Am deutschen Wesen …

Hubert Wetzel hat das wahre Problem der US-Wahlen erkannt.

Was geht uns die Meinung des Washington-Korrespondenten der «Süddeutschen» an? Leider viel, denn er ist auch der Washington-Korrespondent von Tamedia. Nun hat das grosse Verlagshaus theoretisch noch eine eigene Ausland-Redaktion.

Die macht sich auch klar bemerkbar. So trägt das neuste Dumpfstück von Wetzel im Newsnet den Titel «Trump täubelt». Hört sich doch immerhin schweizerisch an. Drüber steht «Analyse zu den US-Wahlen».

Im Original in der Münchner Zeitung traut man sich das nicht, hier handelt es sich um einen «Kommentar», denn Analyse kann man das wirklich nicht nennen. Aber in München hat man einen trumpistischen Titel gewählt: «So sterben Demokratien».

Was tut Tamedia für ihr Geld?

Was leistet die Schweizer Qualitätszeitung noch, um die happigen Abopreise zu rechtfertigen? Für ein Jahresabo Classic will das Haus immerhin 576 Franken pro Jahr, inklusive SoZ sind es dann 741 Franken. Da tut die Auslandredaktion alles, um für Qualität zu sorgen.

Natürlich, sie operiert zunächst mal alle ß aus dem Text und ersetzt sie eidgenössisch durch ss. Damit nicht genug; wenn Wetzel in München Donald Trump als «tobenden Vierjährigen» beschimpft, tut er das in Zürich mit einem «täubelnden Vierjährigen».

Alles andere, was Wetzel so von sich gibt, hat original den Weg in die Schweizer Qualitätszeitungen gefunden. Trump habe «offensichtlich» keine Ahnung, wie Wahlen in den USA funktionieren. Aber weil er «(zumindest rechtlich) volljährig» sei, ein Brüller, könne er bedauerlicherweise vor Gericht ziehen.

Wetzel steigert sich zum Crescendo

Damit lässt Trump eine «sehr toxische Mischung» tiefer und tiefer in die amerikanische Gesellschaft sickern, beobachtet Wetzel mit schreckgeweiteten Augen. Aber das ist noch nicht das Schlimmste: «Es wird das ohnehin schon brüchige Gewebe, das diese Gesellschaft zusammenhält, weiter zersetzen.» Und mit morschen Strukturen und Zersetzungen kennen sich die Deutschen schliesslich aus. Wetzel steht zwar schon auf den Zehenspitzen und fuchtelt warnend mit beiden Armen. Aber er kann noch einen drauflegen.

Jeder, der die Lügen Trumps «befördert oder toleriert», wird zum Totengräber der US-Wahlen, untergräbt das Vertrauen. Und wo soll das enden? «So sterben Demokratien», raunt Wetzel am Schluss unheilschwanger.

Wir sind erschüttert und beunruhigt. Die USA werden (noch) von einem täubelnden Vierjährigen regiert, der aber leider – nur rechtlich – volljährig sei. Er und seine Helfershelfer zersetzen das brüchige Gewebe mit ihrem Gift, und wenn das Gewebe kaputt ist, dann ist die Demokratie auf dem Totenbett.

Wieso hört den keiner auf Wetzel?

Muss man sich mal vorstellen, und keiner hat auf Wetzel gehört, der das seherisch prognostiziert, immerhin in Millionenauflage, wenn man alle mit seinen Weisheiten bedienten Kopfblätter zusammenzählt.

Was könnte da noch das Schlimmste verhindern? Sagen wir es, das dürfen wir in der neutralen Schweiz, wie es ist: die US-Wahlen sind ein solches Schlamassel, ein Desaster, weil den Amis deutsche Zucht, Ordnung und Zuverlässigkeit fehlt. Ihnen fehlen auch die deutschen Oberlehrer, die dem Lümmel im Weissen Haus schon erklärt hätten, wie das mit den US-Wahlen funktioniert.

«Ein Volk, ein Reich, ein …», öh, diese Lektion hätten die Deutschen dann aber doch vorzeitig abgebrochen. Vielleicht hätte sich auch der eine oder andere daran erinnert, dass die USA unter grossen Verlusten den Deutschen die Demokratie zurückbrachten, nicht etwa umgekehrt. Wobei sich die Deutschen mit allen Kräften dagegen wehrten.

Allen fehlt der strenge Ratschlag eines Deutschen

Vor allem aber, das steht nun fest, fehlt der US-Demokratie, ja dem gesamten gesellschaftlichen Gewebe, ganz zu schweigen von diesem Trottel im Weissen Haus, all dem fehlt der strenge, aber gerechte Ratschlag eines Deutschen. Der heisst natürlich Wetzel, Hubert, allzeit bereit. Ungebeten Beleidigungen auszuteilen, Ratschläge zu verteilen und überhaupt alles besser zu wissen. Denn am deutschen Wesen soll die Welt genesen.

Hoppla, das hiess ja ursprünglich «mag die Welt genesen», so tümelte 1861 der deutsche Dichter Emanuel Geibel. Würde Wetzel glatt mit beiden Händen unterschreiben. Der Dummschwätzer. Eine Peinlichkeit sondergleichen, eine Unzierde des Namens «Korrespondent». Das war früher mal einer, der mit Begabung, Recherche und Intelligenz versucht, den Menschen in seinem Heimatland zu erklären, wie es bei ihm in der Fremde zu und her geht, und warum. Zensuren und Ratschläge verteilen, das sollte eigentlich seit dem Ende der Kolonisation ausgestorben sein.

1 Antwort
  1. Alois Fischer
    Alois Fischer sagte:

    Da ist alles schon geschrieben und doch habe mir noch überlegt, ob man das einem deutschen Wesen ins Stammbuch schreiben darf oder soll. Heute noch? Wo man doch allenthalben nicht mehr gern streiten darf und überhaupt, ist das schon dismriminierend oder gar rassistisch?

    Für war es endlich wieder einmal Zeit, klipp und klar bei Zackbum zu lesen, was man meint und zu kritisieren, was man zum Glück so selber nicht schaffen könnte – aber auch nicht möchtel.

    Die Zusammenarbeit mit der «Süddeutschen» hat es in sich. Von dem «Holz vor der Hütte» bis eben zu solch unsäglichen «Volksbelehrungen», Pardon Weltbelehrungen im Analyseformat.
    Wenn es dem Tagi nichts schadet, leiden nur die Leser und die werden anscheinend auch zukünftig immer noch gerne als Vierjährige behandelt.

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