteile als politisch und willkürlich zu verunglimpfen. Soll doch lieber mal bei sich aufräumen. Dem sollte man eine Antwort geben, dass er nur noch Sternchen sieht, würde die Sternchen-Feministin vielleicht fordern.
Menschenrechte sind Grundrechte, weiss Müller am Schluss ihres rechtsstaatlich durchaus durchwachsenen Kommentars. «Sie gelten auch für Natallia Hersche.» Wohl auch im Rechtsstaat Schweiz. Aber nicht für Müller, wenn sie fordert, mit unrechten Mitteln ein mögliches Fehlurteil zu bekämpfen.
Kleine Rechtskunde über Doppelbürger (ja, auch Doppelbürgerinnen*)
So nebenbei: Die Doppelbürgerin mit oder ohne Stern kann sich im einen ihrer Heimatstaaten nicht auf die Zugehörigkeit zum andern berufen, sondern ist erst einmal Inländer/In*+#. So viel zum Schutz der Schweizer Staatsbürgerin. Und bei aller Abscheu gegen Lukaschenko: Das Frauenstimmrecht wurde in Belarus, so wie in der gesamten UdSSR, 1917 eingeführt. Im Fall. Aber Feminismus und Logik, nun ja, ich sage nichts mehr, so als Mann.
Cooler Text! Wenn der einzige journalistische Beitrag der Gender-Schwachsinn ist, dann ist jede Zeile überflüssig. Das liest nur die eigene Bubble und die ist nicht so groß, wie sie immer beschrieben wird.
Eine Doppelbürgerin, Schweiz/Weissrussland, aus St. Gallen reisst nach Minsk um an einer Demonstration teilzunehmen. Seit Monaten berichten die Medien wie Lukaschenko mit DemonstrantenInnen umgeht. Am 19. September ist sie ganze vorne am Demonstrationszug und wird erwartungsgemäss verhaftet.
Frau Müller ist empört, ja geradezu schockiert und schreibt in mehreren Artikeln was das Zeug hält. Was sie nicht thematisiert ist die Frage nach der Eigenverantwortung der Frau. Würde sie die Frage stellen wäre die Antwort, Eigenverantwortung nicht wahrgenommen die Reise nach Minsk war verantwortungslos und nicht angebracht. Aber da es sich um eine Frau handelt drückt die Betroffenheitsjournalistin von der Werdstrasse beide Augen zu.
Ers wäre Frau Müller zu wünschen dass ihr ein paar Sternchen aufgehen und sie über Frauen engagiert, aber auch kritisch schreiben kann, Ob sie sich auch so engagiert für den Kollegen Jean-Martin Büttner einsetzt, der von Stäuble/Amstutz gefeuert wurde weil er eine eigene Meinung hatte, so wie die Frau aus St. Gallen? Wohl kaum, erstens ist er Kollege ein Mann, zweitens ist er 61, drittens wird so ein Platz an den Honigtöpfen frei und viertens, berichte nie über TA Interna, das ist gefährlich, nicht akzeptiert und könnte dich den Job kosten.
Die Kündigung des verdienstvollen Jean-Martin Büttner macht betroffen. Seine Vielseitigkeit und seine Virtuosität alleweil beeindruckend.
Ob Ruedi Baumann oder Jean-Martin Büttner, die alte Garde hat ihr Handwerk verstanden beim Tagesanzeiger. Beim Nachwuchs (siehe jetziges Beispiel der Frau Müller) sehe ich etwas gar zuviel Beliebigkeit.
Denke auch, dass diese weibliche Schützenhilfe für diese Doppelbürgerin nicht angebracht war. Soviel Naivität darf nicht belohnt werden, mit einem journalistischen Beitrag.
Ich mag Zackbum ja. Eigentlich. Denn je mehr Medienjournalismus, desto besser. Grundsätzlich. Aber so lustig das (den Autoren) erscheinen mag, Kritik an Einzelpersonen wird den Problemen in der Medienlandschaft nicht gerecht. Und der x. Artikel über (wahlweise) Herrn Hollenstein, Frau Spiess, Frau Laeri (da ist es wirklich nur noch pubertär-peinlich) oder nun Frau Müller führt bei mir dann nur noch zu Augenrollen. Denn weder überraschend noch interessant.
Zu diesem Artikel: ob man nun Gendersternchen mag oder nicht. Meine Güte. Offenbar ist das starke Geschlecht doch nicht so stark, wenn ein Asterisk den Schreibenden so aus der Balance bringt. Und Witze über Aussehen/Frisur: Ernsthaft? Der Autor könnte sich ja einfach mit dem Inhalt des kritisierten Artikels auseinandersetzen. Und wenn tatsächlich Müll ev. fragen, was bei Tamedia eigentlich los ist.
Ich würde vermuten, die Weigerung anderer Medien, die durchaus guten Leistungen von Zackbum anzuerkennen, haben auch mit dieser Art Artikel zu tun. Aber da ich nicht in den Medien arbeite, ist es eben genau dies: Eine Vermutung.
Wie nennen Sie das hier so schön? Packungsbeilage: Ich bin mit keiner der genannten Personen oder ihren Arbeitgebern verschwägert, befreundet oder sonst wie verbandelt.
Sehe ich ähnlich. Es gibt tatsächlich immer wieder interessante Ansätze, aber dass 2 von 3 Autoren Zackbum praktisch nur dafür nützen, sich an einzelnen Personen oder ehemaligen Arbeitgebern abzumühen, ist kindisch, peinlich und wenig ergiebig. Das ist der Grund, warum niemand für Zackbum schreiben will, falls Sie das noch nicht gerafft haben.
Aus Anlass dieses Kommentars, den wir selbstverständlich veröffentlicht haben: Wir weisen nochmals darauf hin, dass wir Kommentare, bei denen sich der Autor feige hinter einer nicht existierenden E-Mail-Adresse versteckt, nicht veröffentlichen. Normalerweise. Hier hätte derjenige, der sich hinter «Meiendorf» versteckt, Zensur krähen können, wegen des kritischen Inhalts. Daher eine einmalige Ausnahme.
Redaktion ZACKBUM.ch
«Kritik an Einzelpersonen wird den Problemen in der Medienlandschaft nicht gerecht.»
Ach ja? Was wäre denn Ihr Lösungsvorschlag? Den bleiben Sie nämlich schuldig.
Es sind immer Personen, welche falsche Entscheidungen oder, wie hier beschrieben, Schwachsinn verantworten. Wolkige Diskussionen über «das System an und für sich» oder der «nicht-Spiritualität der medialen Schwarmblödheit» können Sie ja in einem Café Philo führen. Aufgezeichnet für die Tagi-Kolumne von Laura de Weck. Bringt bestimmt wahnsinnig viel…
Aber Ihre Kritik hier ist insofern gut durchschaubar, da Sie sich klar und deutlich ins Zeug legen für Frau Müller. Und als offenbar gut erzogener Feminist betrachten Sie auch den Genderstern mehr als ein Akt bitter notwendiger Sensibilisierung denn als aufgesetzte, dümmliche Sprachverhunzung.
«Ich mag Zackbum ja. Eigentlich.»
Kaum.
Richtig*