CNN Money Switzerland ist out of money

Insolvenzantrag gestellt, Livestream eingestellt.

Wie hier zuerst gemeldet wurde: CNN Money Switzerland wird die Bücher deponieren. Damit ist nach zweieinhalb Jahren ein weiteres privates TV-Experiment gescheitert.

Allerdings unter besonderen Umständen. Dem Unternehmer Christophe Rasch war es gelungen, vom Mutterhaus CNN eine Lizenz zu erwerben, um eine eigene Ausgabe von CNN Money auf die Beine zu stellen.

Klotzen statt kleckern

Vor etwas mehr als zweieinhalb Jahren ging dann CNN Money Switzerland auf Sendung. In Zürich hatte Rasch dafür ein hochprofessionelles (und superteures) TV-Studio gebaut; dazu ein schlagkräftiges Team geholt, als Aushängeschild den SRF-Moderator Urs Gredig und die vom chinesischen Staats-TV her bekannte Martina Fuchs.

Von Anfang an war es nicht nachvollziehbar, wie sich das Projekt mit 27 Mitarbeitern rechnen sollte. Merkwürdig erschien auch das Aktionariat, das als wichtigste Investoren zwei Brüder aus Bangladesh und einen Financier, ebenfalls aus Bangladesh, aufführte.

Diese Geldgeber sollen dem Vernehmen nach immer wieder nachgeschossen haben, als es zum Beispiel darum ging, Anfang dieses Jahres ein zweites Studio in der Welschschweiz zu bauen. Erst vor Kurzem hatte Rasch als Nachfolgerin von Gredig die bekannte Wirtschaftsjournalistin Patrizia Laeri von SRF abgeworben.

Sie amtierte seit 1. Juli als neue Chefredaktorin und brachte einen ganzen Strauss von Ideen ein, die sie ab nächste Woche verwirklichen wollte.

Die Mannschaft steht vor einem Trümmerhaufen

Nun steht die Mannschaft vor einem Trümmerhaufen, trotz des üblichen gewaltigen Einsatzes, der bei einem motivierten Team in der Startphase einen Teil des Erfolgs ausmacht.

Der andere Teil wäre aber eine sinnvolle Finanzstrategie des CEO. Nach einem Jahr CNN Money Switzerland und einer kontinuierlich im kaum messbaren Bereich liegenden Einschaltquote hatte Rasch noch getönt, dass Ferrari auch nur rund 2000 Autos pro Jahr verkaufe und dennoch profitabel sei.

Aber offensichtlich hat Rasch zwar einen Hang zum Luxus, den er auch in seinen Sommerferien auszuleben beliebt, aber sein Selbstbewusstsein ist wohl umgekehrt proportional zu seinen unternehmerischen Fähigkeiten.

Was passiert mit Gehältern und Rechnungen?

Wie es nun mit den 27 Mitarbeitern, zuvorderst mit Laeri, weitergehen soll, steht in den Sternen. Bis zur VR-Krisensitzung vergangenen Sonntag verweigerte Rasch jede Auskunft über die Situation des Senders.

Seither wurden mehrere Anfragen nicht mehr beantwortet. Weder direkt an CNN Money Switzerland, noch in Bangladesh.

So verständlich es auch ist, nicht mit Vorlauf anzukündigen, dass einem TV-Sender der Stecker gezogen wird: Dieses Ende haben die Mitarbeiter nicht verdient. Offenbar warten sie bis heute auf ihr Juli-Gehalt, wurden aber von Rasch im Unklaren gelassen, wie dramatisch die Situation tatsächlich ist.

Plötzlich sieht Rasch «rabenschwarz»

Nun sagt Rasch gegenüber «Blick», dass die Prognosen für die Medien in der Schweiz «rabenschwarz» seien. Deshalb habe der VR einstimmig, also auch mit seiner Stimme, beschlossen, den Sendebetrieb einzustellen.

«Länger als bis Ende August senden wir nicht», behauptet Rasch zudem. Allerdings: Der Livestream von CNN Money Switzerland ist schon jetzt nicht mehr online. Ein unwürdiges Ende, sicherlich ein Schock für die Mitarbeiter, die, im Gegensatz zu ihrem CEO, bis am Schluss alles gegeben haben.

Es soll zusätzlich zu den Gehältern unbezahlte Rechnungen in der Höhe von mehr als einer Million Franken geben. Es wird sich weisen, in welcher Form der CEO allenfalls seinen Verpflichtungen den Mitarbeitern gegenüber nachkommen kann und will. Vorläufig sagt er nur zynisch: «Der Ball liegt nun beim Konkursrichter.»

1 Antwort
  1. Luca Weilenmann
    Luca Weilenmann sagte:

    Das ist nicht zynisch, sondern rechtens. Er wird jetzt einen Teufel tun und sich mit leichtsinnigen Aussagen strafbar machen…

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