Das Geschäftsmodell Iso Rechsteiner

Keystone-SDA macht es klassisch. Man hält sich einen externen Kommunikastionsspezalisten.

Immer, wenn Keystone-SDA Jobstreichungen verkünden oder einen Fehler eingestehen muss, ist Iso Rechsteiner zur Stelle. Er ist der Mann fürs Grobe. Dabei war der 53-Jährige nur als Übergangslösung nach der Fusion der Nachrichtenagentur SDA mit der Fotoagentur Keystone gedacht. Noch vor gut zwei Jahren liess Keystone-SDA verlauten, man suche eine Fachperson für die interne und externe Kommunikation. «Wir sind kein Unternehmen mehr, das unter Ausschluss der Öffentlichkeit agiert. Wir merkten, dass ein Unternehmen in dieser Art und mit dieser Öffentlichkeit einen Profi innerhalb der Gruppe braucht», sagte damals Ueli Eckstein, Verwaltungsratspräsident der Keystone-SDA, gegenüber persoenlich.com. Gerade während der Transformationsphase müsse jemand im Unternehmen verankert sein. «Für einen externen Berater ist das schwierig, er muss sich sämtliche Informationen beschaffen.»

Keine überzeugenden Erfahrungen

Doch die verpflichtete Inhouse-Lösung, Nadine Schumann-Geissbühler, ging schon während der Probezeit wieder. Nun zauberte man allen Beteuerungen zum Trotz wieder Rechsteiner aus dem Hut. Warum dieser Salto rückwärts?  ZACKBUM.ch hat nachgefragt. Auskunft gibt Jann Jenatsch, stellvertretender Geschäftsführer und ehemals Chef der nun mit der Schweizerischen Depeschenagentur fusionierten Fotoagentur Keystone. Grund seiner Stellungnahme: «Normalerweise ist Iso Rechsteiner für die externe Kommunikation zuständig. Da sich Ihre Fragen jedoch auf seine Person beziehen, beantworte ich für einmal die Anfrage». Tatsächlich sei die Stelle vor zwei Jahren ausgeschrieben und auch besetzt worden. «Die Erfahrungen mit der internen Lösung waren jedoch nicht überzeugend. Aus diesem Grund stützen wir uns bei der Kommunikationsberatung wieder auf Iso Rechsteiner», so Jenatsch. – «Falls die Stelle noch nicht besetzt ist: könnte es sein, dass der bislang mit dem Mandat beauftragte Iso Rechsteiner gar kein Interesse hat, etwas an der Situation zu ändern, weil er so sein Mandar behält?» Nochmals Jenatsch: «Wir haben kein Interesse daran, an dieser Situation etwas zu ändern. Die Zusammenarbeit ist gut eingespielt und hat sich bewährt.»

Ein Beispiel für die klassischen Seilschaften

Experten beurteilen eine solche Lösung also durchaus erfolgreich. Gerade bei Keystone-SDA, wo harte Sparrunden und Entlassungen anstehen, macht eine externe Lösung Sinn. Die Wut und der Frust der Mitarbeitenden entlädt sich zwar oft am Überbringer der schlechten Botschaft – dieser ist wie im Fall von Iso Rechsteiner aber schnell wieder weg, und ist in der Firma nicht fassbar.

Rechsteiner soll’s recht sein. Er ist seit gut zwei Jahren Partner in der PR-Agentur Kommunikationsplan. Vorher stand der studierte Germanist und Theologe viele Jahre im Dienste der SRG. Er war Leiter Regionalredaktionen Schweizer Radio DRS und Direktor Schweizer Radio DRS. Eigentlich logisch, gehören nun zu den Kunden von Kommunikationsplan neben Keystone-SDA die SRG, SRF, die schweizerische Post, Verbände von öffentlichen Institutionen, sowie der Werbevermarkter Admeira. Es sind die klassischen Seilschaften. Wie sagte es Jann Jenatsch: «Die Zusammenarbeit ist gut eingespielt und hat sich bewährt.»

3 Kommentare
  1. Eveline Maier
    Eveline Maier sagte:

    Dieser Artikel ist völlig an den Haaren herbeigezogen und auch sehr unfair. Die Keystone-SDA macht wertvolle und oft undankbare Arbeiten zum Wohle der Schweiz. Als Dienstleistungs-Unternehmen müssen sie leider funktionieren nach dem Motto: „Zum Leben zu wenig, zum Sterben zu viel“. Von Keystone-SDA wird erwartet, dass sie die relevantesten Tagesereignisse tagtäglich abbilden. Auch eine wichtige Abstimmung über eine Zonenplanänderung in Wollerau gehört beispielsweise dazu. Nichts darf vergessen gehen, trotz unzureichendem Budget. Kaum verwunderlich, dass die meisten Tageszeitungen in der Schweiz ihr Tagesprogramm mit den Angaben von Keystone-SDA abgleichen.

    Schauen wir uns einmal einen Parameter beim Verein SRG an. Allein die Kosten für die Verbreitung der Programme von Genf bis St. Gallen und von Locarno bis Basel belaufen sich auf jährlich CHF 104,1 Millionen. Darin enthalten sind auch die Kosten für Betrieb und Unterhalt der Sendernetze sowie der Distributionsanlagen für die Erstverbreitung der Programme (Quelle Magazin Link,4. Juli 2017).

    Fazit: Wenn der Verein SRG Formate im Stile von „Glanz & Gloria“ finanzieren kann (durchschnittliche Zuschauerzahl 161000), so müsste der Bund auch eine jährliche Zuwendung für die Knochenarbeit der Keystone-SRG übrig haben. Wie man kürzlich lesen durfte, möchte die SRF-Direktorin Nathalie Wappler ihr ganzes Haus umkrempeln. Ihre Credo: Mehr digital und mehr für die Jungen.

    Frau Wappler wird bestimmt in wenigen Jahren eingestehen müssen, dass die Mehrzahl der Jungen kaum mehr treue SRF-Konsumenten sein werden. Netflix etc lässt grüssen.

    Fazit: 5% der SRG-Gebühren müssten jährlich für die volkswirtschaftlich wichtige Arbeit der Keystone-SRG abfallen.

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    • Ray Sinniger
      Ray Sinniger sagte:

      Sehr fundierte Entgegnung Frau Maier. Es macht den Anstrich, dass die system- und demokratierelevante Keystone-SDA mangels besseren Wissens ausgehungert werden sollte.

      Würde hoffen, dass die Schweiz endlich ihre nationale Nachrichtenagentur zu estimieren wüsste, bevor es zu spät ist. Die ständigen Sparrunden in dieser bedeutsamen Dienstleistungsbranche, gehen schon lange nicht mehr spurlos vorbei.

      Das Parlament sei gewarnt, die Problematik mit der Keystone-SDA auf die leichte Schulter zu nehmen. Eine einmalige finanzielle Zuwendung bringt wirklich zu wenig, weil Grundproblematik bloss aufgeschoben. Beispielsweise in Neuseeland gibt es seit dem Jahre 2011 keine nationale Agentur mehr, nachdem die New Zealand Press Association (NZPA) schliessen musste, mit fatalen Folgen für einen funktionierenden Informationsaustausch.

      Zu erwähnen wäre übrigens auch noch, dass Keystone-SDA eine wichtige Ausbildungsstätte für JournalistInnen ist. Viele arrivierte Medienschaffende haben ihre Karriere in der SDA oder bei der Keystone lanciert.

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    • Gerold Ott
      Gerold Ott sagte:

      Denke auch, dass die SRG ihre Kräfte endlich bündeln müsste. Der quantitative Ausbau (alleine vier Radiostationen in der Deutschen Schweiz) sollte auf angemessene drei Stationen reduziert werden.

      Seit Anfang 2019 wird die nationale Nachrichtenagentur Keystone-SDA nun endlich vom Bund finanziell unterstützt – die erste und bisher einzige direkte Medienförderung ausserhalb von Radio und Fernsehen. Der Kostenrahmen beträgt jährlich eher bescheidene zwei Millionen Franken, ab 2021 werden es dann maximal vier Millionen. Unterstützt werden definierte Angebote, die mir nicht bekannt sind. In diesen Bereichen besteht eine Leistungsvereinbarung zwischen dem Bund und Keystone-SDA.

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