«Zürcher Oberländer»: die Dividendenperle

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Der «Tößthaler» (mit dem scharfen S) ist eine Zeitung, die es eigentlich gar nicht mehr geben darf. «Die Hundschilen-Brücke ist wieder offen», lautete am Dienstag eine dieser typischen Meldungen aus dem Mikrokosmos des Lokaljournalismus. Der «Tößthaler» gehört zur Zürcher Oberland Medien AG. Im Geschäftsbericht 2019 staunt man nicht schlecht. Die Lokalzeitung (2312 Abos) erzielte letztes Jahr einen Reingewinn von 181‘000 Franken. Das entspricht sage und schreibe 20,8 Prozent der Nettoerlöse.  So richtig glücklich scheint man im Verlag aber nicht zu sein. «Das Ziel ist weiterhin, die Kosten tief zu halten und die Umsätze zu steigern.»  Und der «Zürcher Oberländer» erwirtschaftete 2019 sogar einen Gewinn von über einer Million Franken. Der Verlag nennt das Ergebnis verhalten «ansprechend».

Auch die anderen Zeitungen des Verlags schlossen positiv ab. Insgesamt erreichte das Unternehmen im Geschäftsjahr 2019 einen Jahresgewinn von 1,28 Millionen Franken. Die treuen Aktionäre erhielten eine Dividende von 30 Franken pro Aktie.

Minus von einer halben Million Franken

Nur eines der vier Geschäftsfelder rutschte in die roten Zahlen. Es ist ausgerechnet das Geschäftsfeld, für welches der CEO Daniel Sigel steht: «Digitale Medien/Shop». Das Segment schloss das Jahr 2019 mit einem Verlust von 586‘000 Franken ab. Recherchen von Zackbum.ch brachten hervor, dass der Verlag aktuell lediglich ungefähr 450 reine Digital-Abos verkaufen konnte (ab 13 Franken).

Der Verlag zeigt sich trotzdem überglücklich: «Das Profitcenter Digital entwickelt sich weiterhin erwartungsgemäss. Die Erlöse sind um 10.1 Prozent gestiegen, während die Aufwände lediglich um 3.5 Prozent stiegen.»

Das stimmt. 2018 machte diese Sparte sogar 672‘000 Franken Verlust. «Geht die Entwicklung dieses Geschäftsbereichs weiter voran wie bis anhin», so der Geschäftsbericht, «schreibt dieser planmässig mittelfristig schwarze Zahlen.».

Auch das stimmt. 2026 würde Sigels Innovation bei kontinuierlicher Schuldenreduktion erstmals einen Gewinn präsentieren, und zwar: 16‘000 Franken.

Auf seinem LinkedIn-Profil schreibt Kommagegner Sigel: «Es ist nicht die stärkste Spezies die überlebt auch nicht die intelligenteste sondern eher diejenige die am ehesten bereit ist sich zu verändern.»

Das stimmt natürlich auch. Hätten die Dinosaurier Sigels Digitalstrategie beherzigt, wäre ihre langfristige Überlebenschance deutlich höher gewesen.

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