SRG im Sinkflug – steigen wieder die Gebühren?

Es wäre zumindest die letzte Rettung für Leutschenbach.

Das Geschäftsmodell der SRG besteht im Wesentlichen aus zwei Pfeilern: Gebühren und Werbeeinnahmen. Seit fünf Jahren verliert das Unternehmen massiv an Werbegeldern: Von 340,5 Millionen (2015) sind sie auf 267 Millionen Franken (2019) geschrumpft. Und da seit dem 1.1. 2019 nur noch 365 Franken Gebühren pro Haushalt entfallen (früher warens 451 Franken), nahm die SRG 2019 25 Millionen Franken weniger an Gebühren ein. Das Minus bei den Gebühren wurde etwas abgefedert, da seit 2019 keine Ausnahmen mehr für eine Befreiung existieren.

Im Grunde gesehen handelt es sich bei der SRG also um eine Kerze, die von beiden Seiten abbrennt. Im laufenden Jahr, so die Medienmitteilung, soll das Minus bei den kommerziellen Einnahmen 65 Millionen im Vergleich zum Vorjahr betragen. Die SRG würde 2020 also nur noch knapp 200 Millionen Franken an Werbespots einnehmen. Im Vergleich zu den Gebühren (2019: 1‘181 Mio. Franken) wären das ein Sechstel. 2015 betrug das Verhältnis zwischen Gebühren- und Werbeeinnahmen noch 1:4.

Spannend wird es aber nächstes Jahr. Privathaushalte zahlen dann nur noch 335 Franken an Empfangsgebühren, also 30 Franken weniger als aktuell. Und die Abgabe für Kollektivhaushalte verringert sich sogar um 60 Franken von 730 auf 670 Franken. Der Werbeumsatz wird wohl auch nächstes Jahr dem Negativtrend folgen. 2021 wird also noch blutiger als 2020.

Immer weniger Werbespots

Die Sparmassnahmen der SRG greifen da kaum. Im Maschinenraum wird zu langsam auf das bevorstehende Desaster reagiert. Der Sparplan sieht 50 Millionen Franken vor – für  die nächsten vier Jahre. Der Abbau von 250 Vollzeitarbeitsplätzen soll vor allem durch die Netto-Fluktuation bis 2024 erfolgen. Das alles geht zu langsam. Der Konzern verliert ja nicht nur erst seit Corona massiv an Werbeumsatz. Seit 2015 muss er jährlich etwa 20 Millionen Franken ans Bein streichen.

Zu lösen wäre das Problem des bevorstehenden Desasters eigentlich nur mit einer (Wieder-)Erhöhung der Gebühren. Nationalrat Matthias Aebischer (SP/BE) will daher an den Gebühren schrauben. Gegenüber Zackbum.ch schreibt er: «Ich plädiere schon lange dafür, der SRG die Werbung zu streichen, dafür den Gebührenplafond zu erhöhen.» Davor hat Alfred Heer aber Angst. Der SVP-Nationalrat aus Zürich  versucht, sich in die andere Partei zu versetzen: «Als linker Politiker würde ich tatsächlich als erstes die Gebühren erhöhen, um die Werbeeinnahmen zu kompensieren.»

Als «freiheitlich denkender Bürger» möchte er eigentlich gleich die ganze SRG entsorgen. Diese Idee sei aber nicht «mehrheitsfähig». Das stimmt. Die SRG lässt die Frage offen, ob sie die Gebührenhöhe unberührt lassen wollen. «Es liegt in der Verantwortung der Politik, die Rahmenbedingungen für die SRG zu definieren», so die Pressestelle. Man wolle aber an beiden Geldquellen festhalten. Der Bundesrat habe sich fürs «duale Modell» ausgesprochen.

 

 

 

3 Kommentare
  1. Beat Koller
    Beat Koller sagte:

    Der Autor ist leider völlig ahnungslos.
    Bundesrätin Sommaruga hat der SRG den Gebührentopf im April von 1,2 auf 1,25 Mrd. vergrössert. 50 Mio. mehr, einfach so. Bei den Gebühren hat die SRF rein gar nichts zu befürchten.
    Die Haushaltsabgabe für die einzelnen Gebührenzahler konnte gesenkt werden, weil im ersten Jahr (vorher gab es eine Gerätegebühr) viel mehr Geld eingezogen worden ist als prognostiziert. Da die Zahl der Haushalte in der Schweiz jedes Jahr weiter steigt, ist damit zu rechnen, dass die Haushaltabgabe weiter gesenkt werden kann.
    Um das zu wissen, müsste man sich ein wenig mit der Materie beschäftigen.

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  2. Victor Brunner
    Victor Brunner sagte:

    Aebischer: ««Ich plädiere schon lange dafür, der SRG die Werbung zu streichen, dafür den Gebührenplafond zu erhöhen.»
    Verständlich bei Aebischer, er kennt Markt nur vom Gemüsemarkt am Dienstag auf dem Bundesplatz und Marktwirtschaft nur von dem Lokal wo sich die Gemüsler nachher treffen. Eine SRG nur über Zwangsgebühren finanziert würde träge und teuer. Dafür dann alle 2 bis 3 Jahre unnötige Debatte in den Parlamenten über Gebührenerhöhungen. Ähnlich wie bei der Landwirtschaft!

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    • Hans von Atzigen
      Hans von Atzigen sagte:

      Die Landwirtschaft hat in den letzten 50 Jahren massiv rationalisiert.
      Die Anzahl Beschäftigtm je Flächeneinheit wurde massiv reduziert.
      Dafür der Staatliche Verwaltungsaufwand erheblich aufgeblasen.Tja und bei der SRG.
      Ein vergleichbares Bild je Sendestunde mehr als 24 sind eh nicht möglich, wurde die Anzahl Mitarbeitender benfalls aufgeblasen und das bei bedenklich sinkender Qualität.
      Bei der SRG dominieren halt die Künstler und „Kulturschaffende» die haben im Gegensatz zu den Bauern das Arbeiten nicht erfunden.
      Geistiges schaffen, inspiration Logo braucht Zeit, jedoch nicht 5-10 weitere die Däumchen drehend diese „Schöpfungsakte“ begleiten.

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