Coop- und Migrosmagazin im Visier

Kurt W. Zimmermann analysiert die Magazine von Coop und Migros. Zwei Tage später zieht Lucien Scherrer von der NZZ übers Migrosmagazin her. Beide treffen nicht ins Schwarze.

Doch beide scheint das sich schon früh abzeichnende Ja zur Vaterschaftsurlaubs-Vorlage zu nerven. Denn sowohl Kurt W. Zimmermann (Weltwoche) wie auch Lucien Scherrer (NZZ) äusserten recht energisch ihren Missmut darüber, wie im Werbemagazin von Migros Bundesrat Alain Berset (SP) Werbung für ein Ja zu mehr Papizeit machen konnte.

Zimmermann doziert in seiner Kolumne zudem, wie gut es den beiden Magazinen von Coop und Migros gehe. Kein Wunder: das Migros Magazin habe gegen 1,6 Millionen Auflage pro Woche und erreiche 2,2 Millionen Leser. «Die Auflage liegt damit eine halbe Million höher als die Auflage aller Abo-Zeitungen zusammen, von Blick bis NZZ». Noch eine Spur grösser sei die Coop-Zeitung mit einer wöchentlichen Auflage von über 1,8 Millionen Exemplaren und 2,4 Millionen Lesern. Zimmermann: «Es gibt wenig Direktiven von oben, sagt man auf den Redaktionen. Sparübungen gab es nie.» Und noch ein Bonmot von Zimmermann: «Sie werden nicht, wie bei Kundenmagazinen üblich, gratis im Laden aufgelegt, sondern per Post in die Briefkästen geliefert.»

Nach Jürg Peritz ging’s bergab

Recht hat Zimmermann bei den Auflagen und Reichweiten. Aber gespart wurde in den beiden Redaktionen, obwohl es dort laut Zimmermann ist «wie in den goldenen Zeiten». Die Coop-Zeitung ist seit der Pensionierung von  Coop-Vizechef und Marketing-Leiter Jürg Peritz nur noch ein Schatten ihrer selbst. Eigenwerbung noch und noch, der Chefredaktor Silvan Grütter beugt sich dem Kommerz. Das lernte er als vorheriger Leiter des Ressorts Unterhaltung bei der Schweizer Illustrierten (2012-2017) zur Genüge.

Beim Migros-Magazin ist der journalistische Kompetenzverlust nicht ganz so gross. Aber auch dort verliessen nach einer gewissen Aufbruchstimmung vor einigen Jahren mehrere kultur- und politikaffine Journalisten das Blatt. Inhaltlich ist es immer noch um Welten besser als das Coop-Pendant.

Überhaupt kommen die dicken Werbehefte nicht mehr so gut an wie vor Jahren. Denn oft quillen sie vor Werbebeilagen über. Damit versuchen Coop und Migros, die vielen Haushaltungen mit einem Stopp-Werbe-Kleber zu umgehen. Das Resultat sind saure Kunden, die zum Aldi oder Lidl abwandern. Nun haben Coop und Migros angefangen, ihr Magazin in den Läden aufzulegen. Aber das scheint Zimmermann nicht bemerkt zu haben.

Inspiration, Schulterzucken?

Nun zu Lucien Scherrer, dem neuen Medienjournalisten der NZZ. Scherrer hat mit seiner Kolumne als Nachfolger von NZZ-Medien-Doyen Rainer Stadler eine spezielle Ansage gemacht. Unklar ist, ob er sich für seine Samstagskolumne in der NZZ von der zwei Tage zuvor erschienenen Weltwoche inspirieren liess oder ob er einfach mit den Schultern zuckte. Nach dem Motto: Gleiches Thema, aber andere Zeitung. Also egal.

Unterschätzte Blocherzeitungen

Auffallend ist, wie Scherrer stärker aufs Migrosmagazin eindrischt und auch an Bundesrat Berset kein gutes Haar lässt. Dass er noch den Quervergleich zu Blochers Gratiszeitungen wagt, ist eher verunglückt. Natürlich ist die Reichweite der beiden Magazine von Coop und Migros grösser. Aber im Lokalen, sei es die Politik oder die Kultur, baut Blocher seinen Einfluss je länger je mehr aus. Vor allem, seit die grossen Medienhäuser auch dort sparen.

Lucien Scherrer tut der NZZ-Medienseite mit seiner rechtsbürgerlichen Färbung keinen Gefallen. Gefragt wäre nach wie vor eine ausgewogene Einschätzung, so wie dies Stadler Jahrzehnte schaffte. Doch Stadler hatte eben seinen Letzten bei der NZZ. Der 62-Jährige war der NZZ offensichtlich nicht mehr genehm. Der Start des Nachfolgers geriet nicht ideal.

In einer ersten Version  behauptete der Autor, Alan Berset sei neben dem Migros-Magazin auch in der Coop-Zeitung zu Wort gekommen. Das stimmt nicht. Dafür bittet der Autor um Entschuldigung.

3 Kommentare
  1. Simon Ronner
    Simon Ronner sagte:

    Herr Steinmann, wie bei anderen Zackbum-Artikeln von Ihnen zeigt auch dieser Beitrag, dass Sie mit politisch Andersdenkenden enorm Mühe bekunden. Was Sie dem NZZ-Kolumnisten vorwerfen ist Ihre Kritik hier: Übertrieben und zum Teil unsachlich.

    Erachten Sie doch die Nachfolge von Stadler unter einem anderen Blickwinkel: Die Medien haben einen klaren Linksdrall. Wer dies bestreitet, sollte übrigens dringendst mal aus seiner Bubble raus. Nun kommt einer, der die Sache aus nicht-linker Warte beobachtet und kommentiert.

    Muss man das gleich als Eindrischen diffamieren? Hat so eine Haltung für Sie gleich eine «rechtsbürgerliche Färbung» (eine Wertung ohne Zusatzkommentar, da natürlich und völlig selbstverständlich etwas ganz, ganz übles)? Wertschätzen Sie eine andere Sicht doch als Bereicherung! Sie können wirklich unbesorgt bleiben: Eine erdrückende Mehrheit der Medienschaffenden wird weiterhin klar linksaktivistisch tätig bleiben.

    «Aber im Lokalen, sei es die Politik oder die Kultur, baut Blocher seinen Einfluss je länger je mehr aus. Vor allem, seit die grossen Medienhäuser auch dort sparen.»

    Das ist doch positiv! Da baut einer aus, was von anderen gestrichen wird. Aber eben, ist halt der Blocher.

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  2. Victor Brunner
    Victor Brunner sagte:

    Die beiden Schönwettermagazine sind eigentlich aus der Zeit gefallen, nur im Abo erhältlich wären sie längst weg. Kaufen würden diesen Schrott nur wenige. Bei beiden Zeitungen ist die oberste Devise, nur über positive Internas berichten, oder negative so zurechtbiegen dass es gute sind, Prawda-Keule. Besonders ausgeprägt bei der MIGROS die eines der unfähigsten Management hat, Rosinen und Brands an bester Lage können sie nicht bewirtschaften. Dafür Anbiederung an Kundensegmente, die Betroffenheits- und Mahnfingerkunden, Dubler Mohrenköpfe. Natürlich sind alle Produkte hervorragend, alle gesund, keine zuviel Zucker, keine überflüssig. Kinderaktionen ie Bildli sammeln werden stark beworben, natürlich ohne den Hinweis dass es von einigen nur wenige gibt oder erst gegen Ende der Aktion in die Läden kommt. Bei beiden Grossverteiler sind es keine Informationsmagazine sondern Deformationsmagazine, Werbung, etwas SI, etwas Lebenshilfe (es schneitert), ein paar Rätsel dann noch mehrere Seiten Servelatprominenz, meistens Leute aus der Gähnszene, oder Bittemachtmichbekann- Ecke. Beide Magazine, mit Chefredaktoren ohne eigenen Willen, erfüllen den Anspruch «Kundenmagazin» nicht! Passend natürlich auch die schludrige Form, falsch in die Hände genommen liegen einzelne Doppelseiten rum, nicht einmal zu einer Heftung reicht es!

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    • Alois Fischer
      Alois Fischer sagte:

      Es geht hier zwar nur sehr unscharf um den Zackbumartikel, denn auch zu dem kann man nur sagen: Das deckt sich mit meiner Erfahrung und Einschätzung. Scheint aber die übrigen Migros- und Coopkunden wenig bis gar nicht zu kratzen. Weil gratis zu haben scheint, was natürlich nicht stimmt! Wir bezahlen sämtliche Werbe- und PR-kosten mit unseren Einkäufen und müssen uns auch die Riesenpleiten bei Interio und Globus ans eigene Bezahlerbein streichen lassen.
      Die nächste Katastrophe war schon vor mehr als einem halben Jahr bei Manor festzustellen: Kaum Personal, eine Kasse mit 1-2 Kassiererinnen pro Etage, schlechtester Kundenservice seit Jahren und geschultes Personal als Mangelware. Zudem ein Warenangebot, das den einst guten bis sehr guten Ruf dieser Häuser rasch vergessen liess. Bünzlizeugs und Designleichen samt billigstem Vintagekitsch. keine Alleinstellung, keine Innovation und dazu eben auch noch katastrophale Dienstleistung.
      Zu Ihrem Beitrag, Herr Brunner, habe ich nichts zu «rüsseln»; es istPunkt für Punkt ein Tatsachenbericht, wie auch ich ihn erlaben durfte, stop, musste. Denn so schnell gebe ich nicht auf und habe es eben immer wieder probiert: leider ohne Erfolg und ohne Nutzen für mich. Hier ist ähnlich wie bei Touring jedes Papier und Porto reine Verschwendung. Auch wenn es der Papiersammlung nützen würde.

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