Brachial-Scherze mit Donghi

Nein, Brachial-Scherze über Donghi und unter jeder Sau.

Ich weiss nicht, was ein Freund von mir plötzlich gegen mich hat. Er empfahl mir, bei «Deville Late Night» reinzuschauen. Seither sinne ich auf Rache.

Es gab eine Spezialsendung über Olten, von der ich mir aber nur eine Stunde antat. Oh, es waren nur 10 Minuten über Literatur in Olten? Das kam mir aber wie ein ganzer TV-Abend vor, nur kann man nicht einschlafen, weil es einem ständig die Fussnägel hochrollt. So schmerzhaft sind die angetäuschten Scherz-Versuche.

Also wenn SRF irgendwo Sparpotenzial hat, dann bei dieser Sendung, bei der sich alle Late-Night-Talker höchstpersönlich darüber beschweren müssten, dass man mit diesem Namen Schindluder treibt.

Lacher aus der Konserve oder aus dem Grab?

Was ist von einer Sendung zu halten, bei der gelegentlich lachende Zuschauer ohne Distanz oder Mundschutz eingespielt werden? Abgesehen davon, dass sie entweder unter Lachgas gesetzt oder mit üblen Drohungen zum Lachen gezwungen wurden: Es ist offensichtlich eine Konserve. Was die Frage aufkommen lässt: Leben alle diese Zwangsverpflichteten noch?

Deville beginnt sein einstündiges, Pardon, zehnminütiges Stück über Oltener Literatur mit einer obligaten Fotografie von Peter Bichsel. Weil ihm zu dem nichts einfällt, schwenkt er gleich zu Pedro Lenz. Aber «das ist nicht wirklich ein Autor», mokiert sich Deville, «also er schreibt Bücher, ja.»

Näher kommt der Leid-Nacht-Quäler einer Selbstcharakterisierung nie mehr. Er sendet, aber er ist weder ein Comedian, noch ist er lustig. Was ein zweites Indiz dafür ist, dass die eingespielten Lacher und Klatscher aus der Konserve kommen.

Witze im Sauerstoffzelt

Mit einem Geschick, von dem sich Harald Schmidt noch eine Scheibe abschneiden könnte, legt Deville bereits die Schlusspointe an. Denn in Olten gibt es einen Dichterpfad mit vielen Stationen. Auch dazu fällt ihm eigentlich nicht wirklich was ein, also nähert er sich dem Höhepunkt des Flachsinns.

Er kündigt den meistgelesenen Oltener Autor an. Trommelwirbel: Das sei nämlich der «Blick»-Reporter Ralph Donghi. Der grösste «Witwenschüttler» der Schweiz. Der Begriff ist schon so alt, dass er im Sauerstoffzelt auf die Bühne getragen werden muss.

Dann zündet Deville, hat er wohl der «heute show» abgeguckt, ein Feuerwerk der Wortscherze über Donghi. Der sei nicht der Batman, sondern der Bad Man von Ringier. Oder eher, Vorsicht, an die Plomben denken und nicht mit den Zähnen knirschen, er sei der Donghi-Kong. Damit Deville nicht rufen muss: «Scherz, komm heraus, du bist umzingelt», haben ihm ein paar arme SRF-Illustratoren launige Fotomontagen dafür gebastelt.

Müllentsorgung vor laufender Kamera

Die sind allerdings so künstlerisch wertvoll wie Devilles Scherze, die schon längst ihr Haltbarkeitsdatum überschritten haben. Das meint man durch den Bildschirm hindurch zu riechen.

Apropos unappetitlich, irgendeiner muss Deville mal erzählt haben, dass einige Nacht-Talker auch ihr Personal einbeziehen. Also fragt Deville eine Mitarbeiterin, für die wir nur hoffen können, dass das Schmerzensgeld astronomisch ist, wo sie denn auf diesem Dichterpfad mit Stationen den richtigen Platz für Donghi sähe.

Sie überlegt einen Moment, allerdings wohl, ob sie wirklich diese schale Pointe raushauen muss, und sagt dann tapfer: irgendwo bei einer Station für Müllentsorgung. Und ein Monstergag zum Schluss, da fährt die Kamera doch tatsächlich auf ein Oltener Stationsschildchen an einem Altglascontainer mit dem Namen Ralph Donghi drauf.

Dagegen ist knisterndes Kaminfeuer im TV lustiger

Wenn man sich fassungslos fragt, wie Deville denn ausgerechnet auf diesen Donghi gekommen ist; einfache Antwort: Der Schweiz-Teil der deutschen «Zeit» hatte sich vor Kurzem kritisch über die Recherchiermethoden des Boulevard-Journalisten geäussert.

Glücklicherweise sind Venezuela und Kuba gerade in die Uno-Menschenrechtskommission gewählt worden. Diese beiden Länder werden Verständnis dafür haben, wenn ich mich vor diesem Gremium beschwere; das war eine Stunde Folter am Stück.

Anschliessend suchte ich ein Programm, das zu später Stunde mit dem Abfilmen eines knisternden Kaminfeuers unterhält. Ich habe mich ertappt, wie ich mehrfach schenkelklopfend laut lachte, so erholsam und lustig war das im Vergleich zur Debil Horror Show von Deville.

2 Kommentare
  1. Simon Ronner
    Simon Ronner sagte:

    Kann man wirklich davon ausgehen, dass jemand, der gelernt Kindergärtner ist, damit auch gleich das Zeug zum Satiriker hat?

    Unlustig, peinlich, fake, blöd, zum fremdschämen… das fällt mir zu «Deville Late Night» (und inzwischen wieder eingestellten Satireprogrammen auf SRF) ein. Die Irrelevanz und Dysfunktionalität der Sendung wird manifest bei der gefakten Publikumsheiterkeit, auditiv wie visuell. Da können sich die Cutter und Archivverwalter noch so viel Mühe geben, der Beschiss fällt auf. Was für ein Scheissjob das sein muss.

    Der angesprochene Harald Schmidt hat es übrigens noch als Ansporn hingenommen, wenn nach einer Pointe Totenstille herrschte. Und er konnte Anklatscher nicht ausstehen.

    Noch dazu ein unsägliches Muss bei SRF-Satire: Der plumpe Politaktivismus. Überraschung: Immer ganz klar gegen die SVP und generell gegen bürgerlich-konservative Positionen. Dazu global-aufklärerisch engagiert gegen Trump, AfD, Johnson, Bolsonaro, Orban. Das nennt man dann wohl Satire mit Haltung. Nicht lachen jetzt, das ist sehr ernst und wichtig. Man muss doch etwas tun gegen den brandgefährlichen Populismus. Denn Satire darf doch auch, nein, sie muss!, eine erzieherische Funktion haben.

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  2. Victor Brunner
    Victor Brunner sagte:

    Man muss mit Deville nachsichtig sein, richtig witzig war er nur mit Patrick Karpiczenko. Der hat aber den Bettel geschmissen weil Frau Wappler das strategischen Gründen das Budget gekürzt hat. Die Strategie von der Direktion: möglichst langweilig. Dafür hat sie auch Schawi bei einem Nachtessen gefeuert und Urs Gredig wieder in ihren Schoss aufgenommen.

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