30 Franken für den tollen Leichentransport

Wohin mit der Leiche?

Nach den Journalistenlöhnen sinken auch die der «Leser-Reporter». Da hilft auch keine Leiche.

Welchen Wert hat das Video eines Leichentransports? «20 Minuten» kennt die Antwort: 30 Franken.  Am Freitag musste das Pendlermagazin einmal seinen Gefühlen freien Lauf lassen. Es bedankte sich überschwänglich bei seinen Lesern für die «tollen Videos», die es zugeschickt bekommt: «Unsere Leser sind die besten Video-Reporter.» So ein tolles Video sei zum Beispiel am Sonntag der Rega-Einsatz wegen eines verunfallten Badenden gewesen. Ein 18-Jähriger ertrank und verstarb trotz Reanimationsmassnahmen. Des einen Pech, des anderen Glück. Ein «Leser-Reporter» filmte das Ganze und erhielt von «20 Minuten» 30 Franken überwiesen. Der glückliche Reporter kriegte ausserdem 100 Franken Prämie, weil die Zeitung am nächsten Tag ein Video-Screenshot im Print abdruckte. Und wenn der Film über eine halbe Million Mal angeklickt wird, regnet es 1000 Franken.

Die zentrale Frage lautet: Hätte der Leser sein tolles Video lieber dem «Blick» schicken sollen? Nein. Die stärkste Zeitung der Schweiz bezahlt nur 25 Franken pro publiziertes Video. Der «Leserreporter des Monats» kriegt immerhin 600 Franken, der «Leserreporter des Jahres» 1500 Franken. Die Messlatte ist aber ziemlich hoch. In die Kränze der besten Videos kommen zum Beispiel: Schiessereien in der Langstrasse oder ein brutaler Skiunfall, bei dem ein 5-jähriges Mädchen verletzt wird.

25 Franken oder 30 Franken – nicht nur Journalisten werden immer schlechter bezahlt. Wer früher «Tele Züri» einen guten Tipp gab, kriegte etwas Schickes und Unbrauchbares von «Bang & Olufsen», heute gähnt die Whistleblowern nur noch eine Eingabe-Maske an: «Mit dem Hochladen des Materials gewähren Sie uns das Recht zu dessen Nutzung und Weiterverbreitung.»

ZACKBUM.ch geht andere Wege: Unsere Leser-Reporter werden zu einem geselligen Abend eingeladen, mit Rot- und Weisswein, Whiskey, Rum und tollen Geschichten.

 

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