Erfolgreich in den Medien
Der Zoo Zürich gilt als Paradebeispiel erfolgreicher Medienarbeit.
Warum sah fast kein Journalist den Niedergang der Swissair voraus? Weil zu jenen Zeiten jeder in einer Mediengewerkschaft organisierte Journalist bis zu 50 Prozent Preisreduktion auf Flüge mit der nationalen Airline bekam. Das sorgte erwiesenermassen für Beisshemmungen.
Rabattschlachten für Journalisten sind in den letzten 20 Jahren aber massiv kleiner geworden. Das ist gut so, Stichwort Unabhängigkeit. Doch vielleicht wegen geringeneren Preisvorteilen hat die gewerkschaftliche Bindung von Journalisten an Bedeutung verloren. Das Branchenheft Edito der Gewerkschaft Medien und Kommunikation ist dünner und belangloser denn je.
Was früher die Knete war, ist heute die Lobbyarbeit.
Als erfolgreiches Beispiel gilt der Zoo Zürich. Denn eigentlich eignen sich wilde Tiere hinter Gittern nicht gerade für Positivnachrichten. Im Gegenteil, man könnte noch und noch Gruselstories bringen. Doch dem Zoo Zürich gelingt es erstaunlicherweise fast zu 100 Prozent, dass er stets positiv in den Medien erscheint. Das Geheimnis des Erfolgs ist der jeden Monat stattfindende Medienapéro für Journalisten. Perfekt aufbereitetes Bild- und Videomaterial gehören zum Gesamtpaket dazu. In Zeiten des Sparhammers auf jeder Redaktion ein fast unbezahlbarer Vorteil.
Kommunikation ist Chefsache
Als Ansprechpartner tritt immer der Zoodirektor auf. Das schafft Nähe und Authentizität. Die eigentliche Medienabteilung ist nur im Hintergrund tätig und vermittelt Bilder, Interviewpartner und agiert als «Kontrollstelle» bei offenen Fragen. Kein Wunder, erscheint der Zoo Zürich nie beim Jahres-Ranking des besten Mediensprechers.
Erfunden wurde der monatliche Medienapéro vom kürzlich pensionierten Zoodirektor Alex Rübel. Er konnte damit das leicht verstaubte Image des Zoos perfekt verbessern. Dass er gleichzeitig Zunftmeister der Zunft zur Saffran ist, erleichterte sicher die Pflege seines Beziehungsnetzes und die Akquise von Gross-Sponsoren. Sein Nachfolger Severin Dressen hat diesen Vorteil nicht. Aber er ist von Anfang an wie sein Vorgänger vor die Medien getreten, trotz unglücklichem Einstand mit dem tödlichen Tigerunfall. Eisern wird auch der monatliche Zooapéro weitergeführt. Dabei leistete sich der Zoo kurz vor der nationalen Abstimmung über das neue Jagdgesetz einen bemerkenswerten Ausflug in die Welt der Politik. Das Tier des Monats war im Monat September nämlich – der Wolf. Das ist aber eine Ausnahme. Normalerweise hält sich der Zoo aus der Politik raus. Dass der Zooapéro durchaus ein gewisses Renommee hat, beweist die «NZZ». Allermeistens und schon seit Jahren schreibt deren lokale «Edelfeder» Urs Bühler über den Zooapéro. Das beweist: Der Zoo Zürich gilt als Paradebeispiel erfolgreicher Medienarbeit.
Der Medienapéro wurde nicht von Alex Rübel «erfunden», sondern von seinem Vorvorgänger Heini Hediger eingeführt.