Der Corona-Journalist, Teil II

Wer sich selbst nicht traut, fragt den Fachmann.

Einige der Corona-Versteher unter den Journalisten haben noch gewisse Restskrupel. Die äussern sich darin, dass sie nicht nur aufgrund ihrer eigenen Fachkompetenz drastische Massnahmen wie «Lockdown sofort» anmahnen, auch nicht aus eigenem Verantwortungsbewusstsein und dem Wissen auf Behhaftbarkeit Betragensnoten verteilen. «Versager», «totale Versager», «zögerlich», «wirtschaftshörig», «auf Kosten der Schwächsten», wir werden von Vollpfosten regiert; wieso haben wir das vorher nicht gemerkt.

Aber die Journalisten mit Restskrupeln machen einen kleinen Umweg, bevor sie vom Leder ziehen. Sie verstecken sich hinter einem Wissenschaftler und kläffen dann unter seinem Schutz.

Unter dem Schutz einer wissenschaftlichen Meinung

Kollega Alex Baur hat in der aktuellen «Weltwoche» (hinter Bezahlschranke) dieses Phänomen an einem Beispiel aufgezeigt. Unter dem launigen Titel «Professor Eggers Panikorchester» nimmt er sich dieser neuen Unsitte an. Professor Egger war der erste Leiter der Wissenschafts-Taskforce als Beratungsgremium für den Bundesrat. Er warf dann nach kurzer Zeit das Handtuch und trat ins Glied zurück, was ihn natürlich nicht davon abhält, weiter kräftig zu kritisieren und zu krakeelen.

Marcel Salathé, der telegen TV-Star unter den Epidemiologen, hat zur Zeit einen kleinen Karriereknick, nachdem er im September die Lage als grossartig, alles im Griff, bezeichnete. Dafür muss er nun ein Weilchen auf die Strafbank. Aber es gibt ja noch genügend andere. Die haben schon längst gemerkt, dass man mit umständlichen, wissenschaftlichen, einschränkenden, vorsichtigen Äusserungen keinen medialen Blumentopf gewinnt.

Nur mit Krachern schafft man es noch ins Rampenlicht

Man muss es krachen lassen. «Wir brauchen einen Lockdown», damit kommt man als völlig unbekannte, in Genf praktizierende Virologin als Aufmacher in den «Blick». Fordert man Maskenpflicht auch für Primarschüler, schafft man das Gleiche im «Tages-Anzeiger». Damit kann man sich aber nicht einmal die 15 Minuten Ruhm sichern, die Andy Warhol jedem zubilligte.

Das schafft man nur durch kontinuierliche Bewirtschaftung der Medien. Von Trump lernen, heisst hier siegen lernen. Also twittern, was das Zeugs hält. Das verlangt nach kurz und knackig, ist auch der Lieblingsspielplatz  vieler Journalisten, und wer gelernt hat, dass man sich kontinuierlich steigern muss, sonst wird man ignoriert, ist vorne dabei. Die momentane Schwäche von Salathé nützt vor allem Christian Althaus aus.

Das Virologenzentrum an der Uni Bern

2017 an der Uni Bern habilitiert, die nun nicht gerade als weltbekanntes Zentrum der Virologie gilt, hat Althaus nach Baurs Zählung schon über 2000 Tweets dieses Jahr abgefeuert. Das widerspricht ein klein wenig den Vorschriften für Mitglieder der «Swiss National Covid-19 Scientific Taskforce». Um genau solches Tun zu unterbinden, hat der Bundesrat eigentlich verfügt:

«Die Expertengruppen des Beratergremiums kommunizieren nicht selbstständig nach aussen.»

Bitte, Marcel Salathé ist in der Pole-Position als Leiter der Gruppe «digitale Epidemiologie», während Althaus nur Mitglied in der Gruppe «Daten und Modelle» ist. Aber, Glück muss man haben, der ehemalige Chef der Task Force Matthias Egger arbeitet ebenfalls an diesem Institut der Uni Bern und ist nun in der gleichen Gruppe ins Glied zurückgetreten. Vervollständigt wird das zum Trio Infernal durch Nicola Low; ebenfalls Uni Bern, Gattin von Egger und ebenfalls Mitglied der Task Force.

Dann muss man noch wissen, dass diese neue und spezielle und Super-Taskforce erst im Frühling dieses Jahres bestellt wurde, wobei Egger als ihr gutvernetzter Chef ihre Zusammensetzung schön steuern konnte. Wieso es neben der bewährten «Pandemie-Kommission» noch eine Eingreiftruppe brauchte, ist unverständlich.

Auf jeden Fall ermöglicht das eine schöne Arbeitsteilung. Althaus ist sozusagen der Mann fürs Grobe. «Jeder Tag zählt», «Die Massnahmen genügen nicht!», «verantwortungslos», usw. Wie einige seiner Kollegen lässt sich Althaus eher ungern an frühere Aussagen erinnern, wo er im Bieterrennen, wer nennt eine möglichst hohe Zahl von in der Schweiz bevorstehenden Todesopfern, immerhin mit 30’000 mitbot. Und dann verstummte; aber mit seinen Kritiken hatte er sein Ziel erreicht: Aufnahme in die Task Force.

Also erledigt er die Funktion der Alarmsirene, unterstützt von Eintagsfliegen mit drastischen Forderungen, während Egger und der neue Chef der Taskforce etwas staatsmännischer auftreten können. Aber allen gemeinsam ist die finstere Absicht, die Entscheidungen des Bundesrats nicht wissenschaftlich, sondern politisch beeinflussen zu wollen.

Dabei werden sie – leider – von der aufs Skandalisieren und Alarmieren reduzierten Medienlandschaft in der Schweiz nach Kräften unterstützt.

Ich habe zwar einen Doktor, bin aber kein Mediziner. Sonst könnte ich es ja auch mal mit einer Forderung probieren:

«Jeder Maskensünder muss wegen Inkaufnahme von Gefährdung des Lebens (Art. 129 StGB) ins Gefängnis. Unbedingt. Per sofort!»

1 Antwort
  1. Remo Maßat
    Remo Maßat sagte:

    Bei Corona paßt doch nichts mehr zusammen.
    Die Kranken und die Toten fehlen nicht nur im Vergleich zu «normalen» Grippe-Welle-Jahren. Sondern auch im Vergleich zu vielen vielen anderen alltäglichen Krankheiten die keine solchen Maßnahmen nach sich ziehen, wobei die Maßnahmen viel einfacher wären:

    – Bewegungsmangel = mehr bewegen
    – Rauchen = weniger rauchen
    – Fettsucht = weniger Zucker
    – Trinken = weniger Alkohol
    Usw. usf. Aber hier gibt es keine «Maßnahmen». Nichtmal Warnhinweise auf Zuckerprodukten, daß Zucker krank macht.

    Und zu den «tollen» Corona-Masken und den Abstands-Maßnahmen:
    Zuerst nützen Masken nichts, dann sind sie ganz ganz toll.
    Zuerst heißt es, man müsse Abstand halten, jetzt auch noch. Warum pfercht man dann die Leute zusammen?
    https://domleschger-zeitung.ch/zusammenpferchen-statt-abstand-was-soll-der-quatsch/

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